Retro der Woche 17/2013

Zum heutigen Retro der Woche schrieb Silvio Baier folgenden Löserkommentar:

“Zu sehen ist doppelter Anti-Pronkin mit Schlag der Themafiguren. Das ist schon sehr schwer darzustellen, aber hier werden zusätzlich auch noch die UW-Figuren von Figuren (nicht Bauern geschlagen), so dass alle weißen Schlagfälle nicht aus der Bauernstellung hergeleitet werden können. Das ganze Prozedere wird wie üblich in solchen Fällen durch die schwarze Rochade motiviert und die Zug(reihen)folge durch den genialen Einschub von a5 eindeutig gemacht. Das ist für mich eine perfekte BP.”

Also offensichtlich eine gute Aufgabe, die wir uns nun genauer anschauen wollen.

N. Dupont,
J. J. Lois, R. Osorio

15121 Die Schwalbe II/2012
Beweispartie in 17 Zügen (12+14)

Keine Doppelbauern verraten etwas über Schlagfälle, und bei Weiß sieht man nur einen einzigen Zug. Wie also vorgehen, wenn wir nach der Lösung suchen?

Sinnvoll ist es sicherlich zu überlegen, wo denn die fehlenden weißen Steine geschlagen worden sind, und dazu zählen wir die schwarzen Züge. Die von Silvio angesprochene (lange) Rochade ist für Schwarz erforderlich, um seine Steine in nur 17 Zügen auf die Diagrammposition zu bringen. Aber wie hilft uns das, etwas über die Schlagfelder der fehlenden Steine heraus zu bekommen?

Nun, die fehlenden schwarzen Bauern sind demnach auf ihren Ursprungsfeldern entstanden: Sie hatten ja keine Zeit zu ziehen! Damit steht fest, dass Weiß irgendwann axb7 und dxc7 gespielt haben muss. Können die Bauern dann dort geschlagen worden sein?
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In drei Wochen

Vor drei Wochen hatte ich schon auf das Märchenschachtreffen in Andernach vom 9. bis zum 12. Mai hingewiesen: In diesem Beitrag findet ihr die wichtigsten Informationen zu Ort, Anreise und Anmeldung — das geht immer noch!

Ich kann euch auch versprechen, dass es wieder ein interessantes Thematurnier geben wird: Wie das ausschaut, werde ich natürlich noch nicht verraten, aber ich bin mir sicher, damit kann man auch prima Retros bauen…

Freuen würde ich mich sehr, wenn viele Leser kommen, wenn wir uns dort treffen können! Ich selbst werde am Donnerstagmittag in Andernach ankommen.

Retro der Woche 16/2013

Platzwechsel finde ich meist sehr attraktiv, besonders, wenn sie unauffällig sind. Springer und Türme beispielsweise können ihre Plätze tauschen, ohne dass man dies der Diagrammstellung unbedingt sofort ansieht.

Aber auch unterschiedliche Figuren können “unsichtbar” ihre Plätze tauschen — wenn sie dies gleich zwei Mal tun, also quasi zunächst “hin” und anschließend wieder “zurück”.

Die beiden Argentinier, die unsere heutige Aufgabe gebaut haben, haben sich mit dieser Art des Platzwechsels, mit diesem sehr anspruchsvollen Thema schon intensiv beschäftigt. Versucht doch einfach mal, anhand der Diagrammstellung zu tippen, welche zwei Steine ihre Plätze getauscht haben und welches Manöver dies erforderlich gemacht hat.

Jorge Lois & Roberto Osorio
Mat Plus 2009, 1. ehrende Erwähnung
Beweispartie in 18,5 Zügen (14+14)

Irgendwie scheint sich ja etwas auf der langen Diagonale h1-a8 abzuspielen: Könnte das vielleicht mit den Platzwechseln zusammenhängen?

