4. FIDE World Cup

Eben habe ich per Mail die Ankündigung des 4. FIDE World Cup für Schachkomposition erhalten:

Das Kompositionsturnier wird in den üblichen acht Sektionen, bekannt aus den FIDE-Alben, ausgetragen; Richter für die Retros ist Michel Caillaud, das Thema ist frei.

Pro Sektion darf ein Autor nur eine Aufgabe einsenden; Gemeinschaftsaufgaben sind nicht zugelassen. Die Original-Aufgaben  müssen per Mail bis zum 15. Januar 2015 an den Turnierdirektor Alexej Oganesjan (alex_rox(at)mail.ru) gesendet werden. Die Ergebnisse sollen bereits am 15. April 2015 im Internet veröffentlicht werden!

Viel Erfolg bei eurer Teilnahme wünsche ich euch!

Nachtrag 30.8.14:

In der Zwischenzeit ist die vollständige Ausschreibung auch auf der WFCC-Seite erschienen!

Problem-Löseweltmeisterschaft entschieden

Im Rahmen des WCCC in Bern fanden gestern und heute die beiden Runden der Löseweltmeisterschft WCSC statt; hier eine Zusammenfassung der (noch nicht offiziell bestätigten) Ergebnisse.

In der Teamwertung setzten sich die favorisierten Polen klar mit 162 Punkten durch vor Aserbaidschan (150,5 Punkte) und Israel (148,5). Auf den weiteren Plätzen ging es dann sehr eng zu: Den Vierten (Serbien, 146 Punkte) und Deutschland auf Platz acht (144,5 Punkte) trennen gerade einmal 1,5 Punkte!

Auch die Einzelwertung dominierten die beiden polnischen Spitzenlöser: Kacper Piorun setzte sich mit der besseren Zeit gegen Piotr Murdzia (beide 81 Punkte) durch; Bojan Vuckovic aus Serbien belegte mit 79,5 Punkten den Bronze-Rang. Bestplatzierter deutscher Löser war Arno Zude mit 72 Punkten auf Rang 10.

Die genauen Ergebnisse ebenso wie die zu lösenden Aufgaben findet ihr auf der aktuellen WCSC-Seite.

Retro der Woche 35/2014

Das heutige Retro der Woche ist eine jener Beweispartien, wo der normalerweise erste Löseansatz, nämlich die erforderlichen Züge zumindest einer Seite zu fixieren, nicht sofort weiterhilft.

Jorge Lois & Roberto Osorio
MatPlus 2008, 1. ehrende Erwähnung
Beweispartie in 18.5 Zügen (14+14)

 

Zählt man die schwarzen sichtbaren Züge, so kommt man nur auf acht; auch bei Weiß sind es nicht viel mehr: Da sind es gerade einmal zehn.

Also sollten wir nach Stellungsmerkmalen Ausschau halten, die uns weiterhelfen könnten:

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WCCC 2014 beginnt heute

Heute beginnt in Bern der 57. World Congress of Chess Composition, für den sich laut aktueller Liste 202 TeinlehmerInnen, darunter 27 aus Deutschland, angemeldet haben — herzliche Grüße in die Schweiz und aus dem Rheinland die besten Wünsche für einen angenehmen und erfolgreichen Kongressverlauf!

Aktuelle Neuigkeiten vom Kongress könnt ihr über die offizielle Website verfolgen.

Retros im FIDE-Album 2010-2012

Nun sind die Ergebnisse der Retro-Abteilung des FIDE-Albums 2010-2012 veröffentlicht worden.

Von genau 400 eingesandten Problemen haben es 64 von 21 Autoren ins Album geschafft. Die meisten Aufgaben haben folgende Autoren ins Album bekommen (in Klammern die Punkte):

Nikolaj Beluchow 15 (12,83); Andrej Frolkin 9  (7,33); Dmitri Baibikow 7 (7); Michel Caillaud 7 (5,33); Silvio Baier 6 (6).

Allen erfolgreichen Autoren herzlichen Glückwunsch! Das Richten und auch die Diskussionen mit den beiden anderen Richtern (Henrik Juel und Satoshi Hashimoto) sowie mit Direktor Thierry Le Gleuher haben mir sehr viel Spaß gemacht.

