Im letzten Retro der Woche hatten wir uns den Rundlauf einer Dame angeschaut; er war motiviert dadurch, dass kein anderer Stein ein Tempo verlieren konnte. Dadurch war sie gezwungen, sich auf eine lange und verwickelte Tour zu begeben, bei ihrem Tempoverlust nicht den gegnerischen König zu stören.
Die heutige Aufgabe betrachtet das gleiche Thema quasi von der anderen Seite: Heute ist es ein König, der als einziger weißer Stein in der Lage ist, ein Tempo zu verlieren; sein pendelfreier Rundlauf ist sogar noch länger als der der Dame in der letzten Woche.
The Problemist 1992 (Version)
Beweispartie in 26 Zügen (12+15)
Sofort fällt im Diagramm einerseits das Schachgebot gegen den weißen König auf und andererseits der zweite weißfeldrige schwarze Läufer, der also durch Umwandlung entstanden ist.
Bevor wir uns fragen, was uns diese beiden Tatsachen bei der Lösungsfindung helfen, sollten wir versuchen, die offensichtlichen schwarzen Züge zu zählen, dabei zähle ich den Umwandlungsläufer mit bei den Bauern: 4+2+2+4+1+11=24. Also hat Schwarz noch zwei Züge frei?
Wenn man genau hinschaut, stellt man fest, dass dem nicht so ist: Denn damit Schwarz mit zwei Turmzügen auskommen kann, müsste [Sg8] den Weg freigemacht haben, um anschließend zurückzukehren. Damit wären dann alle schwarzen Züge erschöpft.
Aber auch das kann nicht klappen, denn wenn [Dd8] nur zwei Züge gemacht hätte, dann hätte sie im letzten Zug (Schachgebot!) von a5 kommen müssen. Da aber steht schon ein schwarzer Turm.
Also brauchte 8dd8] drei Züge, und der Trick mit der Rückkehr des [Sg8] klappt nicht. Also kommt sTa5 via h5 von h8 und Tc8 von a8, und damit gehen die 26 schwarzen Züge genau auf.
Dabei fällt auf, dass [Bh7] zu Hause geschlagen werden musste, denn Schwarz hat keine Züge mehr frei. Und damit haben wir keine schwarze Springer-Rückkehr auf g8, sondern möglicherweise eine weiße auf h7.
Außerdem musste [Th8] möglichst schnell nach a5 ziehen, denn vorher ist keiner der sichtbaren Bauernzüge möglich und damit auch keine Entwicklung der schwarzen Figuren.
Also muss Schwarz seine Umwandlung schnell durchführen, und in der Zeit muss Weiß dann auf h7 schlagen und die h-Linie wieder temporär räumen. Dafür muss Schwarz aber auf b3 mit seinem a-Bauern schlagen. Das kann in der Eröffnungsphase nur der [Sg1] sein, der in drei Zügen nach dort zog, sodass [Ba7] sich bis d1 durchfressen konnte.
Damit hat Weiß drei Züge mit [Sg1] gezogen, eine gerade Anzahl mit dem [Sb1] (er steht auf einem weißen Feld), also zusammen eine ungerade Anzahl von Zügen. Weiß kann auch den [Bd2] nicht gespielt haben: zwar kann theoretisch die sD von f4 kommend das Schach gegeben haben, aber wie soll dann [Bd2] verschwunden sein? Es ist kein möglicher Schläger zu sehen.
Also muss Weiß wirklich ein Tempo verlieren – und das kann nur der [Ke1] auf einer weiten Tour bis zur h-Linie: Erst dort kann er das Tempo verlieren, so dass er eine ungerade Anzahl von Zügen machen kann. Konkret sind das 17 – und das scheint noch heute Rekord zu sein, wenn man Wege außer Betracht lässt, in denen der König pendelt.
Trotz dieser gründlichen Vorüberlegungen halte ich die Aufgabe noch immer für recht schwierig zu lösen, oder geht nur mir das so?
