Für den Ostersonntag habe ich ein sehr altes Stück klassischer Retroanalyse herausgesucht. Es stammt von einem bedeutenden Retrokomponisten der Mitte des vorigen Jahrhunderts und entstand, als der Autor gerade einmal zwanzig Jahre alt geworden war (7.9.1907 – 9.11.1989).
Tijdschrift van den NSB 1928, 1. Preis
#1 (Wer?) (14+13)
Beide Seiten könnten, wären sie am Zug, mattsetzen (Weiß mit Sd5#, Schwarz mit Dxf2#). Wir müssen also herausfinden, wer am Zug ist oder, äquivalent damit, wer als letzter gezogen hat.
So schwer ist die Aufgabe nicht, und ich lade euch wieder einmal ein, selbst zu lösen oder zumindest Löseversuche anzustellen, bevor ihr weiterlest.
Wie meistens ist es auch hier sinnvoll, mit der Schlagbilanz zu beginnen.
Bei Schwarz fehlen drei Steine: Offensichtlich sind die weißen Bauernschläge cxd3 und fx3, ferner wurde [Th8] in seinem Nordostkäfig geschlagen. Damit sind alle fehlenden schwarzen Steine erklärt.
Die beiden fehlenden weißen Steine wurden von einem Bauern auf der b-Linie geschlagen (ob der nun von a oder von c kommt, können wir im Moment noch nicht sagen), ferner erfolgte fxe.
Bei Weiß fehlt u.a. [Ba2]. Der kann nicht geschlagen haben, aber er kann auch mit keinem der schwarzen Bauernschläge direkt verschwunden sein, also muss er schlagfrei auf a8 umgewandelt haben. Weiß kann [Ba7] nicht geschlagen haben: Weder direkt auf der a-Linie noch nach einer Umwandlung, denn dann hätten [Ba2] und [Ba7] schlagfrei aneinander vorbeikommen müssen – und das geht ja offensichtlich nicht. Also ist einer der schwarzen Doppelbauern auf der b-Linie der [Ba7].
Mit dem gleichen Argument konnte auch [Bc7] nicht direkt verschwinden, auch er musste schlagfrei (auf c1) umwandeln. Daher können wir den Knoten im Südosten auch noch nicht mit der Rücknahme von c2xd3 aufgelöst werden.
Beide Seiten sind in Zugnot: Schwarz könnte im Moment nur d7-d6 zurücknehmen, und bei Weiß ist nur der Springer retro-beweglich: b2-b3 würde [Lc1] aussperren, ist damit illegal.
Die naheliegende Idee ist nun, möglichst schnell auf a8 zu entwandeln und damit axb zu ermöglichen, was einen weißen Stein entschlägt, der dann auf g4 den schwarzen Springer entfesseln kann, der vorher die weiße Dame auf f2 entfesselt.
Versuchen wir das doch einfach mal:
R: 1.Sa8-b6 b6-b5 2.a7-a8=S b7-b6 3.a6-a7 b5-b4 4.a5-a6 Nun können wir entschlagen: wir nehmen einen Läufer, der als einziger nach g4 gelangen kann. 4.– a6xLb5 5.Ld7-b5 a7-a6 6.Dg1-f2 Sf2-g4+ 7.Lg4-d7+.
Es ist geschafft, nun kann man langsam beginnen, den Südosten zu befreien, z.B. mittels 7.– Th1-h2 8.Sd4-f3 Df3-g3 9.Df1-g1 Kg3-f4 10. Dg1-f1 Df5-f3 11.Df1-g1 Dc8-f5 12.Le6-g4 f3xSe2 13.Sc3-e2 f4-f3 14.Sd1-c3 Dc1-c8 15. Lg8-e6 c2-c1=D 16.Lc4xTg8 c3-c2 17.c2xDd3 etc.
Damit ist in der Diagrammstellung Schwarz am Zug und setzt mit Dxf2# matt. Doch halt, kann nicht auch Schwarz mit der Rücknahme beginnen (R 1.– d7-d6)? Nein, denn das würde [Lc8] aussperren. Also ist alles in Ordnung!
A very nice oldie by the versatile Yugoslav master.
I thought the (Wer?) stipulation text was a more recent ‘invention’. Or did you put it in, Thomas?
(Possible typo: In the further retroplay, following -10.Dg1 Df5, it seems that White must uncheck on f3.)