Nach meinen Glückwünschen zu seinem Geburtstag erhielt ich eine sehr freundliche und persönliche Mail von Erich Bartel, in der er sich unter anderem sinngemäß als blutigen Retro-Laien bezeichnete.
Das hat mich natürlich gereizt und mich veranlasst, doch mal genauer nach seinen Retros zu schauen.
Viele seiner Retros sind kleine, pointierte Hilfsrückzüger, aber dann stolperte ich über eine Aufgabe von ihm, die ich heute vorführen möchte, die so gar nicht nach blutigem Laien ausschaut.
Die Schwalbe 1968
#1 vor 8 Zügen, VRZ Proca (6+15)
Im Verteidigungsrückzüger nehmen bekanntlich beide Seiten legale Züge zurück; Weiß versucht dabei, eine Stellung zu erreichen, in der er die Vorwärtsforderung (hier also Matt in einem Zug) erreichen kann; Schwarz versucht das zu verhindern. Beim Typ Proca entscheidet die zurücknehmende Partei, ob und ggf. was sie mit der Zugrücknahme entschlagen hat.
Nehmen wir zunächst eine Inventur der Stellung vor:
Bei Schwarz fehlt nur ein Springer, der auf der g-Linie (weißer Doppelbauer!) geschlagen worden war.
Bei Weiß fehlen zehn Steine, die schwarzen Bauern haben neun davon geschlagen (drei Schläge auf dem Damen-, sechs Schläge auf dem Königsflügel), zusätzlich starb [Lf1] zu Hause, da er nie ziehen konnte.
Sofort fällt die Batterie Lh6/Bg5/Kc1 auf, die möglicherweise zum Mattsetzen feuern kann. Aber das wird schwierig, denn dafür muss das Feld b1 geblockt oder gedeckt werden, außerdem müssten gleichzeitig vier schwarze Langschritter von der Diagonale h6-c1 abgesperrt werden.
Eine andere Möglichkeit wäre ein Grundlinienmatt, bei dem unsere Batterie wieder eine Rolle spielen könnte (Fesselung eines schwarzen Steins auf d2). Dieses Matt wird im Moment noch durch die schwarze Deckung des Feldes g1 sowie den zweiten Störstein auf der ersten Reihe verhindert.
Außerdem müsste hierfür ja noch ein weißer Batteriestein vorhanden sein, der im Vorwärtszug dann Tg1 feuern lassen kann.
Dafür kommt nur der weiße König infrage, der als Einzelkämpfer dies alles bewerkstelligen muss. Denn es ist nicht zu sehen, wie Schwarz gezwungen werden könnte, einen Entschlag, der ja durch einen Bauern erfolgen müsste, zurückzunehmen.
Der weiße König ist allerdings im Nordwesten eingemauert. Im Verteidigungsrückzüger kann dies sogar ein Vorteil für Weiß sein, da er so seinen König einem Schachgebot aussetzen kann, das Schwarz sofort zurücknehmen muss, um die Legalität der Stellung weiterhin zu gewährleisten; dies ermöglicht also häufig die Lenkung schwarzer Steine.
So auch hier beim Königsmarsch von Nordwesten nach Südosten: Weiß setzt seinen König stets einem Doppelschach aus, sodass Schwarz stets nur durch eine bestimmte Zugrücknahme aufheben kann. Und im Südosten kann er dann den sSe1 nach c5 lenken, sodass auch die Deckung von g1 aufgehoben wird.
Zum Schluss spielt dann die Batterie eine wichtige Rolle, sodass dann im Vorwärtszug Weiß durch Rücknahme seiner letzten K-Zug-Rücknahme matt setzen kann.
R: 1.Kb7-a8 Lb5-a6++ 2.Kc6-b7 Lc4-b5++ 3.Kd5-c6 Ld3-c4++ 4.Ke4-d5 Lc4-d3++ 5.Kf3-e4 Sd3-e1++ 6.Kf2-f3 Sc5-d3++ 7.Ke1-f2 Td2-d1+ 8.g4-g5 \amp; vor: 1.Kf2#.
Wie ich finde, ein sehr hübsches und instruktives Beispiel für einen Verteidigungsrückzüger. Übrigens bin ich mir ziemlich sicher, ohne es intensiv geprüft zu haben, dass das Stück auch einen korrekten Verteidigungsrückzüger vom Typ Høeg darstellt, bei dem ja bekanntlich die gegnerische Partei über einen (legalen) Entschlag entscheidet.
Nice walk by the white king.
Unfortunately, Black can do better: After -2… Lc4 he can mate by, e.g., 1… Lb3#.
The problem is easily ‘repaired’ simply by forbidding Black such forward defenses, even though they are an intrinsic part of the retro-game invented by Niels Høeg; I am old-fashioned and think that such a repair amounts to a kind of cheating, but the majority view nowadays seems to be that it is quite OK.
Indeed, Henrik, it were stupid to thing about “no forward defense” in Hoeg retractors, since he introduced this stipulation as a kind of game — with no forward defense always White would win, quite boring.
On the other hand Proca introduced his type of retractor without forward defense, this was discussed in the 70ties, just after Erich’s problem: If I remember correctly, in feenschach by Günter Lauinger.
But your comment shows, that my idea, it might be a correct Hoeg retractor as well, was nonsense, since “no solution” due to the forward defense.