Retro der Woche 28/2013

StrateGems ist üblicherweise nicht nur sehr pünktlich (das aktuelle Juli-Septemberheft 2013 hatte ich am 1. Juli im Briefkasten), sondern auch sehr schnell mit seinen Preisberichten: So enhtält dieses Heft nicht nur den Retro-Preisbericht von 2010 (1. Preis an Günther Weeth mit einem großartigen AC-Proca, Richter: Gerd Wilts), sondern auch schon der Retro-Preisbericht des Jahres 2012!! Richter war hier Henrik Juel.

Der erste Preis ging an ein sehr schönes klassisches Retro:

Nikolai Beluchow & Andrej Frolkin
R0191 StrateGems 2012, Michel Caillaud gewidmet
Löse auf (15+14)

 

Der riesige Retroknoten im Westen und Norden kann nur nach der Rücknahme von e2xd3 aufgelöst werden; beginnen wir also mit der Inventur: Wegen der im Diagramm fehlenden Bauern auf der h-Linie muss dort bzw. auf der g-Linie irgendetwas geschlagen worden sein. Bei der Klärung dieser Frage hilft nun, dass Schwarz über zwei weißfeldrige Läufer verfügt; einer muss also durch Umwandlung entstanden sein. Und diese Umwandlung konnte nur auf h1 erfolgen.

Weiterlesen

Preisberichte von Problemschachtreffen

Die beiden traditionellen Problemschachtreffen über Christi Himmelfahrt in Andernach (heuer zum 39. Male) und in Messigny (heuer zum 34. Male) über Pfingsten sind schon wieder eine Weile vorbei, und nun sind im Internet die Preisberichte der dort durchgeführten Turniere vorab veröffentlicht worden.

Ihr könnt sie für Andernach und für Messigny herunterladen; ich wünsche euch viel Spaß bei der Lektüre!

Ein Monat Zeit

Ein Monat Zeit bleibt euch noch, euch an den Thematurnieren zur Feier der runden Geburtstage von Hemmo Axt, Hans Peter Rehm und Zdravko Maslar zu beteiligen: Einsendeschluss für alle drei Turniere ist der 31. Juli 2013.

Die Themen aller drei Turniere dürfen sowohl in ortho- wie heterodoxen Problemen dargestellt werden, im Vorwärtsspiel wie in Retros. Schaut doch einmal in die Ausschreibung — vielleicht fällt euch ja noch eine tolle Aufgabe ein?!

Nach Hause…

Nicolas Dupont hat bei “chessproblems.ca” ein Thematurnier ausgeschrieben für Aufgaben mit der von ihm erfundenen Bedingung Back-Home (englischer Begriff, im französischen Original Retour) — und ich schlage vor, dass wir im Deutschen den französischen Original-Begriff verwenden.

Während E.T. nach Hause telefonieren wollte, müssen bei Retour-Aufgaben Steine, wenn dies legal möglich ist, auf ihr Ursprungsfeld in der Diagrammstellung ziehen, bei mehreren möglichen Retour-Zügen hat der Ziehende freie Auswahl. Für Umwandlungsfiguren gilt die Diagrammposition des Bauern, der sich umgewandelt hat.

Nach dem Willen des Erfinders hat diese Retour-Regel sogar Vorrang vor Schachgeboten; dies will ich an einem kleinen Beispiel erläutern: wTd1, wBf6, sKe8 — Schach in einem Zug, Retour.

1.Td8? ist kein Schachgebot, sondern nur eine Verführung, denn Weiß muss ja in seinem nächsten Zug zurück nach d1. Deshalb kann Schwarz ganz ruhig z.B. 1.– Kf8 ziehen, nicht jedoch 1.– Kd7??, denn dies wäre Selbstschach, da der König dem Turm seinen Rückweg nach d1 versperren würde. Somit löst nur 1.f7+, denn der Bauer kann nicht legal wieder nach f6 ziehen.

Ein Beweispartie-Beispiel aus der Ausschreibung:

Nicolas Dupont
J.-M. Trillon Gedenkturnier 2012, 1. ehrende Erwähnung
Beweispartie in 13,5 Zügen, Retour (16+15)

Lösung: 1.e4 a5 2.e5 a5 3.e6 Ta5 4.La6 (versperrt den Rückweg) 4.– Te5+ 5.Se2 d5 6.0-0 Dd6 7.exf7+ Kd7 (die sD kann nun nicht nach Hause) 8.f4 Db6 (nicht sofort 8.– Kc6?? — und warum nun noch nicht 9.Kf2?) 9.f5 Kc6 (Und nun beginnt das Aufräumen bei Weiß.) 10.Kf2 Kb6 11.Th1 Ka7 12.Sg1 Ka8 13. Lf1 Ld7 14.Ke1.

Das Turnier ist in drei Gruppen ausgeschrieben, die dritte fordert Beweispartien, Richter hierfür ich Michel Caillaud. Die genaue Ausschreibung könnt ihr bei chessproblems.ca herunterladen, die Einsende-Formalitäten und Termine findet ihr wie üblich auch im Problemschach-Kalender.

Nun viel Spaß mit Experimenten mit dieser interessanten neuen Märchenart!

