Retro der Woche 6/13

Beim Stöbern in der Problem Data Base, die von Gerd Wilts großartig betrieben wird, ist mir die Auflöse-Aufgabe eines Autors aufgefallen, den ich bisher nicht bewusst wahrgenommen hatte. Kennt jemand von ihm weitere Retros? Das Stück gefällt mir sehr gut, und es scheint mir nicht allzu schwierig zu lösen zu sein — daher ist es vielleicht genau richtig als neues “Retro der Woche”.

Yehuda Veisberg
7135 Fairy Chess Review II/1947
Letzter Zug? (Weiß am Zug) (10+10)

Gesucht wird also der letzte Zug des Schwarzen. Beide Seiten haben noch all ihre acht Bauern, so dass Umwandlungen kein Thema sein können. Beginnen wir wie üblich mit der Betrachtung der Schlagbilanz:

Der schwarze Bauer c2 kommt von h7, sBf6 natürlich von g7 und hat dabei den fehlenden schwarzfeldrigen Läufer des Weißen geschlagen. Diesen Zug kann Schwarz aber erst zurücknehmen, wenn der eigene schwarzfeldrige Läufer nach Hause zurückgekehrt ist.
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Lösungen erschienen

Silvio Baier hat mich dankenswerter Weise darauf aufmerksam gemacht, dass nun die Lösungen zum Weihnachts-Wettbewerb 2012 der Stuttgarter Zeitung, auf den ich hier im Blog hingewiesen hatte, erschienen sind.

Neben Silvio gehört von den hier aktiv Kommentierenden auch Mario Richter zu den 15 der insgesamt 55 Teilnehmern, die alle Aufgaben richtig gelöst haben: Herzlichen Glückwunsch!

Ich kann euch allen nur empfehlen, euch die Aufgaben und deren Lösungen anzuschauen: Gerade für die noch nicht so erfahrenen Retrofreunde sind die Erläuterungen recht instruktiv.

Retro der Woche 5/2013

Heute möchte ich mal wieder ein klass(isch)es Auflöse-Retro vorstellen; zur Auszeichnung dieses Stücks stelle ich nach der Besprechung noch eine Frage zur Diskussion.

Übrigens habe ich dieses Stück beim Andernach-Treffen 2011 vorgestellt; wer mehr über weitere Aufgaben des erstgenannten Autors lesen möchte, sollte in feenschach Heft 187 (Juli 2011), S. 109ff nachschlagen. Und gleichzeitig möchte ich auf diese Weise an die Anmeldung zum diesjährigen Andernach-Treffen erinnern…

Sergej Wolobujew & Nikita Plaksin
Die Schwalbe 1986, 1. ehrende Erwähnung
#1 (13+14)

Natürlich geht es bei der Forderung “#1” nicht primär darum, den Mattzug zu finden, sondern zu eruieren, welche Seite am Zug ist, denn für beide liegt ein Matt in einem Zug mit dem gegenseitigen Schlagen der Türme auf der 5. Reihe bereit.

Um nun feststellen zu können, welche Seite am Zug ist, betrachten wir zunächst die Schlagbilanz: Schwarz hat die Schlagfälle dxe und e5xf4 und hat den weißen h-Bauern geschlagen — und zwar auf seiner Reihe, da Weiß seine beiden Schlagfälle mit a4xDb5 und bx[Lf8]c (warum genau dieses Schläge?) verbraucht hat. Damit ist auch klar, dass [Ba7] schlagfrei nach a1 gezogen ist, um sich dort in einen Springer zu verwandeln.

Auflösen lässt sich der zentrale Knoten nur durch die Rücknahme von a4xDb5, nachdem der Sa1 sich entwandelt hat und der a-Bauer bis nach mindestens a5 zurückgekehrt ist.
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FIDE-Album 2010-2012

Am letzten Samstag ist die Ausschreibung für das FIDE-Album 2010-2012 erschienen, die genauen Regularien können auf der WFCC Seite angeschaut werden — und das solltet ihr tun, auch wenn ich hier die wesentlichen Punkte zusammenfasse:

