Das (Märchen-) Schachtreffen in Andernach, das wie immer am verlängerten Himmelfahrts-Wochenende stattfand, war wieder gut besucht. Erfreulicherweise waren auch einige neue Besucher da, andererseits fehlten dieses Mal ein paar sonst immer gesehene Freunde.
Untern ihnen war auch Ulrich Ring, ein alter Haudegen schon der Frühzeit eindeutiger Beweispartien, wie man hier schon in den Retros der Woche 39/2012, 39/2013 und 27/2014 bewundern konnte. Darüber hinaus ist er auch ein anerkannter Hilfsmatt und Zweizüger-Spezialist, der aber auch tief ins Märchenschach eindringt und dabei auch ein hervorragender Koch ist.
Vor 20 Jahren in Andernach haben wir gemeinsam ein Konstruktionsthema bewältigt, das ich heute gern vorstellen möchte.
Andernach 1987, 1. Preis
Nach Vertauschen von zwei beliebigen Steinen bleibt die Stellung legal (14+14)
Dieses Konstruktionsturnier hatte Hans-Heinrich Schmitz ausgeschrieben. Uns vier reizte es schnell, das theoretische Maximum zu erreichen, was HHS im Vorfeld für unwahrscheinlich gehalten hatte, dass es funktionieren konnte.
Schnell sieht man, dass die erste und die achte Reihe frei bleiben müssen, da ein Tausch eines Bauern hierhin sofort die Stellung illegal machen würde. Außerdem muss man natürlich vermeiden, dass illegale Doppelschachs entstehen. Auch muss man höllisch aufpassen, dass keine illegalen Bauernstellungen entstehen.
Dieser letzte Gedanke zeigt übrigens auch, wieso 28 die maximal mögliche Steinzahl ist. „Der 29. wäre ein Bauer, und eine Partei hätte dann 7 Bauern auf dem Brett. Wenn da dann ein weißer Randbauer gegen einen schwarzen Randbauern getauscht wird, entsteht Unmögliches.“ So erklärte es Hans-Heinrich Schmitz in seinem Turnierbericht in feenschach 123, I-VI/1987, S. 34.
Warum müssen denn in der Stellung überhaupt Bauernlücken auftreten? Nun, der Tausch zweier Läufer kann sofort einen schwarzen und einen weißen Umwandlungsläufer nach sich ziehen (z.B. Le2<>Le3), und dafür müssen noch Bauern für die Entwandlung zur Verfügung stehen – und zwar für Umwandlungen auf weißen und auf schwarzen Feldern.
Und euch sei es zur eigenen Überlegung überlassen, wieso keine Bauern auf drei benachbarten Reihen stehen können?
Bei dem Wettbewerb wurde übrigens nur diese eine Aufgabe abgegeben – andere Konstrukteure hatten mitbekommen, dass wir bei 28 waren und dann ihre Bemühungen eingestellt, um sich dann auf andere Kompositionsturniere zu konzentrieren, zum Beispiel auf das Isardam-Turnier: Diese Märchenbedingung hatte einige Wochen zuvor beim Treffen der British Chess Problem Society erprobt worden war.
Hans Heinrich Schmitz hatte übrigens einen Geldpreis ausgelobt für sein Turnier: Den erhielten alle Teilnehmer in Form eines wie ein Hemd gefaltenen Zwanzig-DM-Scheins: Den habe ich heute noch, auch in Erinnerung an diesen großartigen Problemfreund!