Werner Keym hat Geburtstag

Heute gehen herzliche Glückwünsche nach Meisenheim am Glan zu Werner Keym, der dort Geburtstag feiert. Lieber Werner, auch im Namen aller Leser hier wünsche ich dir von Herzen alles Gute für dein neues Lebensjahr!

Zur Feier des Tages bringe ich zum Selbstlösen “für zwischendurch” einen seiner zahlreichen Lastmover-Rekorde:

Werner Keym
Die Schwalbe 1978
Letzter Zug? (4+9)

 

Übrigens können wir uns alle schon jetzt auf einen sehr interessanten Retro-Aufsatz von Werner wahrscheinlich im April-Heft der Schwalbe freuen!

Retro der Woche 08/2016

Im Retro der Woche 53/2015 hatte ich den zweiten Preis des Phénix Retroturniers 2014 vorgestellt. Bei der Erstellung des Preisberichts hatte mir die Reihung des zweiten und dritten Preises ziemliche Kopfschmerzen bereitet, darum stelle ich nun auch den dritten Preis vor: Vielleicht mögt ihr ja die beiden Aufgaben selbst vergleichen?

Nicolas Dupont
Phénix 2014, 3. Preis
Beweispartie in 26,0 Zügen (12+13)

 

Ich kann mich gut erinnern, dass mir die Lösung ziemlich schwergefallen war – zum Schluss komme ich darauf noch einmal kurz zurück.

Aber beginnen wir wie üblich zunächst mit der Inventur der Stellung: Es fehlen im Diagramm sieben der acht Bauern des Königsflügels, nur [Bh7] steht noch zu Hause.

Zumindest zwei schwarze Bauern müssen umgewandelt haben, denn die beiden weißen Bauern-Schlagfälle bxa und cxb können anders nicht erklärt werden.

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Februar-Heft der Schwalbe

Langsam sollte auch bei euch das Februar-Heft der Schwalbe eingetroffen sein: Ich hatte es schon am letzten Samstag direkt von bernd ellinghoven erhalten, als wir uns zu einem halben Dutzend Leuten in Neuss zum „Niederrheintreffen“ getroffen hatten. Ihr seht schon, da wurde der Bereich des Niederrheins sehr großzügig ausgelegt…

Für die Retrofreunde gibt es wieder eine Menge Löse- und Lesestoff: Neun Retro-Urdrucke warten auf Beschäftigung, interessante (nicht Retro, dennoch mit sehr guten Aufgaben) Preisberichte – und dann hat ein gewisser Thomas Brand dort einen Artikel über Niels Høeg veröffentlicht. Der eine oder andere Leser mag erstaunt sein, dass Høeg nicht nur im Bereich der Retroanalyse (und hier besonders der Verteidigungsrückzüger) aktiv war, sondern auch zu den bedeutenden Neudeutschen Pionieren gezählt werden muss.

Ebenfalls findet ihr im Heft einen (vorläufigen) Hinweis auf das diesjährige Schwalbe-Treffen: Es findet voraussichtlich am (langen Feiertags-) Wochenende 30. September bis 3. Oktober in Güstrow (Mecklenburg-Vorpommern) statt. Details werden so schnell wie möglich auf der Schwalbe-Seite und natürlich hier im Blog veröffentlicht.

Retro der Woche 07/2016

Seit Ende 2013 gibt es auf Julia’s Fairies auch ein Retro-Informalturnier: Hans Gruber war Preisrichter für die Jahre 2013-2014; nun habe ich das Vergnügen und die Ehre, die Jahrgänge 2015 und 2016 richten zu dürfen.

Den ersten 1. Preis in der nun hoffentlich lang andauernden Tradition von Märchen-Retroinformaturnieren auf der Website möchte ich euch heute vorstellen. Die Bedingung „Disparate“ (deutsch: „ungleichartig“) ist recht einfach zu erklären: Es müssen nacheinander ungleichartige Steine ziehen. Damit ist eine „offene Partie“ (1.e4 e5) unter dieser Bedingung nicht möglich: Nach dem weißen Bauer darf nicht sofort ein schwarzer Bauer ziehen.

