Retro der Woche 41/2013

Retro der Woche 41/2013

Im kommenden Jahr wird Kostas Prentos die Original-Retroaufgaben in der Schwalbe richten. Der Retro-Sachbearbeiter von StrateGems ist ein kompetenter und auch erfreulich schneller Richter, davon konnte man sich im Juli-Heft des Problemist überzeugen; dort erschien sein Preisbericht zu den dortigen Retros der Jahre 2011 und 2012.

Aus diesem Preisbericht möchte ich heute den zweiten Preis vorstellen:

Rustam Ubaidullajew
The Problemist 2012, 2. Preis 2011-2012
Beweispartie in 23,5 Zügen (16+16)

Kein einziger Schlag hat stattgefunden, und Weiß brauchte „eigentlich“ nur drei Züge, um seine Steine gemäß Diagramm zu positionieren, hat also eine Reserve von 21 Zügen!

Deutlich enger schaut es bei Schwarz aus; hier betrachten wir die erforderlichen schwarzen Züge genauer:

Offensichtlich reichen vier Bauern- und ein Damenzug für diese Steinarten, fünf Läuferzüge sind erforderlich. Diese zehn Züge sind dann auch determiniert.

Etwas komplizierter ist es bei den anderen Steinarten:

sTb7 ist über b8 gekommen, daher muss Sb8 Platz gemacht haben und zurückgekehrt sein; dies macht für beide Springer zusammen vier Züge erforderlich. STb7 benötigt zwei, sTh4 vier Züge, um auf ihre Zielfelder zu kommen.

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Vorträge beim Schwalbe-Treffen

Bereits am gestrigen Donnerstag, dem ersten Tag des diesjährigen Schwalbe-Treffens in Sindelfingen, gab es schon interessanten Vorträge: Hartmut Laue (Selbstmatt-Schachbearbeiter der Schwalbe), stellte einige Selbstmatts aus dem gerade beendeten 9. WCCT vor und diskutierte dabei einige Fragen zur Ästhetik und Konstruktion von Selbstmatts; anschließend präsentierte Hubert Gockel, #2-Sachbearbeiter der Schwalbe und Organisator der Tagung, Zweizüger mit der Bedingung „Elliuortap“, bei der Steine nur dann Schlag- und damit (Schach-) Kraft haben, wenn sie nicht von einem Stein gleicher Farbe beobachtet werden.

In den Vorträgen des heutigen Freitags berichtete Dieter Kutzborski von neuen Ideen aus dem Umfeld der römischen Idee, und bernd ellinghoven stellte Beispielaufgaben für ein neues Thematurnier von Die Schwalbe und feenschach vor.

Ich selbst habe einige Aufgaben mit der elsässischen Bedingung vorgestellt, darunter auch eine von Hubert Gockel, die ich hier zeigen möchte:

Hubert Gockel
Die Schwalbe 1982
H# in 2 Zügen, Elsässisches Circe (7+10), Zeroposition: a) sLh5 nach f1; b) wSd6

 

In einer Zeroposition muss die Diagrammstellung nicht gelöst werden; zunächst müssen also die Stellungsänderungen vorgenommen werden.

In beiden Phasen kann eigentlich die schwarze Dame den Matt setzenden weißen Stein schlagen, und das sogar mit Schachgebot gegen den weißen König. Dies aber ist gerade das Dilemma: Dieses Schachgebot könnte schwarz orthodox nicht zurücknehmen, so dass dieser Schlagzug gemäß der elsässischen Bedingung nicht zulässig ist.

a) 1.Dd1 Dxd3 2.Sf5 Df3#

b) 1.Df1 Sf5 2.Sd1 f3#.

Einige weitere Aufgaben werde ich in einem kleinen Artikel für Die Schwalbe vorstellen.

(Update vom 5. Oktober 2013)

Schwalbe-Tagung 2013

Morgen geht es los: Wegen der glücklichen Lage des Tags der Deutschen Einheit wird die diesjährige Schwalbe-Tagung in Sindelfingen gleich vier Tage dauern: Morgen, am 3. Oktober, geht es bereits mit offiziellem Programm los: 18:00 Uhr Begrüßung, ab 21:00 Uhr Vorträge; am Sonntagmittag geht sie zu Ende.

Neben den zentralen Programmteilen am Sonnabend (Stadtführung ab 10:30 Uhr, Jahresversammlung der Schwalbe ab 16:30 Uhr) sieht das Programm insgesamt acht Vorträge und zwei Lösungsturniere vor, dennoch bleibt sicherlich noch viel Zeit und Raum für persönlichen Austausch. Und ich freue mich darauf, viele von euch in Sindelfingen zu treffen.