Aber betrachten wir doch zunächst einmal die Bauernstruktur, mögliche Bauernschläge: sichtbar ist nur g7xh6: wer könnte sich dort geopfert haben?
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Neues Informalturnier

Gute Nachrichten gibt es von der Zeitschrift “harmonie”: Eigentlich hatte sie schon kurz vor dem Ende gestanden, aber nun blüht sie neu wieder auf. Sie erscheint nun mit dem alten, neuen Herausgeber Torsten Linß und im Redaktionsteam verstärkt durch Wilfried Seehofer als harmonie-aktiv. In Papierform kann sie abonniert werden, aber die Hefte stehen auch zum Download im Internet bereit.

Besonders erfreulich für uns Retro-Freunde ist: dort gibt es auch ein eigenes Informalturnier, das offen ist für alle orthodoxen und Märchen-Retros und -Beweispartien. Preisrichter für die Jahre 2013 und 2014 ist Bernd Gräfrath, die Adresse für Einsendungen  von Originalen findet ihr auf meiner Übersicht zu Retro-Informalturnieren.

Ich lege euch die neue Rubrik besonders ans Herz, schickt doch euer nächstes Retro-Problem dort hin!

Retro der Woche 15/2013

Normalerweise schauen wir bei Auflöse-Retros zunächst nach der Schlagbilanz, zählen und bewerten die fehlenden weißen und schwarzen Steine und stellen häufig fest, dass alle, zumindest fast alle fehlenden Steine durch Bauern geschlagen worden sind. Dieses Ergebnis ist wichtiger Ausgangspunkt für die ersten Löse-Überlegungen.

Doch es gibt natürlich auch Ausnahmen; eine davon möchte ich heute vorstellen: 1940 komponierte der große Luigi Ceriani eine Auflöse-Aufgabe, die überhaupt keine Bauernschläge enthält, in der alle fehlenden sechs Steine von Offizieren geschlagen werden. die wollen wir uns einmal anschauen.

Luigi Ceriani
Fairy Chess Review, 1940
Öffne den Südkäfig (13+13)

Ceriani (auch den mehr an Beweispartien interessierten sicherlich als “der Ceriani aus dem Ceriani-Frolkin-Thema” bekannt) liebte es übrigens, nicht so trocken wie heute meist üblich einfach die Auflösung zu fordern, sondern kleidete dies meist in die Aufforderung, den Käfig, den er noch durch Angabe der Himmelsrichtung angab, zu öffnen. Dabei meint “Süden” die weiße Seite des Bretts, Westen den Damenflügel.

Schnell sehen wir, dass keine Umwandlungen stattgefunden haben können (8+8 Bauern), dass Schwarz wegen seiner Bauernstruktur überhaupt keine Bauernschläge hat machen können, und ebenso sehen wir, dass die fehlenden schwarzen Türme “im Norden”, nämlich innerhalb des Bauernwalls geschlagen worden sein müssen.
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Frühjahrsmode?

Am letzten Wochenende habe ich den Retro-Urdruckteil für das Aprilheft der Schwalbe zusammengestellt: Zehn Aufgaben wird es dort geben: Eine Textaufgabe, drei Verteidigungsrückzüger (zwei mit Anticirce, einer mit einer anderen Circe-Art) sowie sechs Beweispartien, eine davon mit einer Märchenbedingung.

Gestern hatte ich das neue Heft von StrateGems im Briefkasten, darin neun Retro-Urdrucke: drei Anticirce-Procas und sechs orthodoxe Beweispartien.

Ist das nun nur die aktuelle Frühjahrsmode oder ein allgemeiner Trend, der Retros auf Beweispartien und Märchenprocas reduziert? Das wäre sehr schade — das wäre auf Dauer auch langweilig, wie ich finde.

Also meine Anregung, Bitte, Aufforderung an die Komponisten: Vernachlässigt die “klassischen Themen” der Retroanalyse nicht! Auch dort gibt es noch viel zu entdecken, viele “strategische” Ideen lassen sich dort sicherlich noch darstellen! Wo bleiben also klassische Auflöse-Aufgaben, wo bleiben gute Illegal Clusters, wer versucht sich mal wieder an Høeg-Verteidigungsrückzügern? Wer überträgt solche klassischen Themen weiter ins Märchenschach?

