Retro der Woche 11/2018

Das erste Thematurnier, das die noch junge Zeitschrift StrateGems ausrichtete, war das Jubiläumsturnier anlässlich des 50. Geburtstages von Thomas Volet (* 23.10.1949); der Preisbericht erschien im Jahre 2001. Gleich zwei Aufgaben kamen auf den (geteilten) ersten Platz; die zweite werde ich hier auch noch vorstellen.

Andrej Frolkin
Thomas-Volet-50 Turnier 2001, 1.-2. Preis
Letzte 11 Einzelzüge? (15+10)

 

Der riesige Käfig im Südwesten kann nur aufgelöst werden, wenn ein Schild auf d1 es erlaubt, die schwarzen Türme wegzuziehen. Als Schild kommt nur eine weiße Dame oder ein weißer Turm in Frage, denn Läufer oder Springer können, egal welcher Farbe, d1 nicht erreichen.

Daher muss Schwarz das potenzielle Schild so schnell wie möglich entschlagen, da Weiß die Züge auszugehen drohen. Dieser Entschlag kann nur auf f6 erfolgen, da nur ein einziger weißer Stein fehlt.

Bevor das möglich ist, muss Schwarz aber zunächst den eigenen Königsflügel restaurieren: Turm nach h8, Läufer nach f8, König nach e8. Schon deshalb kann wBb7 nicht auf dem Damenflügel bleiben, denn dort ginge ihm schon nach drei Zügen die Luft aus — zu früh!

Also ist wBb7 der [Bg2]: So hat er fünf Züge zur Verfügung, und das reicht so gerade eben.

Mit unseren Überlegungen zum Einräumen des Königsflügels ist klar, dass einer der beiden schwarzen Türme im Diagramm ein Umwandlungsturm ist. Er ist [Ba7] und muss sich schlagfrei auf a1 entwandeln. Damit ist auch klar, dass [Ba2] auf b8 umgewandelt hat, um [Ba7] nach Hause kommen zu lassen.

Nun können wir uns anschauen, ob wir schon feststellen können, welche schwarzen Stein [Bg2] wo entschlagen hat? Ganz schnell muss ein schwarzer Turm wieder auf der Bühne erscheinen, den wir für den Königsflügel brauchen. [Bc7] und [Bd7] konnten nicht schlagen, mussten also auf ihren Linien geschlagen worden sein. Und damit sind für e4 und f3 noch die beiden fehlenden schwarzen Springer übrig. Damit ist dann klar, dass [Ba2] auf seinem Weg zur Umwandlung den [Bb7] geschlagen hat, womit wir alle fehlenden Steine erklärt haben.

Nun ist das Notieren der letzten elf Einzelzüge nicht mehr schwer, wenn wir — wegen des drohenden weißen Retropatts nicht überraschend — Schwarz mit der Rücknahme beginnen lassen:

1.– Lg7-h8 2.c6xTb7 Tb8-b7 3.d5xBc6 Tf8-b8 4.e4xBd5 O-O 5.f3xSe4 Lf8-g7 6.g2xSf3 g7xDf6..

Damit ist nun dem Anschein nach der komplette Süden total verrammelt, aber mit sorgfältigem Spiel lässt sich die Stellung doch auflösen.

Das solltet ihr unbedingt selbst probieren. Dazu muss zunächst die weiße Dame nach d1, die schwarze Dame muss dann h2 geräumt haben. Dann geht Dd1-x1 Te1-e2 h2-h3! und weiter z.B. Th1-e1 Dg1-d1 Te2-d2 Dg1-d1 Td1-d2 Kd2-c1.
Nun kann Weiß den Südwesten entflechten und die erste Reihe freimachen für die schwarzen Türme. Einer der beiden verlässt via a1 den Käfig, der andere entwandelt dann auf a1. Anschließend entwandelt sich noch eine der weißen Damen auf b8.

Für mich eine sehr klare und ansprechende Darstellung des „Volet-50“ Themas: Ein weißer Bauer auf b7 kommt von g2. Hier erfolgen die fünf thematischen Schlagfälle direkt nacheinander, und die Schlagopfer können genau festgestellt werden.

2 thoughts on “Retro der Woche 11/2018

  1. A very charming resolution retro.
    A white pawn that has captured diagonally from row 2 to row 7 is called a Volet pawn (similarly for a black pawn). Did this theme name originate with this tourney?

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