Heute vor drei Jahren ist Wolfgang Dittmann verstorben. Als Komponist ist er besonders durch seine Verteidigungsrückzüger berühmt gewesen, aber seine heimliche Liebe galt auch den Illegal Clustern: Bei denen müssen bekanntlich die angegebenen Steine ins Diagramm eingefügt werden, sodass die Stellung illegal ist, durch Entfernung eines beliebigen Steins (außer den Königen natürlich!) aber eine legale Stellung entsteht.
Karl-Fabel-Gedenkturnier 1976, Lob
Ergänze kdllbb zu einem Illegal Cluster (4+4)
Wolfgang hatte sich bei seinen Illegal Clustern immer bemüht, nicht so sehr den Rätselcharakter dieses Aufgabentyps zu betonen, sondern auch problemschachlichen, retroanalytischen Inhalt zu zeigen – so wie in dem Stück, das ich im Retro der Woche 07/2014 vorgestellt hatte, so wie auch im heutigen Stück.
Eine häufige Idee bei Illegal Clustern ist, eine Retropatt-Stellung aufzubauen, in der eine Seite keine Züge mehr hat, aber durch Entfernung irgendeines Steines solch ein letzter Zug zur Verfügung steht.
Das ist hier sehr unwahrscheinlich, da die schwarzen Steine sehr verstreut stehen: Selbst wenn wir eine weiße Retropatt-Stellung aufbauen könnten, wie sollte das Retropatt etwa nach Entfernen des sLg8 aufgehoben werden können?
Aber vielleicht kann man ja einen der Könige einmauern? Nahe liegend ist es, dies für den weißen König zu versuchen, da er ja schon recht wenige Fluchtfelder hat –aber auch dann stellt sich die Frage, was etwa der sLg8 dazu beitragen kann?
Vielleicht kann jedoch der schwarze König eingemauert werden? Um ihn aber auf a1 oder b1 endgültig einzumauern, sodass er nicht mehr nach Norden zurückkommt, fehlen zwei weiße Bauern, nämlich auf c2 und auf d2.
Wo aber sollen die herkommen? Einsetzen können wir sie nicht, sie müssten also im Rückspiel entschlagen werden. Das passiert hier durch zwei e.p.-Schläge durch Schwarz, die im Hilfsrückspiel nur durch Retro-Zugzwang erzwungen werden können.
Neben dem bereits vorhandenen schwarzen Läufer werden noch zwei zusätzliche eingesetzt – mit einem davon können wir sofort Anzug und letzten Zug festlegen, und dann müssen wir „nur noch“ so einfügen, dass der wK nur durch e.p. Schläge ausweichen kann, sodass der sK im Südwesten eingemauert wird. Den stellen wir dann nach b1, damit er dem wK den Zugang zu c2 verwehrt – und mit diesen Überlegungen können wir vielleicht die weiteren Steine einsetzen?
Diese Stellung erzwingt nun ein längeres Rückspiel:
R 1.– e2-e1=L+ 2.Kc3-d2 (einzige mögliche weiße Rücknahme!) 2.– e4:d3e.p.+ 3.d2-d4 e5-e4+ 4.Kb3:Bc3! (einzige mögliche weiße Rücknahme!) 4.– b4:c3e.p.+ 5.c2-c4 Lh7-g8+.
Offensichtlich ist der schwarze König unauflösbar eingemauert, unsere Ausgangsstellung ist also illegal. Entfernt man wBb2 oder wLc1, dann ist die Mauer nicht dicht, und bei Entfernung irgendeines anderen Steins kann der weiße König anders ausweichen, sodass die beiden einmauernden e.p.-Schläge nicht retroanalytisch erzwungen werden können, somit kann dann so zurückgespielt werden, dass der sK entkommen kann – also legal! Aber warum muss z.B. die schwarze Dame genau auf b5 eingefügt werden?
Wolfgang war mit der Ökonomie der Aufgabe offensichtlich nicht ganz zufrieden, aber um zwei erzwungene e.p.-Schläge darzustellen, braucht es schon ein wenig Material – für mich ist es jedenfalls eines meiner Lieblings-ICs.
A remarkable IC problem, although it is too difficult to solve, at least for me.
My favorite Dittmann IC problem is P0002702, where the material is added in no less than six twins; all the IC tricks are featured, I think, except en passant capture.