Quasi eine Fortsetzung zum letzten Retro der Woche bildet die heutige Aufgabe: Sie erschien direkt hinter dem Stück aus der letzten Woche. Auch hier sei wieder ein Löser-Kommentar an den Anfang gestellt, dieses Mal von Ronald Schäfer: “Bei meinem Sohn ist gerade Schiffe versenken angesagt, das ist die dazugehörige Neuerung: Pferde versenken.” Schauen wir uns also an, was er damit meint?!
15122 Die Schwalbe II/2012
Beweispartie in 21,5 Zügen (15+12)
Hier bietet es sich wieder an, weiße Züge zu zählen: Da sehen wir sofort (mindestens) vier Bauernzüge, ebenso viele Springerzüge, und die Läufer haben mindestens sechs Mal gezogen. König und Dame haben dem ersten Anschein zusammen nur drei Mal gezogen, aber genaueres Hinschauen zeigt, dass sie vier Züge brauchen: Die Dame kommt nur in drei Zügen nach h2, wenn ihr königlicher Nachbar in einem Zug nach f1 gelangt ist; wenn sie es in zwei Zügen schafft, muss der König sie via f2 durchgelassen haben.
Das aber bedeutet, dass wir nur noch vier Züge für die Türme übrig haben. also muss der d5-Turm von a1 kommen, der auf b2 von h1. Hierzu muss letzterer das Platzmachen seines Königs genutzt haben; wir wissen also, dass Weiß Kf2-f1 gezogen hat. Das bedingt aber gleichzeitig, dass die weißen a- und b-Bauern überkreuz geschlagen haben müssen (erst axb), um den wTa1 herauszulassen.
Nun schauen wir uns die schwarzen Züge an, und wie sehen auf dem Brett genau fünf. Wie sind die anderen erfolgt — und vor allen Dingen: Wie und wo sind die fehlenden schwarzen Bauern verschwunden? Die fehlenden Damenflügel-Bauern müssen sich den Betrüger-Bauern zum Fraß vorgeworfen haben. Und ihre Kollegen vom Königsflügel? Sie können wegen der Wege der weißen Steine weder zu Hause noch auf ihrem Weg nach vorn geschlagen worden sein — sie müssen sich umgewandelt haben, um verschwinden zu können. Und wo? Da bei Weiß nur Bg2 fehlt, der nicht gezogen haben kann, bleibt nur h3xg2-g1=X und g7-g1=Y.
Und nun können wir auch schon in Einzelteilen die Zugfolge erschließen: Sf3, f3, sBh3xg2-g1=X, h4 und Lh3, sBg2, Kf2 (erst jetzt, um ein Schachgebot durch den g-Bauern zu vermeiden!), DxXg1-h2, Thb1, g1=Y, Kf1, Lxg1.
Das haben wir uns ausschließlich mit retoranalytischen Überlegungen erarbeitet, ohne einen einzigen Vorwärtszug von der Partieausgangsstellung gespielt zu haben. Nun können wir zuerst noch herausfinden, dass zumindest X nur ein Springer sein konnte (wegen der Positionen des weißen Königs). Aber auch Y kann nur ein Springer gewesen sein, da zunächst der sSd1 via e3 sein Zielfeld erreichen musste, bevor der wK ein Zielfeld f1 erreichen konnte, deswegen scheidet für Y auch ein Läufer aus.
Und damit kennen wir auch schon den thematischen Inhalt der Aufgabe: Doppelter Springer-Schnoebelen (Umwandlungsstein wird, ohne dass er noch einmal gezogen hat, auf seinem Umwandlungsfeld geschlagen) — darauf spielte der oben zitierte Kommentar natürlich an — und weiße Betrüger-Bauern (könnten auch schlagfrei gezogen haben, mussten aber schlagen) auf a3 und b3.
Und nun ist es auch nicht mehr schwer, die restlichen Details der Lösung zusammen zu bekommen.
1.Sf3 b5 2.Sd4 b4 3.f3 b3 4.axb3 h5 5.Ta5 h4 6.Td5 h3 7.Sb5 hxg2 8.h4 g1=S 9.Lh3 a5 10.Lf5 a4 11.Ld3 a3 12.bxa3 g5 13.Lb2 g4 14.Ld4 g3 15.S1c3 g2 16.Kf2 Sh6 17.Dxg1 Sf5 18.Dh2 Se3 19.Tb1 g1=S 20.Tb2 Sd1+ 21.Kf1 f5 22.Lxg1.
Zumindest auf den ersten Blick kommt sicher auch die Sequenz Lf1:Bg2-e4-d3 infrage. Nebenlösungen dieser Art waren die Hauptschwierigkeit, das korrekt zu bekommen.
Vorläufer war die 13636 von Kostas Prentos aus der Schwalbe 229 mit doppeltem Schnoebelen und einem zusätzliche Ceriani-Frolkin-Springer. Später konnte ich das straffen – siehe 13636v in den Bemerkungen und Berichtigungen in Heft 242. Wegen der Nähe zur 13636 bekam die obige Aufgabe den Zusatz “nach Kostas Prentos”. Eigentlich hoffte ich, die beiden Schnoebelenumwandlungen mit zwei zusätzlichen Ceriani-Frolkin-Springern zu kombinieren, aber das war vergebens. So blieb mit obiger Aufgabe die vermutlich erste (und bisher einzige?) FPG mit Schnoebelenteil.