Tagungshotel ist das Hotel Knote, Vaihinger Str. 14, 71063 Sindelfingen; Tagungsraum dort Heckengäu.

Das genaue Programm der Tagung könnt ihr von der Schwalbe-Seite herunterladen.

WCCC-Ergebnisse aus Batumi

Die wichtigsten Ergebnisse der WCCC-Sitzungen in Batumi sind nun auf der WFCC-Seite veröffentlicht; hier möchte ich nur die aus „Retro-Sicht“ wichtigsten Ergebnisse kurz vorstellen:

  • Ab dem nächsten WCCT wird es (endlich) eine Retro-Abteilung geben; der Antrag Frankreichs wurde also angenommen.
  • Ebenfalls wurde der deutsche Antrag angenommen, so dass Urdrucke aus den (verspäteten) Schwalbe-Heften X/2012 und XII/2012 ins FIDE-Album 2010-2012 aufgenommen werden können.
  • Mehreren Retro-Komponisten wurden FIDE-Titel verliehen: Internationaler Meister der FIDE für Schachkompositionen ist u.a. Dmitri Baibikov; FIDE-Meister für Schachkompositionen wurden u.a. Vlaicu Crişan, Nikolas Dupont und Kostas Prentos. Allen herzlichen Glückwunsch zum neuen Titel.
  • „Nur“ ein neuer Titel ging nach Deutschland: Martin Minski ist neuer Internationaler Preisrichter der FIDE für Studien; auch ihm herzlichen Glückwunsch!
  • Das nächste WCCC / WCSC Treffen findet im August 2014 in Bern (Schweiz) statt.

 

 

Retro der Woche 40/2013

Thomas Volet gehört schon lange zu meinen Lieblingsautoren klassischer Retros, er beschäftigt sich in immer neuen Facetten besonders intensiv und erfolgreich mit dem Thema „Schachschutz“.

Wenn ein solch profilierter Komponist über eine seine Aufgaben schreibt „One of the few compositions of mine that I would call elegant, and clearly among my best.“, dann lohnt es sicherlich, sich dieses Stück einmal genau anzuschauen.

Thomas Volet
Phénix 2011 (M. Palewitsch & S. Wolobujew gewidmet)
Löse die Stellung auf! (13+14)

 

Beginnen wir wie üblich mit der Inventur der Stellung: Bei Weiß sieht man zwei Bauernschläge (axb und hxg), damit sind die fehlenden schwarzen Steine erklärt. Ebenso schaut es anders herum aus: axb, dxc und e3xf2 erklären vollständig die drei fehlenden weißen Steine.

Die fehlenden Bauern [wBe2] und [sBh7] konnten allerdings nicht direkt geschlagen werden; beide müssen sich also schlagfrei umgewandelt haben.

Um den Retroknoten im Westen und Südwesten endgültig auflösen zu können, muss e3xXf2 f2-f3 Sf3-e1 zurückgenommen werden; dann löst sich alles leicht weiter auf.

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WCCC: Champagne-Turnier

Beim WCCC Treffen in Batumi, das heute zu Ende gegangen ist, gab es wie immer mehrere Kompositionsturniere, darunter auch das bereits traditionelle Champagne-Turnier für Retros, das wieder von Michel Caillaud ausgerichtet worden ist.

Michel hat heute bereits in der Retro Mailing List die Ergebnisse veröffentlicht; ich möchte sie hier wiederholen, da die Aufgaben dort nur in Notation angegeben waren.

Thema war Schlag einer Figur nach ihrer Rückkehr (Rundlauf); es waren nur Aufgaben von Kongressteilnehmern zugelassen. Das Turnier war in zwei Gruppen (Gruppe A: Beweispartien, Gruppe B: andere Retros) unterteilt.

In Gruppe A beteiligten sich sieben Autoren mit neun Aufgaben, von denen nur fünf korrekt blieben.

Igor Wereschagin (Version Rustam Ubaidullajew)
Champagne-Turnier Gruppe A, Preis
Beweispartie in 16 Zügen (14+13) C+

1.e3 b6 2.Dh5 La6 3.g4 Dc8 4.Lh3 Lf1 5.Se2 Db7 6.Tg1 Dh1 7.Tg2 Kd8 8.Sg1 La6 9.d3 Kc8 10.Ld2 Kb7 11.La5 bxa5 12.Sd2 a4 13.Tb1 a3 14.bxa3+ Kc6 15.Txb8 Lc8 16.Txc8 Dxg1+.

Zwei Themafiguren (sLc8, wSg1), die schlagfrei zurückkehren.

