Mitte März hatte ich das heutige Problem im Blog schon vorgestellt — allerdings noch ohne Lösung, da die Aufgabe noch im Lösewettbewerb von Probleemblad stand. Nun ist die Lösung erschienen, und ich möchte euch diese Aufgabe noch einmal ans Herz legen.
In der Anmoderation hatte Spaltenleiter Roberto Osorio von “surely hard to solve, with an extremely hidden maneuver” geschrieben, und das wollen wir uns nun einmal anschauen.
Probleemblad 2015
Beweispartie in 22,0 Zügen(10+14)
Seine Kommentar zu diesem Blog-Eintrag letete allerdings Silvio Baier so ein: „Satoshi komponiert relativ wenig, aber immer hochwertig und mit hochinteressanten Ideen. Allzu schwer fand ich es aber nicht zu lösen.“ Wer hat bezüglich der Schwierigkeit Recht, Silvio oder Roberto? Vielleicht versucht ihr es für euch selbst herauszufinden.
Sofort fällt auf, dass der letzte schwarze Zug ein Schachgebot durch den sTg3 war, das kann später vielleicht noch genauer spezifiziert werden.
Doch zunächst einmal wollen wir die schwarzen im Diagramm offensichtlichen Züge zählen. Betrachten wir dazu zunächst einmal den Weg des sK nach a1. Die erste Reihe kann er in sieben Zügen erreichen, aber hier klappt das nicht. Denn dazu müsste er, von f7 kommend, direkt via b3 oder c3 ins weiße Lager eindringen. Das allerdings kann er wegen der weißen Bauernstellung am Damenflügel nicht. Also muss er einen kleinen Umweg (über a3) machen — und der kostet einen Zug; er benötigt also acht Züge nach a1.
Damit kommen wir bei Schwarz auf 8+0+4+6+2+2=22 — damit sind alle schwarzen Züge bereits erklärt.
Und daraus können wir direkt weitere Schlussfolgerungen ziehen:
- Der letzte Zug war 22.– Tg8xXg3+; der Turm muss in zwei Zügen nach g3 gekommen sein.
- Die beiden fehlenden schwarzen Steine (Bf7 und Bg7) wurden beide zu Hause geschlagen, da für sie keine Züge mehr frei sind.
Können wir auch über weiße Züge schon Aussagen treffen, obgleich hier deutlich weniger zu sehen sind als bei Schwarz?
Ja, wenn wir uns noch einmal vor Augen führen, dass der sK via a3 ins weiße Lager gelangen musste. Dieses Feld ist eigentlich von Ta1, Sb1 und Lc1 überdeckt, so dass wir uns ein weißes Manöver einfallen lassen müssen, wie der sK trotzdem hierhin gelangen kann.
Selbstverständlich muss der Sb1 zwischenzeitlich wegziehen und später zürückkehren; das Manöver aber, wie Ke8 von a3 nach a1 gelangt, ist schon sehenswert und originell; Silvio beschrieb es in seinem oben schon angesprochenen Kommentar als „erste Sahne“.
Das sollte nun aber zu finden sein?!
1.b4 Sh6 2.b5 Tg8 3.b6 axb6 4.g3 Ta4 5.Lg2 Td4 6.Lc6 bxc6 7.f4 La6 8.f5 Lc4 9.f6 Sa6 10.fxg7 Lxg7 11.Sh3 Le5 12.OO Ld6 13.Txf7 Kxf7 14.a4 Ke6 15.Ta2 Kd5 16.Sc3+ Kc5 17.Se4+ Kb4 18.Tb2+ Ka3 19.Tb1+ Ka2 20.Ta1+ Kxa1 21.Sc3 La2 22.Sb1 Txg3+.
Dieses „erste-Sahne-Manöver“ beschreibt Satoshi wie folgt: „Small rook circuit to be captured on its home square. The circuit is motivated by shielding and Tempo (19.Ta2+ does not work). The knight switchback is an additional feature, which made the composition much harder.“
Ergänzen möchte ich noch, dass der Turm-Rundlauf „natürlich“ schlagfrei erfolgt, was die Motivation noch deutlich subtiler macht. Und so kann ich auch Silvios oben schon zitierten einleitenden Satz in seinem Kommentar zu der Aufgabe voll zustimmen.
Beautiful and original proof game, as is characteristic of this composer.
Besides the circuit and switchback, I like the fact that the tour by black king is not interrupted by other black moves