Dass Computer sehr gut Schach spielen können, wissen wir alle, auch, dass sie gut Schachprobleme lösen können. OK, noch nicht unbedingt Retros.
Datenbank-unterstütztes Komponieren von Schachaufgaben gibt es schon lange; ich erinnere nur an Helmut Mertes’ Hilfsmatt-Wenigsteiner, die er mit Hilfe eines Computers noch in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts generiert hatte, um dann veröffentlichungsreife Stellungen selbst herauszusuchen. Und ich erinnere an die recht konträren Diskussionen zu diesem Thema in diesem Jahr in Andernach.
Nun aber hat der Malaye Azlan Iqbal, der im Bereich computerbasierter Ästhetik und Kreativität forscht, ein Programm geschrieben, mit dem er, so der Grundgedanke, ästhetische Schachprobleme vom Computer komponieren lassen will.
Auf der Internet-Seite von Chessbase stellt er diesen Ansatz vor; dort sind auch vorausgehende Arbeiten verlinkt. Wer sich für das Thema interessiert, für den bietet sich sicherlich interessanter Lese- und Diskussionsstoff. Den Link habe ich übrigens auf MatPlus.Net gefunden.
Die bei Chessbase zitierten Computer-“Kompositionen” machen menschliche Komponisten bestimmt nicht arbeitslos: Im Gegensatz zu den Hilfsmatt-Wenigsteinern von Mertes plus Computer würden diese Probleme nie in einem Preisbericht auftauchen und sind, rein inhaltlich betrachtet, nicht einmal publikationswürdig. Aber daß Schachprobleme, die zu einem erheblichen Anteil Computerberechnungen und Data-Mining entstammen, durchaus preiswürdig sein können, zeigen etwa großartige “Funde” (die ja erst mal gefunden werden müssen!) von Torsten Linß und Francois Labelle. Vgl. dazu meinen Aufsatz “Darwinistisches Komponieren” in feenschach 198 (März-April 2013), S. 49-52.