Retro der Woche 38/2017

In der letzten Woche hatte ich eine Beweispartie vorgestellt, die ich dem „Ukraine-Album“ 2004 bis 2006 entnommen hatte.

Heute will ich daraus ein klassisches Retro vorstellen, das nicht allzu schwer zu lösen ist, aber sehr hübschen Inhalt zeigt. Wenn ihr das letzte Retro der Woche verfolgt habt, dann wisst ihr auch schon, wer heute Autor des ausgewählten Stücks ist.

Andrej Frolkin
Messigny 2006, 2. Ehr. Erw.
Löse die Stellung auf! (12+11)

 

Leicht ist die Frage zu beantworten, wer mit der Zugrücknahme beginnen muss: Der schwarze König steht im Schach, also muss Weiß mit der Rücknahme dieses Schachgebots beginnen. Etwas kniffliger ist die Frage nach den Bauernschlägen.

Bei Schwarz haben wir, leicht zu sehen, vier Schlagfälle durch die Bauern: dxe, fxe, gxf, hxg. Wir sehen allerdings keine direkten weißen Bauernschläge.

Das müssen wir uns genauer anschauen. Recht fix sehen wir, dass genau vier weiße Bauern fehlen, die allesamt nicht von den schwarzen Bauern geschlagen worden sind; sie müssen sich also umgewandelt haben. Da sBc2 nicht geschlagen haben kann, wissen wir schon, welcher Bauer sich wo umgewandelt hat: [Ba2] und [Bb2] nach insgesamt drei Schlägen auf c8, [Bc2] auf d8 mit einem Schlag, und [Bd2] schlagfrei ebenfalls auf d8.

Hinzu kommt noch exf, und damit sind auch alle weißen Schläge erklärt.

Nun untersuchen wir, wie der Käfig im Nordosten geöffnet werden kann: Das kann nur durch d7xe6 passieren. Und damit müssen wir noch warten, bis beide auf d8 erforderlichen Entwandlungen stattgefunden haben. Und damit stellen wir fest, dass Schwarz schnell ein Retropatt droht: Er kann ja im Moment nur mit Bc2 zurücknehmen. Daher muss sich schnell [Bc2] entwandeln, damit er dann durch entschlag Schwarz aus dieser Krux befreit. Warum [Bc2]? Weil der am schnellsten entwandeln kann!

Beginnen wir also:

R 1.Th6-h7+ c3-c2 2.Dd8-d1 c4-c3 3.d7-d8=D c5-c4 4.d6-d7 c6-c5 5.c5xD/T/Sd6, und Schwarz ist die Retropatt-Sorgen los, und damit ist auch schon die eindeutige Retro-Zugfolge beendet. Weiß muss nun noch Ta1 und Sb1 nach c8 bringen zur Entwandlung; Lc8 muss sich wegen der Felderfarben auf d8 entwandeln, und erst wenn alle Entwandlungen passiert sind, kann Schwarz das befreiende d7xe6 zurücknehmen, denn vorher muss er [Ta8] und [Lc8], die erst noch entschlagen werden müssen, nach Hause gebracht haben. Bei der weiteren Auflösung muss nur noch berücksichtigt werden, dass wKc7 nur über den Nordosten wieder in den Süden gelangen kann.

Und damit sehen wir als Thema dieser Aufgabe eine Pronkin-Allumwandlung!

Das Stück ist ein gutes Beispiel, dass bestimmte Themen gelegentlich in klassischen Retros schwer, aber in Beweispartien recht leicht darstellbar sind, oder, wie hier, genau anders herum.

Die Pronkin-Allumwandlung galt lange Zeit in der klassischen Beweispartie als nicht darstellbar. Ich kann mich noch erinnern, das muss beim mpk-Treffen im Oktober 2008 gewesen sein, als mir Gerd Wilts die Aufgabe vorgeführt hat, die dann als Retro der Woche 28/2014 hier reproduziert worden ist: Die hat mich damals beinahe vom Stuhl gerissen!

One thought on “Retro der Woche 38/2017

  1. Interesting observations about themes in proof games and resolution retros.
    This example shows that there is little need for Pronkin in resolution retros, because the four promoted officers did not have to be on a1-d1 in the diagram; Pronkin is a theme belonging to proof games, where you need motivation for the paradoxical waste of time bringing promoted officers back.

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