  • Einsendeschluss ist der 1. Juni 2013.
  • Es können Aufgaben aus Informalturnieren der Jahre 2010 bis 2012 eingeschickt werden; bei Formalturnieren entscheidet das Erscheinungsdatum des Preisberichts, nicht der Einsendeschluss des Turniers.
  • Einsendungen dürfen NUR noch elektronisch als pdf-Dateien erfolgen (genau beschriebene Ausnahmen sind für H#2 und für Studien möglich), alle Aufgaben eines Autors für eine Rubrik müssen in einer pdf-Datei zusammengestellt werden; jede Aufgabe auf einer Seite. Der Versand erfolgt per E-Mail an den Direktor der jeweiligen Rubrik.
  • Die Angaben zu jeder Aufgabe sollen neben Autornamen und Mailadresse möglichst genaue Quellenangaben (Auszeichnungen, auch Urdrucknummer, Erscheinungsmonat etc.) enthalten; ebenso sollte Computerprüfung mittels “C+” vermerkt und eine nicht ganz so populäre Märchenbedingung erklärt werden.
  • Die Anzahl der Einsendungen pro Autor ist begrenzt auf maximal 30 pro Rubrik oder drei Mal so viele, wie der Autor in dieser Rubrik im Album 2007-2009 Punkte erhalten hat; die größere Zahl ist die Grenze.
  • Aufgaben, die bereits zum WCCI 2010-2012 eingesendet worden sind, müssen fürs Album erneut eingesendet werden; sie kommen automatisch ins Album, wenn sie im WCCI mindestens acht Punkte erhalten haben.
  • Autoren ohne Computer bzw. Internetzugang können ihre Aufgaben durch einen Beauftragten einsenden (lassen); die Ermächtigung sollte dem Einsender vorliegen (und dem Direktor vorgelegt werden können, vermute ich mal).

Direktor für die Retros ist Thierry Le Gleuher (t.legleuher(AT)gmail.com); die Richter sind in alphabetischer Reihenfolge Thomas BrandSatoshi Hashimoto und Henrik Juel.

Änderungen oder Ergänzungen der Ausschreibungsbedingungen werde ich in diesen Beitrag einarbeiten; bei Interesse solltet ihr also die Adresse unter den eigenen Favoriten speichern.

Und nun freue ich mich auf viele gute Retroeinsendungen!

Ergänzung 23. Januar 2013 / 17. Mai 2013

Nachdem nun andere Seiten auf diesen Artikel zeigen, lesen ihn sicherlich nicht nur Retro-Fans, daher stelle ich hier für alle Sektionen die Direktoren und Richter vor.

  • #2: Direktor:  Peter Gvozdják, peter.gvozdjak(AT)gmail.com;
    Richter: Wieland Bruch, Vasil Dyachuk, Darko Šaljic
  • #3: Direktor: Aleksandr Sygurov, sygurov(AT)bk.ru
    Richter: Igor Agapov, Paz Einat, Viktor Volchek
  • #n: Direktor: Aleksandr Feoktistov, aff_sk(AT)mail.ru
    Richter: Aleksandr Kuzovkov, Mikhaïl Marandyuk, Ladislav Salai Jr.
  • Studien: Direktor: János Mikitovics, j.mikitovics(AT)gmail.com
    Richter: Aleksandr Kuzovkov, Mikhaïl Marandyuk, Ladislav Salai Jr
    (Studien dürfen auch als pgn-Datei eingesendet werden!)
  • H#2: Diretor: Harry Fougiaxis, loyaldragon(AT)gmail.com
    Richter: János Csák, Michal Dragoun, Ricardo Vieira
    (Hilfsmatt-Zweizüger dürfen auch online über den Server http://www.ankona.ch. eingegeben werden!)
  • H#2,5 und länger: Direktor: Günter Büsing, guenter.buesing(AT)t-online.de
    Richter: Thomas Maeder, Aleksandr Semenenko, Boris Shorokhov
  • S#: Direktor: Jirí Jelínek, jjelinek(AT)chello.cz
    Richter: Diyan Kostadinov, Hartmut Laue, Waldemar Tura
  • Märchenschach: Direktor: Petko A. Petkov, NEU: ppetkov2702(AT)gmail.com UND
    pap1_petkov(AT)yahoo.com (bitte beide verwenden!)
    Richter: Václav Kotešovec, Manfred Rittirsch, Tadashi Wakashima
  • Retro: Direktor: Thierry le Gleuher, t.legleuher(AT)gmail.com
    Richter: Thomas Brand, Satoshi Hashimoto, Henrik Juel

Retro der Woche 4/2013

Am 23. November letzten Jahres ist wenige Tage nach seinem 52. Geburtstag der amerikanische Problemist Dan Meinking plötzlich verstorben.

Dan war einer der Mitbegründer und ersten Mitarbeiter von StrateGems und ein bedeutender Komponist auf beinahe allen Feldern des Problemschachs; unter anderem hat er erst kürzlich den Paradenserienzüger erfunden, siehe dazu den Übrsichtsartikel von Arno Tüngler in feenschach Heft 181.

Der Nachruf von Mike Prcic im Januar-März Heft 2013 von StrateGems enthält eine Auswahl von 24 Problemen — und den Hinweis auf eine Zusammenstellung seiner besten Aufgaben im Internet, die ich euch wärmstens ans Herz lege.

Darin finden sich auch 17 Beweispartien; die kürzeste davon möchte ich heute vorstellen.