Nicolas Dupont
Julia’s Fairies 2014, 1. Preis
Beweispartie in 16,0 Zügen, Disparate (14+14)

 

Auf den ersten Blick scheint dies, ähnlich wie etwa das Duellantenschach (Jede Seite muss so lange mit dem einmal gewählten Stein ziehen, bis es (orthodox-)legal nicht mehr möglich ist, dann wird ein anderer Duellant bestimmt), eine sehr einfache Bedingung zu sein, die nicht allzu viele Möglichkeiten bietet — aber das täuscht bei beiden Bedingungen, wie ich meine.

Zählen wir zunächst ganz „orthodox“ die weißen und schwarzen Züge, die im Diagramm sichtbar sind: Das sind bei Weiß 2+1+2+4+2+0=11, bei Schwarz kommen wir auf 2+2+3+1+3+3=14 Züge.

Im ersten Moment scheinen viele Züge übrig zu sein, aber wir müssen auch betrachten, dass die fehlenen Steine [Bd2], [Be2], [Bc7], [Lc8] irgendwie verschwinden müssen. Würde Weiß etwa seine fehlenden Bauern auf d5 und e5 aktiv opfern, kostete das vier Züge für Weiß und zwei für Schwarz. Dann müsste Weiß in einem Zug die beiden fehlenden Steine verschwinden lassen — das kann nicht klappen!

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Hans Heinrich Schmitz 100

Heute jährt sich zum hundertsten Male der Geburtstag von Hans Heinrich Schmitz (*12.02.1916, † 04.02.2000).

Von Beruf Musiker (leitete z.B. von 1959 bis 1966 das Sinphonieorchester Jena, die heutige Jenaer Philharmonie) hatte er sich früh für die neudeutsche Schule begeistert, sich dann als eminent starker Löser aber allen problemschachlichen Bereichen gewidmet.

Durch seine ausführlichen, fundierten, sprachlich exzellenten Löser-Kommentare habe ich als junger Retro-Interessierter sehr viel gelernt, seine Überlegungen zur Ästhetik haben viel bewirkt. So forderte er etwa Ende der 70er Jahre heftig die Eindeutigkeit von Beweispartien, auch wenn dann die Anzahl der Themasteine (zu der Zeit waren Rekordkonstruktionen mit dem Ceriani-Frolkin Thema in nicht eindeutigen Beweispartien en vogue) geringer wäre. Zunächst nahm sich Michel Caillaud dieser Gedanken an — der Rest ist Geschichte…

Ich habe Hans Heinrich Schmitz bereits bei meinem ersten Schwalbe-Treffen (1982 in Hennef) kennen gelernt: In der dortigen Sportschule waren wir Zimmergenossen. Im persönlichen Umgang sehr gewinnend hat er mich, auch bei seinen zahlreichen Besuchen des Andernach-Treffens, direkt und indirekt (ob absichtlich oder nicht, mag ich nicht zu beurteilen) immer mehr Richtung Retroanalyse geführt; ich bin ihm dafür sehr dankbar.

Hans Heinrich Schmitz hat nicht viel komponiert; eines seiner bekanntesten Retros (das mit der kuriosen Bepunktung von 4+3+1 den Weg ins Album gefunden hatte), möchte ich hier zeigen.

Hans Heinrich Schmitz
feenschach 1981 (Verbesserung), 2. Preis
Ergänze 24 Steine zu einem Illegal Cluster (1+7)

 

Bei Illegal Clusters wird durch Einfügen der angegebenen Steine in ein unvollständiges Diagramm eine illegale Stellung erzeugt, die nach jeder Entfernung eines beliebigen Steines (außer den Königen) legal wird.

Was kann nun hier die Idee sein, die 24 Steine einzufügen? Zunächst sehen wir, dass die Angabe der Anzahl einzusetzender Steine hier zur deren Eindeutigkeit bereits reicht: Damit stehen in der Lösung 32 Steine auf dem Brett, alles Originalsteine, da kein Schlag stattgefunden hat und damit auch keine Umwandlung möglich war.

