Rustam Ubaidullajew ist einer meiner Lieblings-Beweispartiekomponisten, da er immer interessante Ideen ein wenig abseits des Mainstream sehr elegant aufs Brett zaubert.
So auch das heutige Stück, dessen Inhalt man beim Blick aufs Diagramm wohl noch nicht sofort erkennen oder erraten wird?
feenschach 2004 – für Anna – 4. Preis
Beweispartie in 23 Zügen (16+15)
Nur ein einziger Stein fehlt: [Bg7] wurde von [Bh2] geschlagen. Damit wissen wir schon, dass [Bg7] gezogen haben muss – und damit sind wir schon beim Betrachten der sichtbaren erforderlichen Züge im Diagramm.
Bei Schwarz ist es erst einmal einfach: [Ke8] brauchte wegen seines Umweges über f8 mindestens acht Züge bis d1. Ferner hatten wir schon gesehen, dass [Bg7] gezogen hat. Damit [Ke8] seine heimatlichen Gefilde verlassen konnte, musste auch [Lf8] ziehen und schließlich wieder nach Hause zurückkehren. Damit haben wir elf schwarze Züge erklärt – zwölf sind noch frei!
Bei Weiß schaut es schon etwas besser aus, hier können wir erst einmal die offensichtlichen Züge zählen: 2+1+6+2+4+6=21 – aber auch hier sind noch zwei Züge frei. Doch können wir die sehr leicht erklären: Damit [Ke1] in zwei Zügen nach g1 kommen konnte, musste [Lf1] wie sein schwarzer Kollege Platz machen und anschließend zurückkehren. Und damit sind bis auf die Züge zum und vom „Parkfeld“ des [Lf1] alle weißen Züge auch erklärt.
Ja, das gilt auch für den Schlag des [Bg7]: Der muss auf g5 erfolgt sein, da anders [Th1] nicht in zwei Zügen nach e6 hätte gelangen können.
Aufgrund der weißen Bauernstellung sieht man auch recht schnell, dass der schwarze König nur via c3 ins weiße Lager gelangen konnte. Und dorthin konnte er nicht auf direkten Wege via d4 gelangen, wie ihr euch leicht klarmachen könnt: Der schwarze König musste einen Umweg über den Damenflügel nehmen.
Denn d4 musste so früh gespielt werden, damit [Ta1] herauskam, bevor der sK ins weiße Lager einmarschieren konnte: Zumindest Ta3 musste gespielt sein, bevor Weiß b3 ziehen konnte, was dem sK erst das Betreten der dritten Reihe ermöglicht.
Wir haben schon bemerkt, dass speziell die weißen Türme recht früh herausgespielt werden mussten. Damit behindern sie aber, so wie sie recht frei auf dem Brett stehen, den sK auf seiner Wanderung nach Süden.
Schwarz braucht also mindestens einen Stein, der seiner Majestät Schachschutz geben kann. Dafür sind natürlich weitere schwarze Züge erforderlich, die man aber nicht mehr im Diagramm sieht. Hierfür bietet sich zunächst der [Lf8] an, da er ja sowieso ziehen muss und etwa seinen Chef elegant um wTe6 herumführen kann.
Aber beim Ausprobieren stellt ihr dann sicher fest, dass dieser Läufer allein hierfür nicht ausreicht. Aber das wollt ihr jetzt vielleicht gern selbst erforschen?
1.h4 g5 2.hxg5 Lg7 3.Th6 Kf8 4.Te6 Lf6 5.d4 Kg7 6.Sd2 Kg6 7.Sdf3 Kf5 8.g6 Le5 9.Lh6 Ke4 10.e3 Kd5 11.La6 Ld6 12.Kf1 Kc6 13.Se1 Kb6 14.Dh5 Sc6 15.Td1 Le5 16.Td3 Ka5 17.Ta3+ Kb4 18.b3 Kc3 19.Ta4 Kd2 20.Sgf3+ Kd1 21.Kg1 Lg7 22.Lf1 Lf8 23.Lg7 Sb8.
Schwarz führt also zur Unterstützung des Königsmarsches ein siebenzügiges Rückkehrmanöver durch: Dabei ist die ungerade Anzahl von Zügen ungewöhnlich, aber hier durch den Zwischenstopp auf f6 verursacht. Auch die Rückkehr des [Sb8] sieht man nicht sofort.
Habt ihr genau angeschaut, warum Weiß bei seinem Läufer-Räummanöver den geometrisch längsten Zug ausführen musste? Das gibt, wie ich finde, diesem tollen Problem noch zusätzlichen Pfiff!
I could not solve this proof game in a reasonable time, but it was great fun to play through the solution given, enjoying the moves needed to enable the long king walk.
A tiny typo: last move should read Sb8.