Dan Meinking (nach Satoshi Hashimoto)
Donati-50 Jubiläumsturnier 2002, ehrende Erwähnung
Beweispartie in 9,5 Zügen (14+15) C+

Dem Schwarzen fehlt aus der Partieanfangsstellung nur der c-Bauer, den Weiß irgendwie geschlagen haben muss. Unter Berücksichtigung der Rochade benötigt Weiß bereits neun Züge, um seine Steine auf die Diagrammposition zu bringen; die beiden fehlenden weißen Steine, nämlich der B-Bauer und die Dame, können also zusammen maximal einmal gezogen haben.
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Retro der Woche 3/2013

Offensichtliche Umwandlungsfiguren im Diagramm sind schlecht, weil sie allzu viel über die Lösung verraten! — so oder ähnlich liest, hört man es gelegentlich nicht nur über orthodoxe Mattaufgaben, sondern auch über Beweispartien.

Völlig falsch ist der Hinweis ja nicht, nur darf man ihn, wie andere “Faustregeln” auch, nicht zu dogmatisch sehen. Und wenn der Umwandlungsstein thematisch ist, schaut die Welt schon wieder ganz anders aus.

Dazu möchte ich heute eine Aufgabe vorstellen, die nun schon zehn Jahre alt, aber von der Idee her immer noch frisch ist, die mich immer wieder begeistert.

Michel Caillaud
StateGems 2003, Gianni Donati gewidmet, 4. Preis
Beweispartie in 22,5 Zügen (16+14)

Der weiße Umwandlungsturm ist ja nicht zu übersehen, und die Vermutung, dass es sich um den Stein auf h8 handelt, ist ja zunächst einmal naheliegend.

Was verrät er über die Stellung? Zunächst einmal kann man die Schläge der fehlenden schwarzen Steine bestimmen. Da Weiß noch über den kompletten Figurensatz verfügt, muss der umgewandelte weiße Bauer von der g-Linie kommen und auf seinem Weg des schwarzen h-Bauern geschlagen haben, und somit bleibt auf f3 nur e2xSf3.

Berücksichtigt man dies und bemerkt man, dass der sK (nindestens zwei Mal) gezogen haben muss, um sDd8 und sTa8 durchzulassen, so kommt man beim Abzählen der schwarzen Züge auf 20, denn die sD benötigt mindestens drei Züge nach h4, wobei sie ja die Türme umgehen muss.

Und irgendwie muss ja auch der sTh8 an dem umgewandelten weißen g-Bauern bzw. dem neuen Turm vorbei gekommen sein. Das führt vielleicht bereits zu einer Idee, was Michel darstellen wollte? Weiterlesen

Erinnerung: WCCI

Anfang Oktober 2012 hatte ich hier schon auf die Ausschreibung des WCCI (World Championship in Composing for Individuals — Weltmeisterschaft im Komponieren für Einzel-Autoren WCCI) hingewiesen; da finden sich auch die Details zu den Einsendebedingungen, die sich im Vergleich zu den vorherigen Turnieren geändert haben..

Daran möchte ich nun einfach noch einmal erinnern: Einsendeschluss ist am 15. Februar 2013 — ihr habt also noch fünf Wochen Zeit!

Retro der Woche 2/2013

Am Silvestertag hatte ich hier den provisorischen Preisbericht des Osorio55 Thematurniers eingestellt; auf dieses Turnier möchte ich noch einmal eingehen, und zwar aus einem ganz besonderen Grund — ich möchte euch nämlich anregen, hieran eure eigenen Bewertungskriterien für Beweispartien zu üben und vielleicht zu verfeinern!

Das bietet sich hier an, da der Richter schon die Aufgaben und ihre (=seine!) Reihung publiziert, aber sie noch nicht kommentiert und begründet hat. Was liegt also näher, als sich selbst auf die Aufgaben zu stürzen, sie für sich selbst zu bewerten, zu überlegen, ob und warum man zur gleichen Reihung wie der Preisrichter gekommen wäre — oder ob und warum man eine andere Reihenfolge festgelegt hätte. Wichtiger als die Frage nach dem “ob” erscheint mir die nach dem “warum”.

Spannend ist dann sicherlich der Vergleich der eigenen Argumente für oder gegen die Reihung des Preisrichters mit dessen Ausführungen im noch erscheinenden ausführlichen Bericht — macht euch vielleicht also ein paar Notizen für diesen späteren Vergleich.

Das könnte sicherlich ein sehr interessanter und lehrreicher Abend etwa mit den Preisträgern werden. Oder pickt euch nur die Lobe, nur die ehrenden Erwähnungen heraus oder die letzten Preise und ersten ehrenden Erwähnungen (ich persönlich empfinde beispielsweise häufig die Entscheidung schwer: “Noch ehrende Erwähnung oder doch besser Lob?”).

Vorstellen, quasi zum Appetit anregen, möchte ich hier den ersten Preis dieses Turniers:

Eric
Pichouron & Michel Caillaud

Osorio 55 Turnier 2012, 1.Preis
Beweispartie
in 18 Zügen (13+14) C+

Vielleicht wollt ihr vor dem Weiterlesen selbst Löseversuche starten, die Stellung zumindest gründlich analysieren?
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