Quartz 40

Vor einigen Tagen ist die 40. Ausgabe von Quartz zum Download bereitgestellt worden. Neben Hilfsmatt- und Märchen-Preisberichten findet sich darin eine größere Übersicht von „some astonishing proof games“, zusammengestellt von Paul Raican.

Darin berichtet er u.a. vom Weihnachtsturnier 2007/2008 von France-Echecs, das Beweispartien mit der Märchenbedingung Lortap forderte. Die Bedingung ist leicht zu definieren: Ein Stein kann nur schlagen, wenn er nicht von Steinen seiner Farbe beobachtet ist. (Das ist sozusagen Anti-Patrol-Schach, und daraus ergibt sich auch der Name.)

Den ersten Preis möchte ich euch vorstellen und zum Studieren empfehlen.

Michel Caillaud & Nicolas Dupont
France-Echecs Weihnachtsturnier I/2008 , 1. Preis
Beweispartie in 20 Zügen, Lortap (13+15)

 

Schwarz hat im Diagramm beinahe seine Partieausgangsstellung – und genau die Abweichung davon ist thematisch, denn wie kann unter der Lortap-Bedingung der Schag e7:Xf6 erfolgt sein? Dafür müssen die Steine auf d8 bis g8 verschwunden sein, denn sie decken alle e7 und verhindern damit diesen Schlag – also ein „Kampf gegen die Bedingung“, die hier offensichtlich nicht der Konstruktionserleichterung dient, sondern im Gegenteil das Lösungsgeschehen komplett bestimmt.

Man erkennt schnell, dass [sLf8] zu Hause geschlagen worden sein muss, denn er kann sich allein nicht der Beobachtung von e7 entziehen – wir wissen also schon, dass auf f8 ein Pronkin-Läufer, entstanden aus [sBh7], steht. Die drei anderen Steine müssen weg und wieder zurück gezogen haben.

Damit steht für das schwarze Spiel schon eine Menge fest; das weiße ist, wie bei zwei so exzellenten Verfassern nicht anders zu erwarten, auch sehr trickreich. Oder hättet ihr auch bei Weiß sofort eine Rückkehr und einen Geschwister-Stein vermutet?

1.d3 h5 2.Dd2 h4 3.Dh6 h3 4.Dh7 Sh6 5.Dg8 hxg2 6.Dxf8+ Txf8 7.h4 Th8 8.Th3 Kf8 9.Tf3 Kg8 10.Tf6 Kh7 11.f4 Dg8 12.Sf3 g1=L 13.Lh3 exf6 14.Lg4 Lc5 15.Le3 Dd8 16.Sbd2 Kg8 17.OOO Kf8 18.Th1 Ke8 19.Sg1 Lf8 20.Lc5 Sg8.

Eine tolle Demonstration der Möglichkeiten dieser Märchenbedingung, wie ich finde!

Popeye 4.69

Pünktlich zum WCCT, das am kommenden Sonnabend in Bern beginnt, hat Thomas Maeder eine neue Version von Popeye freigegeben: Popeye 4.69 kann wie immer direkt aus dem Netz geladen werden.

Die neue Version beinhaltet im Wesentlichen ein Bugfix, das für eines der WCCC-Kompositionsturniere relevant ist; funktional hat sich entsprechend nicht viel getan.

Retro der Woche 34/2014

Mal wieder ein Blick dreißig Jahre zurück, auf ein klassisches Retro aus der damaligen Sowjetunion. „Wieso Retro, das ist doch eine Vorwärts-Forderung?“ mag der eine oder andere vielleicht fragen.

Richtig, ein einzügiges Matt ist leicht zu finden (Lxf6 bzw. Lg4) –- aber genau das ist der Punkt: Eigentlich können beide Seiten Matt setzen, wenn sie denn am Zug sind. Und das gilt es per Retroanalyse zu klären.

Metschislaw Palewitsch
Shakhmaty v SSSR 1984, 3. Preis
Matt in einem Zug (11+15)

 

Zur damaligen Zeit wurden besonders in der Sowjetunion Retros hinter „Vorwärtsforderungen“ versteckt, wohl um ihre Publikationschancen in den sehr orthodox orientierten Zeitungen zu verbessern, obgleich gerade zu dieser Zeit Retros in der UdSSR eine sehr hohe Qualität und internationale Reputation hatten.

Lassen wir uns also davon nicht irritieren und schauen uns zunächst einmal die Schlagbilanz an:

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