Der Franzose André Hazebrouck hat überwiegend klassische Auflöse-Retros gebaut und sich hierbei intensiv mit dem Thema „Retro-Opposition“ beschäftigt. Dabei geht es darum, dass in einer bestimmten Stellung (trotz beweglicher Figuren) kein Wechsel der Zugpflicht zwischen Schwarz und Weiß möglich ist, der für die Auflösung eigentlich erforderlich wäre.
Meist sind die Aufgaben von Hazebrouck hochkompliziert; heute habe ich ein für seine Verhältnisse etwas leichteres Stück herausgesucht.
Die Schwalbe 1993, Günter Lauinger gewidmet, Ehrende Erwähnung
#1 (wer?) (14+13)
Schauen wir zunächst einmal, ob wir etwas über die fehlenden Steine herausfinden können: Die weißen Bauern haben offensichtlich drei Mal geschlagen: cxb, exd und f6/h6xg7, und damit sind alle drei fehlenden schwarzen Steine erklärt. Als schwarzen Schlagzug sehen wor zunächst nur f7xe6.
Bei Schwarz fehlen ein Springer, ein Läufer sowie der a- und der h-Bauer (einer davon steht in Form des dritten schwarzen Turms auf dem Brett); beide Bauern können nicht direkt geschlagen worden sein, müssen also umgewandelt haben. Damit haben wir als zweiten schwarzen Schlag a3xb2 (anders kann [a] nicht zu einem Umwandlungsfeld gelangt sein. Ferner muss der fehlende schwarze h-Bauer (schlagfrei) auf h1 umgewandelt haben.
Damit steht auch fest, woher wBg7 kam: Das muss [Bh2] sein, der seinem schwarzen Kollegen den Weg zur Umwandlung frei gemacht hat, denn anders hätte der nicht nach h1 gelangen können.
Bei Weiß fehlen im Diagramm ein Springer und [Bf2], der sich ebenfalls schlagfrei hat umwandeln müssen. Nun darf Weiß noch keine seiner möglichen Bauern-Entschläge zurücknehmen, da nach R h6xXg7 [Bh7] nach seiner Entwandlung nicht mehr nach Hause kommen kann, ebenso verbietet sich cxb6, da dies sBc2 von c7 absperren würde.
Der Retroknoten im Nordwesten kann erst nach der Rücknahme von f7xXe6 aufgelöst werden; vorher allerdings muss ein weißer Stein auf f8 entwandelt haben — welcher könnte das sein? Sh8 und Lf7 können nicht nach f8 gelangen, andere mögliche Umwandlungssteine auf dem Brett sind noch links oben eingeschlossen.
Also muss sich auf f8 der weiße Stein entwandeln, der auf b2 geschlagen wurde — also muss zunächst Schwarz einen Stein auf b1 entwandeln. Welcher könnte das sein?
Dafür kommt einzig sSc7 in Frage, der als einziger dem Knoten entweichen kann. Dazu muss allerdings die Retrobatterie sTc8-sSc7-wKc6 aufgehoben werden. Dafür muss zunächst einmal ein wenig innerhalb des Knotens manövriert werden.
R 1.Lg8-f7 Ta4-a3 (macht schon einmal Platz für das spätere Ba3xXb2, aber andere Züge hat Schwarz im Moment auch nicht.) 2.Ta6-a7 Da7-b8 3.Lh7-g8 Tb8-c8 4.Lg8-h7 Se8-c7 5.Lh7-g8 Sf6-e8 6.Lg8-h7 Se4-f6 7.Lh7-g8 Sc3-e4 8.Lg8-h7 Sb1-c3 9.Lf7-g8 b2-b1=S 10.Le8-f7 a3xDb2 11.Df6-b2 c3-c2 12.Df8-f6 c4-c3 13.f7-f8=D c5-c4 14.f6-f7 f7xSe6 15.Sc7-e6+ Tc8-b8 16.e6xSd7 usw.
Mit Beginn der Rücknahme durch Weiß läst sich die Stellung also auflösen, damit ist dann Schwarz am Zug, der mit 1.c1=D/T# das geforderte Matt geben kann.
Funktioniert aber die Stellungs-Auflösung auch, wenn wir Schwarz mit der Rücknahme beginnen lassen, so dass Weiß dann mit 1.dxc8=D/T Matt setzen könnte? Nun könnte ich euch empfehlen, das einmal auszuprobieren — aber vielleicht helfen ja Überlegungen weiter:
Das kann ncht klappen, denn Weiß kann kein Tempo verlieren (Lf7 kann nur pendeln), und Schwarz verblüffenderweise auch nicht: sSc7 als Springer sowieso nicht, sTa3 muss ungerade Male ziehen, um a3xDb2 zuzulassen, und im Nordwest-Knoten können die Steine bestenfalls pendeln, ohne ein Tempo verlieren zu können. Und auch sBc2 steht nicht zur Verfügung, da er alle Rückzüge benötigt, um das Retropatt zu verhindern, während sich die auf b2 entschlagene Dame auf den Weg zur entwandlung macht. Auch sie kann kein Tempo verlieren, da dies ofort zum Retropatt von Schwarz führen würde.
Also Retro-Opposition, obgleich eine Menge beweglicher Figuren auf dem Brett stehen (wTa7, wLf7; sTa3, sDb8, sTc8, sSc7).
It is always nice to revisit a good old resolution retro.