Retro der Woche 30/2025

Mit dem Juni-Heft der Schwalbe und den dortigen Lösungsbesprechungen ist nun der Urdruck-Jahrgang 2024 abgeschlossen — und die Preisrichter können sich nun bald an die Arbeit machen.

Wenn ich nun eine Aufgabe aus dem Dezemberheft hier vorstelle, ist das garantiert kein Präjudiz für meinen Preisbericht — ich muss gestehen, dass ich mir die Urdrucke noch nicht so gründlich angeschaut habe, dass ich schon irgendetwas verraten könnte.

Nein, die heutige Aufgabe habe ich einfach ausgesucht, weil sie mir sehr gut gefällt!

Gianni Donati
Die Schwalbe 2024
Beweispartie in 24,5 Zügen (12+15)

 

Schauen wir zunächst nach den Schlagfällen: bei Schwarz fehlt genau die Dame, die offensichtlich auf b3 geschlagen wurde. Auch bei Weiß sind noch alle Bauern an Bord, dafür fehlen Dame, ein Turm und beide Läufer. Zwei dieser Schläge (dxc und g3xh2) sind klar. Ebenfalls ist klar, dass der schwarzfeldrige weiße Läufer zuhause sterben musste, hingegen ist Art und „Todesfeld“ des vierten fehlende weißen Steins nicht offensichtlich.

Helfen die sichtbaren Züge weiter? Bei Weiß nicht wirklich, kommen wir doch auf 0+0+0+0+3+4=7 Züge — allerdings müssen wir „natürlich“ berücksichtigen, dass nicht alle Schlagopfer wie der [Lc1] zuhause gestorben sind.

Was sehen wir bei Schwarz? 4+2+2+3+2+6=19 — fünf schwarzen Züge sind noch frei.

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Preisbericht Champagne-Turnier 2024

Update: Dank an Dirk Borst für den Hinweis auf ein heftiges Versehen …

Im Juni hatte ich hier die Ausschreibung zum Champagne-Turnier 2025 (Thema: Platzwechsel zweier Steine), und nun ist bereits das Update des Preisberichts 2024 erschienen!

Man sieht, dieser Bericht benötigte einen gewissen Reifeprozess, da sich eine Aufgabe zunächst als verbesserungs-resistent gegen die Nebenlösungen erwies — nun ist hoffentlich auch die korrekt.

Wieder einmal ein interessantes Turnier war das; es lohnt sich, den Preisbericht zu studieren — und wenn der 2025er Bericht erscheint, werde ich natürlich hier im Blog darauf eingehen!

Retro der Woche 29/2025

Im Partieschach kann ein Spieler Remis reklamieren, wenn er nachweist, dass er mit seinem nächsten Zug eine Stellung herbeiführen kann, die bereits zweimal auf dem Brett gestanden hat: Gleiche Postition und gleiche Zugrechte. diese Kann-Regel wurde schon im Piraner Kodex von 1958 zur Muss-Regel beim Problemschach, denn dort gibt es ja keinen Spieler, der das Remis einfordern kann.

Diese Regel ist auch sehr nützlich: Ohne sie gäbe etwa keine Pendel-Manöver im Verteidigungsrückzüger, Schachprobleme können also mit dieser Regel vielfältiger sein als ohne!

Ähnlich macht man es auch mit der 50-Züge-Regel: Kein Schlag, kein Bauernzug in den letzten 50 Zügen führt zwangsweise zum Remis — beim Problemschach hat man auch „keine Rochade“ hinzu genommen; das wechselt beim Partieschach gelegentlich, ist dort aber in den Endspielen, in denen diese Regel meist relevant ist, nicht von besonderer Bedeutung. Und ja, da dies nicht eindeutig festgelegt ist, ist dies eine (aber allgemein akzeptierte) Grauzone.

Interessante, meist recht recht komplexe klassische Retros lassen sich mit der 50-Züge-Regel konstruieren; Nikita Plaksin war ein Meister darin, solche Mechanismen zu erfinden. Aber so kompliziert muss es gar nicht immer sein, wie das heutige Beispiel von Thierry Le Gleuher zeigt.

Thierry Le Gleuher
The Problemist 2021, Spezialpreis 2021-2022
Woher kommen die Türme? (14+11)

 

Weiß hat drei Türme; der einzig fehlende Bauer [Bb2] muss sich also umgewandelt haben. Damit fehlen bei Weiß Dame und ein Springer, die beide im Nordosten geschlagen wurden. Für die Turmumwandlung war ein Schlag nötig (bxXa7), der schwarze Damenläufer wurde zu Hause geschlagen, und die drei anderen fehlenden schwarzen Stein starben im Südosten. Und damit sind alle Schläge erklärt.

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Tolle Platzierungen

Update 11.7.2025:
Schaut auch nach dem Bericht des DSB!

Bei den Löseturnieren im Rahmen des WCCC in Alba Iulia gab es aus deutscher Sicht hervorragende Ergebnisse:

Nachdem es am ersten Tag der Löseweltmeisterwschaft (WCSC) nicht danach ausgeschaut hatte, schaffte es das deutsche Löseteam (Boris Tummes, Andreas Rein und Ronald Schäfer) noch aufs Treppchen, belegte hinter Seriensieger Polen und Litauen den großartigen dritten Platz.

