Am Sonnabend hatte ich nicht nur die beiden neuesten feenschach-Hefte im Briefkasten (siehe den Hinweis hier im Blog), sondern auch die neue Ausgabe des Probleemblad. Dem entnehme ich aus der Lösungsbesprechung des vorvergangenen Hefts eine Beweispartie des Belgiers Itamar Faybish als Retro der Woche.
R-399 Probleemblad IV-VI/2012
Beweispartie in 15 Zügen (14+15) C+
Weiß hat nach 15 Zügen noch seine Partieausgangsstellung, nur die beiden Steine der a-Linie fehlen. Und bei näherem Betrachten ist vielleicht am überraschendsten die Position des schwarzen Turms auf b5: Wie kann der nur dort hingekommen sein?
Die Vermutung liegt nahe, dass die schwarzen Bauern auf dem Damenflügel ihrem Turm den Weg frei gemacht haben, also überkreuz geschlagen haben. Damit könnten beide fehlenden weißen Steine erklärt werden.
Zählt man nun die schwarzen Züge, meint man zunächst, mit 13 auskommen zu können — aber wie ist der sTb5 an seinem König vorbei gekommen? Der muss also Platz gemacht haben und anschließend zurückgekehrt sein: macht 15. Und das beweist nun, dass der fehlende sS nicht gezogen haben kann, sondern auf seinem Ausgangsfeld geschlagen worden ist!
Zunächst stellt man sicherlich einen weißen Springer unter Mordverdacht, aber die raffinierte Figurenaufstellung im Nordwesten beweist deren Unschuld, denn wie sollte der weiße Turm dann dort geschlagen worden sein. Und das “dort” muss wegen der Bauernstellung b6 sein, denn der weiße a-Bauer konnte nicht selbst geschlagen haben und starb daher (siehe oben – Platz machen für den sT von h8) auf a6.
Nun ist die Lösung vielleicht nicht mehr allzu schwer, aber wie ich finde nicht minder hübsch:
1.a4 e5 2.a5 Lb4 3.a6 bxa6 4.Ta5 Lb7 5.Tb5 Le4 6.Tb7 c6 7.Tc7 Ke7 8.Tc8 Da5 9.Txg8 g6 10.Tg7 Tc8 11.Tg8 Tc7 12.Tc8 Tb7 13.Tc7 Tb5 14.Tb7 Ke8 15.Tb6 axb6.
Und dann können wir auch alle noch etwas holländisch lernen; der Kommentar von Piet le Grand ist nun sicher einfach zu verstehen: “Prachtig hoe de witte toren een weg vindt door de zwarte stelling.”