Ich würde mich riesig freuen, wenn ich für die Schwalbe mehr solcher Einsendungen bekäme, ich würde mich riesig freuen, wenn ich auch in anderen Zeitungen, ob nun als Leser, Löser oder Preisrichter, mehr solcher Aufgaben sähe!

Retro der Woche 14/2013

Zunächst einmal wünsche ich euch ein frohes Osterfest! Und wenn ihr nun die Ostereier im Garten unter den Schneebergen gefunden habt, freut ihr euch vielleicht, im Warmen sitzend bei einem Glas Glühwein das neue Retro der Woche anschauen und lösen zu können?!

Im heutigen Retro der Woche verbirgt sich auch ein Osterei: e2 ist nämlich ein “magisches Feld”: Diese Erfindung von Albert H. Kniest ist ganz einfach erklärt: Betritt ein Stein (außer einem König) ein magisches Feld, ändert er seine Farbe. Das kann schon im Vorwärtsspiel zu interessanten Strategien und Lösungen führen, aber besonders interessant finde ich es in Retro-Aufgaben.

Günther Weeth hatte die magischen Felder speziell im Zusammenhang mit Anticirce-Procas (siehe zum Beispiel das Retro der Woche 11/2013) wieder belebt, nachdem sie eine Weile nicht so häufig genutzt worden waren, und so lag es nahe, im von feenschach ausgeschriebenen Turnier zur Feier seines 75. Geburtstages magische Felder zu fordern.

Aus dem Preisbericht, der im Heft 194 (Juli-August 2012) erschienen ist, möchte ich hier den 2. Preis vorstellen.

Dirk Borst
63. feenschach Thematurnier 2012, 2. Preis
Stellung nach dem 23. Zug (16+13); magisches Feld e2

Die Fragen, die der Autor dazu stellt, sind:

  1. Wurde der schwarze Turm a8 geschlagen?
  2. Welche Rochaderechte haben Weiß und Schwarz noch?

Irgendwelche Abzähl-Versuche der schwarzen oder weißen Züge sind zwecklos — welchen Ansatz für eine Antwort auf die Fragen könnten wir finden? Doch, den wesentlichen Hinweis gibt die Zügezahl! Weiß hat eine ungerade Anzahl von Zügen gemacht — das aber geht in der Partieausgangsstellung doch gar nicht?! Doch: Das geht hier wegen des magischen Feldes! Das bedeutet also, dass der weiße E-Bauer gezogen haben muss, dass also ein ehemals schwarzer Bauer nun auf e2 steht. Und das ist dann offensichtlich der sB von g7; ein anderer kommt nicht in Frage. Wen aber hat er (neben dem weißen e-Bauern) geschlagen?
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In sechs Wochen

In sechs Wochen ist (hoffentlich!) nicht nur der meiste Schnee im Rheinland getaut, da ist auch das 39. Märchenschach-Treffen in Andernach schon in vollem Gange!

Wie jedes Jahr — 2013 schon zum 39. Male — treffen sich am langen Wochenende von Christi Himmelfahrt (in diesem Jahr vom 9. bis zum 12. Mai) die Problemschachfreunde in  Andernach am Rhein, auch “Orthodoxe” finden sich immer wieder dort ein.

Tagungsort ist wie schon seit vielen Jahren das Kolpinghaus in Andernach, Hochstraße 22, 56626 Andernach, wo das “`Programm ohne Programm”‘ (ganz so stimmt das auch nicht: Kompositions- und Löseturniere stehen auf dem Programm, ebenso Vorträge) am Donnerstag gegen Mittag startet, aber traditionell sind einige Besucher bereits am Mittwoch anzutreffen.

Meldet euch bitte bei den Organisatoren bernd ellinghoven per Mail (be.fee(AT)t-online. de) oder bei Zdravko Maslar schriftlich oder telefonisch (Karolingerstr. 76, 56626 Andernach, Tel. +49 2632 1577) an; beide sind notfalls auch bei der Zimmersuche behilflich. Wenn ihr jedoch wieder euer Stammquartier beziehen und euch dort selbst anmelden wollt, so sagt bitte trotzdem einem der beiden Bescheid!

Ich freue mich schon wieder auf Andernach — und hoffe, möglichst viele von euch dort zu treffen!