Für die warmen Tage habe ich als Retro der Woche dieses Mal leichtere Kost herausgesucht: Das heutige Stück lässt sich sicherlich beinahe vom Diagramm lösen?! Zumindest die grundlegenden Überlegungen könnt ihr vielleicht vom Blatt (besser gesagt: vom Bildschirm …) aus anstellen?
StrateGems 2000(v), T. Hickey gewidmet
Weg des Be2? (15+14)
Gelegentlich machen die Autoren durch ihre Fragestellung unter dem Diagramm bereits auf den wesentlichen Inhalt ihrer Aufgabe aufmerksam: Statt einfach die Auflösung der Stellung zu fordern, fragen sie nach bestimmten Manövern, die im Rahmen der Auflösung dann auch eindeutig sein sollten, während wie üblich bei den anderen Teilen der Auflösung Zugumstellungen meist tolerierbar sind.
Hier wird nun witzigerweise nach dem Weg des einzig im Diagramm fehlenden Bauern gefragt.
Betrachten wir wie üblich zunächst die Schlagfälle: Schwarz hat ein Mal geschlagen (exd), demnach muss wBa7 via b6 von a2 kommend auf sein Diagrammfeld gekommen sein. Damit sind alle Schläge erklärt; damit steht vor allen Dingen fest, dass wBd5 schlagfrei von d2 kommt — und dass unser Freund [Be2] schlagfrei umgewandelt haben muss.
Demnach können wir auch noch nicht sofort d5xXe4 zurücknehmen, um Weiß aus seiner Zugnot zu befreien: Er steht kurz vor dem Retropatt.
Die Frage ist als, wie Schwarz entschlagfrei weiße Zugmöglichkeiten erzeugen kann. Das funktioniert nur, indem der einzige halbwegs mobile weiße Stein, wTd2, beweglich gemacht wird. Dafür muss er entfesselt werden (sLe1 ist der Originalläufer, er kann sich also nicht entwandeln). Und dies kann nur durch den schwarzen König erfolgen, der dafür schnellstmöglich nach Westen eilen muss.
1.– Kg1-h2 2.h3-h4 Kf1-g1 3.h2-h3 Deshalb musste Schwarz mit der Rücknahme beginnen. Hätten wir 1.h3-h4 zurückgenommen, wäre Weiß nun retropatt, denn g2-g3 kann Weiß nicht zurücknehmen, da sonst der sK den Süden des Brettes nicht mehr verlassen könnte. 3.– Ke2-f1 4.Td3-d2+ Kd2-e2+ 5.Tc3-d3+.
Das ist also geschafft, aber was machen wir nun mit dem befreiten Turm? Dazu sollten wir kurz innehalten und überlegen, wie denn die Stellung prinzipiell aufgelöst werden kann? Dazu muss Schwarz e5xXd4 zurücknehmen können, sodass Weiß Kc3-b4 zurücknehmen kann, und danach löst sich der West-Käfig leicht auf.
Das aber geht noch nicht sofort; wir wissen ja, dass vorher [Be2] entwandeln und mindestens bis e4 zurückgezogen werden muss. Diese Zeit muss Schwarz nun überbrücken mit Bauern-Rückzügen, muss aber aufpassen, dass er selbst nicht retropatt wird. Daher nimmt er jetzt die Gelegenheit wahr, noch zwei Tempi zu verlieren — besser gesagt zu gewinnen.
5.– Kd1-d2! 6.Te3-c3 Kd2-d1+ 7.Te8-e3 f4-f3 8.e7-e8=T f5-f4 9.e6-e7 f6-f5 10.e5-e6 f7-f6 11.e4-e5, und nun geht der Entschlag des weißen Originalturms auf d4 noch nicht, weil der das Schachgebot noch nicht aufheben könnte.
Also zunächst noch 11.– g7-g6 12. e2-e4! e5xTd4, und nun sieht man auch, warum e2-e4 nötig war und nicht e3-e4 geht: Dann kommt nämlich Schwarz in tödliche Zugnot! 13. Tf4-d4+ h7-h6 14.Tf3-f4 e6-e5 15.Tc3-f3. Jetzt endlich kann Schwarz die Batteie gegen den weißen König auflösen, und dann geht es einfach weiter: 15.– Kd1.d2 16..d4-d5 Ld2-e1 17.Tf3-c3 und dann beispielsweise 17.– Lg5-d2 18.Kc3-b4 etc. Nun muss man nur noch berücksichtigen, dass b7-b6 und damit die weißen Entschläge erst zurückgenommen werden können, wenn Lc8 wieder zu Hause ist. Auch muss natürlich Th1 vor Lf1 zurückgespielt werden.
Sehr hübsch, wie ich finde: Nicht allzu schwer, mit nettem Wechsel des drohenden Retropatts. Mir gefällt die Aufgabe jedenfalls sehr gut.
A delightful retro.
In the original version by Thomas Volet alone there was a flaw discovered by Vladimir, who was then included as co-author.