Die Grundidee ist, dass eine Seite keinen letzten Zug hat, und auch durch Rücknahme eines Zuges der anderen Partei kein letzter Zug für sie entstehen kann. Entfernt man dann einen Stein, so ist ein letzter Zug möglich.

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Schwalbe 92

Heute jährt sich zum 92. Male der “Geburtstag” der deutschen Problemschach-Vereinigung, der Schwalbe: Sie wurde am 10. Februar 1924 in Essen gegründet.

Bekanntlich geht der Name auf ein berühmtes Problem von Johannes Kohtz und Carl Kockelkorn zurück; zum (erneuten) Betrachten dieses Problems und zum Nachlesen der Gründungsgeschichte der Vereinigung verweise ich euch auf die Internet-Seiten der Schwalbe: Schaut zur Feier des Tages doch einfach dort vorbei!

Retro der Woche 6/2016

Korrektur 14.3.22: Geburtsjahr von Ivan

Recht ungewöhnlich ist es, wenn Vater und Sohn gemeinsam komponieren. Die Makedonier Gligor (*20.8.1946, † 15.01.2015, siehe Retro der Woche 35/2015) und Ivan (*22.3.1973) Denkovski haben gemeinsam nicht nur Retros, sondern auch Hilfsmatts gebaut.

Eine ihrer gemeinsamen Beweispartien habe ich für heute herausgesucht.

Gligor & Ivan Denkovski
Die Schwalbe 2009, 4. ehr. Erw.
Beweispartie in 25,5 Zügen (15+16)

 

Kann man anhand der Diagrammstellung schon thematische Inhalte der Aufgabe erkennen? Hier geht das: Betrachten wir, welcher weiße Stein fehlt ([Bg2], so kann der nicht direkt geschlagen worden sein. Schwarz verfügt zwar über einen Doppelbauern, aber auf der h-Linie kann [Bg2] nicht verschwunden sein, da Schwarz noch „alle Mann an Bord hat“, Weiß also nicht schlagen konnte. Also muss [Bg2] auf g8 umgewandelt haben.

Dass [Sg8] gezogen haben muss, ist allerdings schon durch die Stellung der schwarzen Türme klar. Aber können wir bereits entscheiden, ob es sich bei der Umwandlung um einen „Ceriani-Frolkin“ oder einen „Phoenix“ gehandelt hat? Auch das können wir:

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Zweiter Todestag

Heute jährt sich zum zweiten Male der Todestag von Wolfgang Dittmann. Einen kleinen, hübschen Märchen-Lastmover von ihm möchte ich aus diesem Anlass vorstellen.

Die Bedingung Ohneschach bedeutet, wie der Name schon vermuten lässt, dass normale Schachgebote nicht zulässig sind — sie sind es nur im Mattzug.

Wolfgang Dittmann
feenschach 1977
Letzter Zug? Ohneschach (9+5)

 

Weiß hat elf Mal geschlagen, daher scheidet R 1.Ta1xXa2# als letzer Zug aus.Der letzte Zug muss also a5xYb6# gewesen sein. Schwarz hat fünf Mal geschlagen, zusammen mit den fehlenden [Lc1], der zu Hause starb, bleibt ein schwarzer Schlag frei.

Wäre der Mattzug durch den Schlag eines schwarzen Offiziers erfolgt, so hätten [Ba7] und [Bb7] beide umwandeln müssen. Dies erfordert aber drei schwarze Schläge, die nicht mehr übrig sind: Letzter Zug war ja offensichtlich aXb6#; der [Ba2] konnte nicht mehr geschlagen haben. Also wurde auf b6 ein schwarzer Bauer geschlagen — jedoch nicht direkt, da dies ein illegales Schach gewesen wäre, sondern es geht als letzter Zug nur a5xBb5e.p.#.

Im Orthodoxen lässt sich dieser letzte Zug dies viel einfacher mittels Schachgebot darstellen (Ihr kennt alle die berühmte Aufgabe von Nils Hoeg? Wenn nicht, findet ihr sie im Februarheft der Schwalbe!), hier erschwert also die Märchenbedingung die Darstellung des Themas, hier ist sie wahrlich keine einfache Hilfe für den Komponisten.