Ich verrate kein Geheimnis, wenn ich gestehe, dass einer meiner Lieblingskomponisten für Beweispartien Satoshi Hashimoto ist.
Die folgende Aufgabe schätze ich ganz besonders wegen ihrer Eleganz bei der Darstellung eines schwierigen Themas.
Problemesis 2004
Beweispartie in 25 Zügen (12+15)
Das scheint ja sehr schwer zu lösen zu sein, wenn man nur zwei weiße Züge auf dem Brett sieht und auch bei Schwarz eine Menge freie Züge übrig bleiben. Sichtbar sind zunächst nur 4+0+2+3+1+10=20.
Doch können wir durch genauere Analyse der Stellung weitere Züge (besser gesagt Zug-Arten) identifizieren.
Dazu betrachten wir erst einmal, welche Steine fehlen. Bei Schwarz ist es genau ein Turm, und bei Weiß fehlen die vier Bauern des Damenflügels.
Daher konnte nur Ba2 direkt geschlagen werden, die drei anderen mussten umwandeln: Neben bxa sind noch die Bauernschläge dxe sowie hxgxf sichtbar. Daher müssen [Bb2], [Bc2] und [Bd2] umgewandelt haben. [Bb2] und [Bd2] mussten dies schlagfrei tun, [Bc2] schlug genau einmal zur Umwandlung – das Opfer kann nur der fehlende Turm sein, für den wir zwei weitere Züge einrechnen müssen.
Wegen der schlagfreien Umwandlung des [Bd2] musste auch [Dd8] wegziehen und später wieder zurückkehren, womit weitere zwei Züge erklärt sind, sodass nun nur noch ein schwarzer Zug frei ist.
Nun sollten wir im Detail überlegen, wie die fehlenden weißen Steine (abgesehen von [Ba2]) verschwunden sind, welche Züge weiß verbraucht hat.
Jeder der weißen umgewandelten Steine muss mindestens zwei Züge gemacht haben, um sich entweder zu opfern oder einen geschlagenen Stein zu ersetzen. Damit haben wir schon einmal 2+15+6=23 Züge bei Weiß identifiziert.
Als ich das Stück damals selbst gelöst habe, habe ich eine ganze Weile versucht, daran kann ich mich noch gut erinnern, mit – b3xBa2, b2-b8=X zu beginnen und dann die d-Linie frei zu machen. Das klappte aber nicht – warum funktioniert das nicht? Erst wenn man sich darüber Gedanken gemacht hat, kann man die hohe Qualität der Aufgabe und ihrer Konstruktion würdigen.
Nein, [Dd1] muss per Opfer sehr früh die d-Linie öffnen – und zwar so, dass e5 noch nicht hat geschehen können, womit der fehlende schwarze Zug auch erklärt ist.
Und damit sind auch die beiden noch offenen weißen Züge erklärt, denn ein Umwandlungsstein kommt mit einem einzigen Zug nicht aus, obgleich sich dafür doch eigentlich d8=D, Dd1 anbieten würde? Warum geht das nicht? Weil die Dame erst sehr spät endgültig nach d1 kommen kann – wenn die d-Linie schon verstellt ist.
Und was machen die beiden anderen umgewandelten Steine? Sie müssen sich auf g4 bzw. f3 opfern. Das geht nur in jeweils zwei Zügen, wenn sie sich auf d8 in Damen umwandeln und dann via d1 auf ihr Opferfeld ziehen.
Nun ist es sicher nicht mehr so schwer, die genaue Zugfolge herauszubekommen:
1.e3 g6 2.Dg4 Lg7 3.De6 dxe6 4.d4 Kd7 5.d5 Df8 6.d6 Kc6 7.d7 Kd5 8.d8=D+ Ke4 9.Dd1 h5 10.Dg4+ hxg4 11.La6 Th5 12.c4 Td5 13.cxd5 b5 14.d6 b4 15.d7 b3 16.d8=D bxa2 17.b4 Lb2 18.Dd1 e5 19.Df3+ gxf3 20.b5 Lg4 21.b6 Sd7 22.b7 Te8 23.b8=D e6 24.Db3 Te7 25.Dd1 Dd8.
Drei Pronkin-Damen sehen wir hier also – eine tolle Leistung und sehr elegant dargestellt. Doch halt, eigentlich ist das Thema doch nach dem 25. weißen Zug beendet? Könnte man da nicht den letzten schwarzen Zug nicht weglassen?
Sicher könnte man das, aber hier passt der letzte schwarze Zug noch sehr gut, weil er nämlich ausgerechnet die schwarze Dame wieder auf ihr Partieausgangsfeld zurückkehren lässt, was nicht nur optisch sehr schön zu 25.Dd1 passt. Hier sehe ich den formalen „Verstoß gegen die Zeitökonomie“ ästhetisch als völlig gerechtfertigt an. Was meint ihr?
Universal agreement, so far at least.
I think the bQ must return on d8 in order to “clear the traces”. This clearance makes thus the composition more challenging for the solver, as we can’t guess from a glance which was black’s last move in the proof game.
This extra move also brings some additional strategic value to the composition, as it shows a black switchback on the promotion square – which is another interesting feature.
I also agree with Silvio: the highest the number of homebase pieces, the better. So there are eventually three good reasons – from solver’s, technical and artistic perspectives – to consider this lengthening as fully justified.
Drei Pronkins ohne unthematische Umwandlungssteine sind immer noch nicht so einfach – vor allem dann, wenn es wie hier um eine Originalfigur geht und die beiden ersten Pronkinsteine auch noch geschlagen werden.
Bezüglich Thomas Frage: Das ist sicher Geschmackssache. Man kann die Zügezahl oder die Zahl der Homebasesteine (die ja auch in gewisser Weise ein Ökonomiekriterium (möglichst wenig Änderung zwischen Ausgangs- und Diagrammstellung)) höher gewichten. Auch ich empfinde die Rückkehr als angemessen und hätte die Aufgabe wohl auch in dieser Form veröffentlicht.
Ich stimme Silvio zu. Eigentlich könnte man sogar sagen, daß die Rückkehr der schwarzen Dame zu den Themen dieser Beweispartie gehört; und zusätzlicher thematischer Gehalt sollte doch sicherlich einen zusätzlichen Halbzug wert sein.