Auf diesem Platz landete in der Einzelwertung auch Arno Zude hinter den beiden Polen Piotr Murdzia und Kacper Piorun; damit konnte er gleichzeitig seine Rating-Zahl um beinahe 70 Punkte verbessern.

Boris Tummes hat auch sehr erfolgreich am Retro- und am Märchenschach-Löseturnier teilgenommen, auch dort landete er jeweils auf Platz drei.

So wird Alba Iulia vielleicht als das Bronze-WCCC in die Geschichte der Schwalbe eingehen?!

Die detaillierten Ergebnisse und auch die zu lösenden Aufgaben dieser Wettbewerbe sowie des Open findet ihr auf der entsprechenden Resultate-Seite des WCCC.

Retro-Löseturnier beim WCCC

Am 7. Juli fand beim WCCC in Alba Iulia ein Retro-Löseturnier statt: in zwei Stunden waren acht Aufgaben zu lösen, die ihr euch auf der WCCC-Seite anschauen könnt. Vielleicht wollt ihr selbst lösen? Nehmt euch doch zwei Stunden Zeit dafür und schaut, wie ihr abgeschnitten hättet?

Auf der Ergebnis-Seite findet ihr dann nicht nur die Lösungen mit den Quellen-Angaben, sondern auch das (noch vorläufige) Ergebnis — und das finde ich ebenso bemerkenswert wie großartig: ein Triumph der Jugend!

Mit 32 von 40 möglichen Punkten gewann Joachim Hambros deutlich vor Audrey Kueh, die letztes Jahr bei der Europameisterschaft in Hagen zum ersten Mal Retros gelöst hatte. Sie erreichte 25 Punkte und konnte sich gegenüber dem einzigen nicht mehr ganz so Jugendlichen, nämlich Boris Tummes, aufgrund der besseren Zeit durchsetzen. Hinter Joost Michielsen, den einige im Mai in Andernach kennenlernen konnten, platzierten sich auf Platz 5 und 6 zwei weitere Jugendliche.

Ein, wie ich finde, mehr als erfreuliches Ergebnis, das einen für die Retro-Zukunft vielleicht noch ein wenig optimistischer macht?!

Retro der Woche 28/2025

In den Beiträgen der letzten beiden Wochen hatte ich bereits Preisträger des 11. WCCI vorgestellt: jeweils eine Aufgabe des Drittplatzierten Andrij Frolkin und des „runner-up“, wie die Engländer so schön sagen, Dmitrij Baibikov.

Heute ist nun natürlich der Sieger an der Reihe, da stelle ich eine der Aufgaben, die Silvio Baier fürs WCCI eingesandt hatte, vor.

Silvio Baier
The Problemist 2022, 1. Preis
Beweispartie in 32,5 Zügen (12+14)

Soo viele Züge — und nur einer bei Weiß sichtbar? Das Thema können doch nur ein paar Umwandlungen bei Weiß sein — und vielleicht erinnert ihr euch an eine tolle Artikelserie von Silvio in der Schwalbe Dezember 2022 bis April 2023 zur Themenkombination “Je zwei Ceriani-Frolkins und Pronkins” — die ist übrigens immer noch lesens- und studierenswert.

Beim Blick aufs Diagramm könnte man auf den Gedanken kommen: „die a-, d- und h-Linie sind offen, da bieten sich doch Turm- und/oder Damen-Pronkins an?“ Brav haben ja die schwarzen Offiziere, die anfangs dort auf der 8. Reihe stehen, auch Platz geschaffen.

Nun gilt es also nur noch die zwei Ceriani-Frolkin-Steine zu bestimmen — und dann zu schauen, was Weiß mit den übrig gebliebenen Zügen machen muss?

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Start in Alba Iulia

Heute beginnt im rumänischen Alba Iulia das wie immer einwöchige 76. WCCC (World Congress of Chess Composition) — hier könnt ihr ein wenig über Stadt und Geschichte der Hauptstadt des Kreises Alba in Siebenbürgen erfahren.

Neben den offiziellen WFCC-Sitzungen bilden traditionell die Löseweltmeisterschaft (WCSC) am Dienstag und Mittwoch sowie bereits am Montag das offene Löseturnier die Programm-Höhepunkte. Und für die Retrofreunde dort findet ebenfalls am Montag ein Retro-Löseturnier statt.

Allen wünsche ich heute eine gute Anreise und eine schöne, interessante und erfolgreiche Woche in Alba Iulia. Natürlich werdet ihr in den kommenden Tagen auch hier Informationen dazu finden können.

WCCI-Ergebnisse final

Nachdem die vorläufigen Ergebnisse der 9. Kompositionsweltmeisterschaft (World Championship in Composing for Individuals, WCCI) bereits veröffentlicht waren, steht nun auch der endgültige Bericht auf der WFCC-Seite bereit; gegenüber dem vorläufigen gab es nur eine leichte Veränderung bei den Märchenproblemen.

Besonders möchte ich euch allerdings den Director’s Report von Shankar Ram zur Lektüre empfehlen: er enthält nicht nur Turnierstatistik, die u.a. zeigt, dass die Beteiligung an der Retro-Abteilung noch nie so groß gewesen war wie dieses Mal, sondern erhält auch interessante Hintergrund-Informationen und einen humorvollen Abschlussteil — viel Spaß dabei!