Retro der Woche 45/2014

Manchmal mag man bedauern, dass die Zeit der Wetten auf Schachprobleme, auf deren Lösbarkeit, auf bestimmte Eigenschaften der Lösung ziemlich vorbei sind…

Heute schauen wir uns eine Aufgabe an, mit der man sicherlich Wetten gewinnen könnte – aber betrachten wir zunächst die Diagrammstellung genauer:

Dan Meinking
StrateGems 2002, 1. Preis
Beweispartie in 27,0 Zügen (12+14)

 

Wie meistens schauen wir zunächst nach den Schlagfällen: Weiß hat die beiden fehlenden schwarzen Steine auf e3 und f3 geschlagen; da u.a. der [sLc8] fehlt, muss der auf f3 verschwunden sein. Der zweite im Diagramm fehlende schwarze Stein ist [sBa7], der natürlich selbst nicht auf e3 geschlagen worden sein kann. Er muss sich also umgewandelt haben, um sich dann selbst zu opfern oder das Schlagopfer von e3 im Diagramm zu ersetzen.

Drei der vier fehlenden weißen Steine sind sichtbar geschlagen worden, auch diese Schlagopfer können definitiv keine Bauern gewesen sein, aber irgendwie müssen [wBa2] und [wBh2] verschwunden sein.

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Schachkalender 2015

Heute in zwei Monaten haben wir schon 2015, und so kann man langsam beginnen, sich über neue Kalender Gedanken zu machen. Da möchte ich euch gern auf Arno Nickels Schachkalender 2015, Taschenkalender für Schachspieler, hinweisen, der nun bereits zum 32. Mal erscheint.

Neben dem eigentlich Kalendarium mit vielen Schach-Jahrestagen enthält er traditionell interessante Beiträge und Artikel aus der gesamten Welt des Schachs. Im neuen Kalender findet ihr etwa einen Beitrag des legendären Partie-Großmeisters Robert Hübner (François-André Dunican Philidor), einen Märchenschach-Artikel von Michael Burghardt (Der Kanzler im Wandel der Zeiten) sowie zwei Beiträge von Bernd Gräfrath (Märchenschach in Andernach und Rochadeparadoxien in Beweispartien).

Nicht nur wegen der Problemschach-Beiträge wieder eine Empfehlung; nähere Informationen und Bestellmöglichkeiten findet ihr im Internet.

10. WCCT

Das 10. World Chess Composition Tournament (WCCT) wirft seine Schatten voraus: Die Themen werden gerade in der zuständigen Subkommisssion der WFCC abgestimmt, so dass die Ausschreibung dann bald veröffentlicht werden kann.

Besonders interessant wird dieses Turnier deswegen, weil erstmal auch ein Retro-Thema ausgeschrieben wird. Lassen wir uns überraschen, wie das ausschauen wird: Ich persönlich hoffe, es wird nicht zu speziell, sondern werbewirksam für unsere Lieblings-Problemrubrik!

Retro der Woche 44/2014

Sehr viele Züge sieht man in der heutigen Diagrammstellung nicht direkt, dennoch ist die Aufgabe zumindest prinzipiell nicht allzu schwer zu lösen, wie ich meine.

Dass das noch nicht bedeutet, dass wir hier auch „leichten, seichten Inhalt“ vorfinden, wird vielleicht schon daran erkennbar, dass das Stück seinen Weg ins FIDE-Album 1998-1991 (dort H15) gefunden hat.

Unto Heinonen
Die Schwalbe 1991, 4. Ehrende Erwähnung
Beweispartie in 21,0 Zügen (16+14)

 

Zählen wir die im Diagramm sichtbaren weißen Züge, so kommen wir auf 13: 5+0+0+2+6; damit sind also noch acht Züge übrig. Schauen wir uns das Diagramm ein wenig genauer an, so fällt sofort auf, dass [sLf8] fehlt: Der muss zu Hause geschlagen worden sein, da er sich nicht hat bewegen können.

Als Schlagtäter gerät natürlich sofort [wSg1] unter Verdacht: in vier Zügen kann er auf f8 schlagen, in vier Zügen wieder zurück sein: Das macht 21 Züge – passt!

Doch Vorsicht!

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Thomas Volet 65

Ganz herzliche Glückwünsche gehen heute über den Atlantik nach New York, wo Thomas Volet seinen 65. Geburtstag feiert.

Thomas ist einer der profiliertesten Komponisten klassischer Retros und hat eine besondere Vorliebe für Auflöse-Probleme mit den verschiedensten Formen des Schachschutzes als wesentliches Thema. Erfreulicherweise sendet er regelmäßig Originalaufgaben an Die Schwalbe, siehe z.B. 16107 im aktuellen Oktoberheft. auch hier im Blog war er schon in den Retros der Woche vertreten, siehe 40/2013 und erst kürzlich 40/2014.

Heute habe ich ein kleines Stück herausgesucht, das auch zum Selbst-Lösen einladen soll.

