Bei “Vorwärts-Aufgaben” wird oft großer Wert auf einen Schlüsselzug gelegt, der möglichst versteckt ist: Klar, bei einem Zweizüger bleiben nicht viele weitere Möglichkeiten, dem Löser Schwierigkeiten zu bereiten (“Probleme zu schaffen”) bei seinem Versuch, sich selbst die Aufgabe zu erschließen.
Anders schaut dies häufig bei Retros aus: Bei Auflöse-Aufgaben ist ein offensichtlicher letzter Zug nicht unbedingt ein Makel, sondern häufig als technisches Mittel erforderlich, um die Partei zu definieren, die in der Stellung am Zug ist. Die Schwierigkeit und auch der eigentliche Inhalt der Aufgabe ergibt sich halt nicht aus der ersten Zugrücknahme, sondern aus der weiteren Auflösung.
So auch bei dem Stück, das ich euch heute vorstellen möchte: Der letzte Zug ist sehr leicht, quasi sofort zu sehen, aber das ist nicht schlimm.
Michel Caillaud
Die Schwalbe 2006, 2. Preis (Werner Keym gewidmet)
Löse die Stellung auf (16+7)
Dass Schwarz zuletzt gezogen hat, ist durch das Schach gegen den weißen König offensichtlich, das Schachgebot ist nur durch 1.– Lc3-h8+ zu erklären. Dabei kann der Läufer auf h8 nicht geschlagen haben, da Weiß noch über all seine 16 Steine verfügt.
Wenn wir diesen Zug zurücknehmen, sehen wir allerdings schnell, dass Schwarz nun über keine Retrozüge mehr verfügt, Weiß muss also Schwarz Züge ermöglichen, um das drohende Retropatt des Schwarzen zu vermeiden, erst dann kann er sich konkrete Gedanken um die Auflösung des Käfigs im Süden machen.
Zur Auflösung muss Weiß den fehlenden schwarzen Springer auf b2 entschlagen, damit der auf d1 Schachschutz geben kann für die Rücknahme von De1-e2.
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