Gligor Denkovski & Ivan Denkovski
Champagne-Turnier Gruppe A, 1. ehrende Erwähnung
Beweispartie in 10 Zügen (14+13) C+

1.d4 e5 2.Kd2 Dg5+ 3.Kc3 Dxc1 4.d5 Dg5 5.d6 Dd8 6.Dd5 Se7 7.dxe7 e4 8.exd8=T+ Ke7 9.Txc8 e3 10.Td8 Kxd8.

Auch hier zwei Themafiguren, die beide aufs gleiche Feld zurückkehren; der Turm ist gleichzeitig ein “Donati-Stein” (umgewandelte Figur kehrt auf ihr Umwandlungsfeld zurück).

Gligor Denkovski & Ivan Denkovski
Champagne-Turnier Gruppe A, 2. ehrende Erwähnung
Beweispartie in 10 Zügen (10+13) C+

1.Sc3 b5 2.Sd5 b4 3.Sxe7 b3 4.Sd5 bxa2 5.Sc3 d5 6.Sb1 axb1=S 7.Txa7 Sxd2 8.Ta1 Sxf1 9.Ld2 Sxd2 10.Kxd2 Txa1.

Ähnlich der vorherigen Aufgabe, aber die Ceriani-Frolkin-Figur wird nicht auf ihrem Umwandlungsfeld geschlagen.

Jonathan Mestel, Allan Bell & Ian Watson
Champagne-Turnier Gruppe A, Lob
Beweispartie in 7 Zügen (13+13) C+

1.a4 d5 2.a5 Lh3 3.a6 Lxg2 4.axb7 Lxf1 5.Txa7 Lh3 6.Ta1 Lc8 7.bxc8=T Txa1.

Hübsch mit Phönix-Turm.

 

 

In Gruppe B beteiligten sich drei Autoren mit drei Aufgaben, die jedoch stets die gleiche Idee zeigten; eine erwies sich als defekt.

Oleg Perwakow, Waleri Gurow &amp Igor Wereschagin
Champagne-Turnier Gruppe B, Sieger
Gewinn (5+12)

1.Lg7 exd6 2.Txf8+ (2.Lxf8? Dg5!) Ke7 3.Txd8 Kxd8 4.Lf6+ (4.Kb8? f5!) Ke8 5.Kb8 (5.Lxe4? d5!) a5 6.Kxc8.

Die acht schwarzen Bauern beweisen, dass Schwarz nicht umgewandelt hat. Der weiße König ist über g7 auf die achte Reihe gelangt, und die schwarzen Figuren müssen gezogen haben, um ihn nach a8 gelangen zu lassen. Daher haben die drei in der Lösung geschlagenen Figuren eine Rückkehr vollführt.

(Die Lösungskommentare habe ich im Wesentlichen von Michel übernommen und ins Deutsche übertragen.)

WCSC: Zude und Deutschland Vizeweltmeister

Lange hat es gedauert, bis die Ergebnisse der 37. Löseweltmeisterschaft den Weg aus Georgien in den Rest der Welt gefunden haben — aber diese Ergebnisse sind sehr erfreulich:

Nach dem guten Start am ersten Tag wurde es noch besser für das deutsche Team: Im Schlusspurt konnte Serbien noch überholt werden, so dass das deutsche Team auf einem großartigen zweiten Platz hinter Polen und vor Serbien, Finnland und Russland landete, und auch in der Einzelwertung sprang ein toller zweiter Platz für Arno Zude heraus; Michael Pfannkuche belegte hier Platz 9.

Wie überlegen das polnische Team siegte, zeigt sich vor allen Dingen an den Einzelergebnissen: Hier wurde Piotr Murdzia wieder einmal Weltmeister; hinter Arno belegten seine Teamkollegen Kacper Piorun und Aleksander Mista die Plätze drei und vier.

(Die nicht ganz vollständigen Ergebnisse habe ich übrigens dem Forum von MatPlus.Net entnommen.)

Nachtrag:

Nun findet ihr die vollständigen und offiziellen Ergebnisse auf der WFCC-Seite!

WCSC: Deutschland auf Medaillenkurs

Nach dem heutigen ersten Tag der 37. Weltmeisterschaft im Lösen von Schachproblemen (WCSC), die im Rahmen des Weltproblemschachtreffens in Batumi (Georgien) ausgetragen wird, liegt das deutsche Team auf dem dritten Platz.

Es führt zur Halbzeit Polen mit der maximal möglichen Punktzahl von 90 vor Serbien (86 Punkte), Deutschland (82 Punkte) und Russland (81 Punkte).

Das verspricht morgen einen spannenden Endspurt!