Retro der Woche 27/2013

Wenn wir hier im Blog bisher über Verteidigungsrückzüger gesprochen haben, dann quasi ausschließlich über den Typ Proca: Hier entscheidet die zurück nehmende Partei über die Art eines möglichen Entschlags.

Im Typ Høeg, der etwa gleichzeitig mit dem Proca-Typ etwa 1923/24 entstanden ist, entscheidet die Gegenseite über die Art eines möglichen Entschlages; in beiden Fällen müssen solche entschläge selbstverständlich wieder zu legalen Stellungen führen.

Der große Thomas R. Dawson meinte, der Høeg-Typ sei logischer und für Probleme besser geeignet als der Proca-Typ, doch nachdem beide Typen gut 50 Jahre mehr oder weniger im Dornröschenschlaf verbracht hatten, begannen in den späten 70er Jahren des letzten Jahrhunderts mehrere Komponisten, sich intensiver mit dem Proca-Typ zu beschäftigen; hier muss ganz besonders Wolfgang Dittmann erwähnt werden, aber auch Nikita Plaksin.

Im Wolfgang-Dittmann-Geburtstagsturnier sind nun Vertreidigungsrückzüger (VRZ) mit logischem Inhalt gefordert; explizit beschränkt dies sich nicht auf den Typ Proca. Darum möchte ich hier und heute einen Høeg-VRZ vorstellen, der trotz der Zuglänge nicht allzu schwer zu durchschauen ist:

Per Grevlund
feenschach 1974, 1. ehrende Erwähnung
#1 vor 7 Zügen, VRZ Høeg (4+3)

Zieht wSh8 beliebig, so kann Schwarz auf h8 z.B. eine schwarze Dame entschlagen und damit seine Verteidigungskräfte signifikant stärken. Andererseits darf auch Schwarz nicht einfach seinen Springer ziehen, denn dann reagiert Weiß ebenfalls mit dem Entschlag einer Dame und setzt damit dann sofort matt.
Weiterlesen

StrateGems wieder im Netz

Lange Zeit war die Zeitschrift der US-amerikanischen Problemschachvereinigung “Good Companions”, StrateGems, nicht über das Internet zu erreichen; nun ist die Site wieder online: Hier ist der Link.

Hier werden im Moment die Mitarbeiter vorgestellt, es können aktuelle Preisberichte herunter geladen werden, die einzelnen Abteilungen stellen sich vor; selbstverständlich gibt es Errata- und News-Bereiche, und auch ein Buchversand ist anschlossen.

Schaut mal vorbei!

Retro der Woche 26/2013

Gerald Ettl aus Meitingen am Lech (ca. 20 Kilometer nördlich von Augsburg) ist ein sehr vielseitiger Problemist: Er hat nicht nur als Komponist ein sehr breites Spektrum von neudeutschen Aufgaben über Märchenschach bis zu Retros, sondern tut auch sehr viel für die Popularisierung des Problemschachs. Er betreibt eine eigene Website, auf der er u.a. regelmäßig hauptsächlich eigene Aufgaben mit Videos vorstellt — das lohnt sich, da einmal vorbei zu schauen.

Darüber hinaus stellt er die Ausgaben des Münchener Problemkreises zum Anschauen und Herunterladen zur Verfügung, und er hat eine Problemschach-Datenbank entwickelt, die er als Open Source Programm zur Verfügung stellt.

Eines seiner jüngeren Retro-Probleme möchte ich heute präsentieren:

Gerald Ettl
feenschach 2012, Andrej Kornilow in memoriam
Letzte 24 Einzelzüge? (15+12)

Beginnen wir wieder mit der Schlagbilanz: Bei Weiß fehlt nur ein Stein (der [wLc1]), daher kann Schwarz keine Bauernschläge am Damenflügel vorgenommen haben: Bei der schwarzen Bauernstruktur wären mindestens zwei Schläge erforderlich. Also erfolgten vier Schläge durch Weiß, die sofort alle fehlenden schwarzen Steine erklären: b2xa3, c5xd6, axb, b4xc5, und auch axb ist eindeutig: Da alle anderen Schläge auf schwarzen Feldern erfolgen, aber auch der [sLc8] fehlt, muss der auf b3 geschlagen worden sein. Wir können also axb durch a2xLb3 konkretisieren.
Weiterlesen

Noch ein Thematurnier

Nachdem ich in den letzten Tagen bereits die Thematurniere zum 60. Geburtstag von Marco Bonavoglia und zum 80. Geburtstag von Wolfgang Dittmann angekündigt hatte, hat feenschach nun auch ein Turnier zur Feier des 70. Geburtstags von René J. Millour ausgeschrieben. das in allen Gattungen (orthodox und Märchenschach), selbstverständlich auch in Retros Aufgaben mit Umwandlungen fordert.

Die Ausschreibung zusammen mit einem Aufsatz des Jubilars, der das Turnier richten wird, könnt ihr von der feenschach-Seite herunterladen.

Eure Einsendungen richtet bitte bis zum 18. März 2014 an Hans Gruber per E-Mail (hg.fee(AT)t-online.de). Viel Spaß und Erfolg!