Thomas Volet
Die Schwalbe 1982, TMV gewidmet, 15. Lob
Woher kommen die TT a1 und h1? (12+12)

 

wLa4 ist Umwandlungsläufer, der aus [wBh2] entstanden ist, deswegen kann Schwarz f7xXe6 noch nicht zurücknehmen. Der West-Käfig kann nur aufgelöst werden mit der Rücknahme sTc3-b3, dafür aber muss der sK nach c1 ausweichen können. Das muss zügig vorbereitet werden, damit Schwarz nicht retropatt wird.

Also R 1.Kf1-e1 a6-a5 2.Kg1-f1 a7-a6 3.Tf1-a1 d6-d5 4.Th1-h3/6 Kc1-c2 5.O-O+ etc.

Die weißen Türme haben also ihre Plätze getauscht, gleichzeitig sehen wir hier das Antirochade-Thema.

Bernd Gräfrath

Kaum hatte ich ihn mit dem Retro der Woche 41/2014 als neuen Schwalbe-Vorsitzenden vorgestellt, darf ich ihn heute schon wieder erwähnen und damit herzliche Geburtstags-Glückwünsche nach Mülheim zu Bernd Gräfrath, der ja auch einer der fleißigsten Kommentatoren und Mit-Diskutanten hier im Blog ist, schicken.

Zählt man die Jahre wie die Felder auf dem Schachbrett, so hast du, lieber Bernd, nun die Umwandlungsreihe erreicht…  Da bin ich mal gespannt, ob du dieses “Thema” in deinen nächsten Aufgaben vielleicht aufnehmen willst?

Schönes Feiern heute!

Retro der Woche 43/2014

Gelegentlich wird in Auflöse-Retros nicht einfach nur das „Löse auf!“ gefordert, sondern eine konkrete Frage zur Stellungsentstehung gestellt.

U.a. Wolfgang Dittmann hat darauf hingewiesen, dass solch eine Frage versteckte Bedingungen an die Auflösung enthalten kann, z.B. bei der Frage „Kürzester Weg der sD?“ Denn eine Auflösung mit längerem Weg dieser Dame könnte eine Nebenlösung enthalten oder völlig uninteressant sein. So etwas entwertet natürlich eine Aufgabe nicht, man sollte sich der Bedingung aber bewusst sein.

Auch Nikolai Beluchow stellt in der heutigen Aufgabe solch eine Frage – ist dies auch eine implizite Bedingung?

Nikolai Beluchow
Die Schwalbe 2010, 4. Preis
Letzter Zug des schwarzen Königs? (14+12)

 

Der Lackmustest ist zu versuchen, die Forderung Sinn-erhaltend umzuformulieren: „Löse auf unter der Bedingung, dass die sD den kürzesten Weg nimmt.“ Damit haben wir das Beispiel als Bedingungs-Frage entlarvt. Das klappt bei Nikolai’s Stück nicht: „Löse auf unter der Bedingung, dass der sK mindestens einmal gezogen hat.“ ist keine Einschränkung, denn der sK hat ja offensichtlich schon mehr als einmal gezogen.

Hier fokussiert der Autor also ausschließlich auf eine vielleicht besonders interessante Frage der Auflösung, betont, dass die Antwort eindeutig sein soll – und führt den Löser auf einen wesentlichen Inhalt der Aufgabe.

Betrachten wir wie üblich die Schlagbilanz:

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Reto Aschwanden 40

Ganz herzliche Glückwünsche gehen heute in die Schweiz nach Zürich, wo Reto Aschwanden seinen 40. Geburtstag feiert.
Reto ist der jüngste Kompositions-Großmeister; er war bei der Titelvergabe gerade einmal 35 Jahre alt. Er ist einer der besten Beweispartie-Komponisten und hat sich auch als Autor von Märchenschachaufgaben einen hervorragenden Namen gemacht, speziell mit seinen hoch komplexen zyklischen Märchen-Zweizügern.

Hier aber wollen wir uns natürlich eine Beweispartie von ihm anschauen: Ich habe ein schon älteres Stück von ihm herausgesucht, das mir immer wieder hervorragend gefällt.

Reto Aschwanden
Probleemblad 2002
Beweispartie in 18 Zügen (13+13)

 

Lösung:
1.b4 Sa6 2.b5 Sc5 3.b6 Sa4 4.bxc7 b5 5.c4 Lb7 6.c8=S Ld5 7.Sxe7 Sxe7 8.c5 Sg6 9.c6 Df6 10.c7 Df3 11.c8=S f6 12.Se7 Lxe7 13.h4 OOO 14.h5 Tde8 15.h6 Ld8 16.hxg7 h5 17.g8=S h4 18.Se7+ Txe7.

Ceriani-Frolkin-Umwandlungen mit drei Springern sind nicht so ungewöhnlich. Hier jedoch haben wir dreimal das Prentos-Thema (Schlag des Ceriani-Frolkin-Steins durch einen Offizier, nicht durch einen Bauern), und das auf immer dem gleichen Feld durch unterschiedliche Steine.

Unglaubliche Eleganz mit ausschließlich thematischen Zügen bei Weiß!

Leider hat Reto sich in der letzten Zeit am Konstruktionsbrett ziemlich rar gemacht – ich hoffe sehr, dass sich das bald wieder ändern wird!