Heute möchte ich euch mal wieder explizit zum Selbstlösen auffordern. Dazu habe ich eine Aufgabe herausgesucht, wo sofort die Fragestellung auf das wesentliche Thema zielt: Wie konnte das Schachgebot (legal) entstehen?
Redkie schanri pljus 1995, Preis
Schach? (12+12)
Das Schach des Lc8 kann nicht durch Bauernumwandlung entstanden sein: wBd5 kommt von c2, wBe5 von g2, und dann bleibt noch ein Schlag für Weiß frei. Alle Schläge des Schwarzen sind durch die Bauernstruktur erklärt: sBc5 kommt von a7, einer der schwarzen d-Bauern von e7, und sBg6 kommt natürlich von h7.
Für die schlussendliche Stellungsauflösung merken wir uns schon mal, dass [Ba2] und [Bh2] schlagfrei umgewandelt haben müssen; anders können sie nicht vom Brett verschwunden sein. Daher können axb und hxg6 erst nach der entsprechenden weißen Entwandlung zurückgenommen werden.
Doch nun zur Erklärung des Schachgebots, zur Stellungsauflösung:
Das Läuferschach muss, da nicht durch Bauernumwandlung erklärbar und der wLc8 auch die Diagonale nicht verlassen kann, also durch ein Abzugsschach entstanden sein. Das kann nur wSh2 gegeben haben – und dabei muss er auf h2 geschlagen haben, um ein Schach durch die wDh1 zu verhindern. Damit sind dann auch alle weißen Schläge erklärt.
Also muss es mit R 1.Sg4xXh2+ losgehen, wobei wir X noch nicht kennen: Aber es kommt nur die Dame oder ein Turm in Frage: Schwarz hat noch alle acht Bauern an Bord, sodass kein Umwandlungsstein entschlagen werden konnte. Damit scheiden als Schlagopfer Springer und auch Läufer (ein schwarzfeldriger schwarzer Läufer steht ja bereits auf dem Brett) aus.
Schwarz ist nun beinahe retropatt: Xg2-h2 ist nicht möglich, da wDh1 das Schachgebot nicht aufheben kann, also muss einer der schwarzen Springer (schlagfrei, wie wir schon gesehen haben) einen Zug zurücknehmen.
Damit aber setzt er seinen König einem Schachgebot aus, das der schachbietende Turm nicht aktiv aufheben kann: „seitliches“ Wegziehen ist nicht möglich, und ein Rückzug mit Schlag scheidet ebenfalls aus, da ja Weiß keine freien Schläge mehr hat.
Also muss Schwarz so zurücknehmen, dass Weiß mit seinem Springer (ein anderer Stein steht hierfür ja nicht zur Verfügung) immer dieses Schachgebot wieder aufheben kann. Gleichzeitig dürfen wir natürlich „unsere Thema-Diagonale“ nicht aus den Augen verlieren; auch dieses Schachgebot muss berücksichtigt werden.
Das solltet ihr nun versuchen, und dann werdet ihr feststellen, dass im fünften schwarzen Zug X endlich wegziehen kann – und zwar nach g3. Und damit ist auch klar, was X ist…
Die komplette Lösung lautet also
R 1.Sg4xDh2+ Sf5-g3 2.Se3-g4+ Sg3-f5 3.Sf5-e3+ Sg4-h6 4.Sh4-f5+ Sh5-g3 5.Sf3-h4+ Dg3-h2 6.Sh2-f3+ Df3-g3 usw.
Nun ist es nicht mehr so schwer, weil nun ohne Zeitdruck etwa die Türme die h-Linie bzw. die 3. Reihe verlassen können, und unter Berücksichtigung der Rahmenbedingungen, die wir oben schon festgestellt hatten, ist dann die weitere Auflösung einfach.
Allzu schwer war das nicht?! Da seht ihr, dass klassische Retros nicht unbedingt schwerer als sagen wir langzügige Hilfs- oder Direktmatts sein müssen. Und Spaß machen sie auch, wie ich finde!
Nice retro with six unchecks.
-1… Sf5-h6? -2.Sh6 Sh4 -3.Sg4 Sf5-g3 -4.Se3 Sg3 leads nowhere.