1.Sf3 a5 2.Sd4 a4 3.Sb3 axb3 4.Sc3 bxc2 5.Se4 cxd1=L 6.Sg5 Lb3 7.Sxh7 Lc4 8.Sg5 Th5 9.Sh7 Tha5 Nun ist angerichtet, nun muss [Ke1] ein Tempo verlieren! 10.Kd1 d5 11.Kc2 Kd7 12.Kc3 Ke6 13.Kd4 Kf5 14.Ke3 Le6 15.Kf3 Sd7 16.Kg3 Tc8 17.Kh4 g5+ 18.Kh3 Lg7 19.Kg3 Le5+ 20.Kf3 Ld6 21.Ke3 Kg4 22.Kd4 c5+ 23.Kc3 Db6 24.Kc2 Db4 25.Kd1 b5 26.Ke1 Dxd2+.
Trotz des nicht gerade begeisternden Umwandlungsläufers ist das eine großartige Aufgabe, wie ich finde!
Übrigens, die ursprüngliche Fassung der Aufgabe, die den zweiten Preis im Informalturnier gewann und auch den Weg ins FIDE-Album fand, entspricht genau dieser Partie bis auch den letzten schwarzen Zug. Dann aber musste Beweispartie in GENAU 25,5 Zügen gefordert werden. Was gefällt euch besser?
A late comment: I found this rather easy. The black moves are more or less given. With some trial and error you can establish the Sh7 switchback and also that wK must go all the way to h. But a very good problem! And why must it be difficult?
Schöne BP. Allerdings halte ich die Tempofolge eines Königs für deutlich leichter als die der Dame.
Zum Thema BP in 25.5 oder 26.0 Zügen. Meine klare Meinung dazu ist, die Zuglänge gibt insbesondere auch das Zugrecht an. Ergo ist BP in 25.5 Zügen eine m.E. korrekte Forderung, auch wenn es eine/mehrere in 25.0 Züge gäbe. Meines Erachtens ist das analog zu Hilfmatts, bei denen Satzspiele auch nicht als NL bezeichnet werden. Dort ist der Anzug vorgegeben und so besteht auch eine BP aus Position+Forderung und aus letzterer ergibt sich, wer gerade am Zug ist. Lediglich bei ganzzahligen Unterschieden (wie bei Orbans BP in 4.0) halte ich die genau-Forderung für notwendig. Oben wäre danach 25.5 Züge besser – weniger Züge, kein Schachgebot… Der Zug ist nur wegen der dann fehlenden kürzeren BP angeflickt worden.
Im Übrigen kann auch bei der BP der letzten Woche nach dieser Argumentation das “genau” weggelassen werden.
Gibt es dazu (im Kodex) eine eindeutige Regelung?
A wonderfull 17 moves backtracking roundtrip by white king (and a switchback by Sh7) is achieved at a cost of an obviously promoted black bishop.
I prefer this version, as adding ‘exactly’ to the original stipulation seems like a crutch.
The solving difficulty is a little too much for my weakened abilities, and Euclide agrees: After some 20 minutes nothing constructive has happened, so I shall kill the program.
Unto Heinonens Problem bietet einen Königsmarsch von 17 Zügen, um ein Tempo zu verlieren, benötigt aber eine offensichtliche Umwandlungsfigur (und eventuell einen König im Schach) in der Diagrammstellung.
Man vergleiche dazu ein Problem von Thierry Le Gleuher mit einem 15-zügigen Königsmarsch zum Zweck eines Tempoverlusts, in einer eleganten Diagrammstellung, mit weniger Zügen und weniger Schlägen; PDB: P0006247.
Stimmt, diese Aufgabe kommt ohne Schachgebot im letzten Zug aus, aber auch hier ist die Umwandlungsfigur offensichtlich, auch wenn die Originaldame zum Schluss noch in die Ecke gestellt wird. 😉
Wer baut also einen 19-zügigen K-Rundlauf, wobei die andersfarbige UW-Figur noch (möglichst vom König) geschlagen wird? Das Stück kommt dann sicher ins Album…