Wenn ihr die letzten drei „Retros der Woche“ verfolgt habt, dann ahnt ihr sicherlich, was heute folgt?! Richtig geraten, herzlichen Glückwunsch!
Europe Echecs 1994, A. Frolkin und G. Wilts gewidmet
Beweispartie in 32,5 Zügen (12+11)
Schauen wir uns zunächst einmal an, was fehlt: Bei Weiß sind es genau die Bauern des Königsflügels, bei Schwarz fehlen ebenfalls die vier Bauern des Königsflügels, hinzu kommt ein schwarzer Turm.
Andererseits sind vier weiße Bauernschläge sichtbar: c2xb3xa4 und d2xc3xb4. Da Weiß keinen der fehlenden schwarzen Bauern direkt schlagen konnte, müssen sich (mindestens) drei schwarze Bauern umgewandelt haben, um entweder einen auf dem Damenflügel geschlagenen Offizier zu ersetzen oder sich selbst auf dem Damenflügel schlagen zu lassen. Als Opfer des vierten Bauernschlages bietet sich der fehlende schwarze Turm an.
Bei Schwarz sehen wir am Damenflügel drei Bauernschläge: axb6 sowie dxc6xb5. Bei Weiß sind alle Offiziere an Bord, weiße Bauern konnten auf dem Damenflügel nicht direkt geschlagen werden, also mussten mit der Logik von oben auch drei weiße Bauern umgewandelt werden, die ebenfalls entweder geschlagene Offiziere ersetzen oder selbst geschlagen werden.
Damit bleibt auf dem Königsflügel nur noch jeweils ein Bauernschlag bei Schwarz und Weiß, um die sechs Bauern zur Umwandlung führen zu können.
Zählen wir nun die im Diagramm sichtbaren Züge, beginnen wir bei Weiß: 2+0+1+1+4+4=12. Bei Schwarz zählen wir 1+2+0+1+3+3=10. Hinzu kommen bei Schwarz und Weiß jeweils 15 Züge bis zur Umwandlung der jeweils drei Bauern. Hinzu kommt auch bei Schwarz mindestens ein Zug des geschlagenen Turms.
Damit bleiben noch jeweils sechs Züge für die geschlagenen Originalsteine und deren Ersetzung durch die Umwandlungssteine (Phönix-Thema) bzw. nur für die Umwandlungssteine, die dann geschlagen werden (Ceriani-Frolkin-Thema).
Schnell sieht man, dass man für das Phönix-Thema zu wenig freie Züge hat. Und ebenfalls sieht man recht schnell, dass dann jeder Umwandlungsstein zum Schlag mindestens zwei Züge brauchte. Da aber nur noch sechs Züge zur Verfügung stehen, haben die Umwandlungssteine alle genau zwei Züge gemacht.
Aber wieso kann nicht zum Beispiel ein auf e8 umgewandelter weißer Bauer in einem Zug nach b5 gezogen haben? Nun, das funktioniert aus gleich zwei Gründen nicht: Der einfacherer ist, dass bei der Umwandlung auf e8 in Läufer oder Dame der sK auf f7 gestanden hat – und damit im Schach! Der zweite ist, dass das einfach nicht geht, da ja der Schlag auf b5 von c6 aus erfolgen musste: Der Bauer steht dem weißen Opferstein im Weg.
Gerade die Überlegungen zu den Schlagfeldern und deren Erreichbarkeit von Umwandlungssteinen in zwei Zügen hilft auch schon dabei, die Lösung vorzustrukturieren. Und wenn ihr diese Überlegungen angestellt habt, könnt ihr euch auch ans Lösen der Aufgabe machen!
1.h4 e5 2.h5 e4 3.h6 e3 4.hxg7 h5 5.g4 h4 6.g5 h3 7.g6 h2 8.Sh3 Sh6 9.Tg1 h1=D 10.g8=S Dc6 11.Se7 Dc3 12.Sc6 dxc6 13.g7 Lg4 14.g8=D f5 15.Db3 Ddd3 16.Db6 axb6 17.dxc3 Ta4 18.Sd2 Da6 19.Sf3 exf2+ 20.Kd2 Sf7 21.e4 Sd8 22.Le2 f1=T 23.Se1 Tf4 24.e5 Tfb4 25.e6 f4 26.e7 Kf7 27.e8=T f3 28.Te5 f2 29.Tb5 f1=S+ 30.Kd3 Sd2 31.cxb4 Sb3 32.cxb3 cxb5 33.bxa4.
Das ist die Erstdarstellung des sechsfachen Ceriani-Frolkin – und das sofort in einer „symmetrischen“ Art: DTS-dts. Ein echter Klassiker unter den Beweispartie-Aufgaben!
Wer sich dafür interessiert, wie es mit Sechsfachsetzungen weitergegangen ist, dem empfehle ich den Beitrag von Silvio Baier in der April-Schwalbe 2017 (S. 82-86). Und da werdet ihr feststellen, dass es mehr als 20 Jahre gedauert hat, bis eine Zweitdarstellung erschien. In den letzten zwei Jahren fielen sie dann allerdings wie reife Früchte von den Bäumen: Silvio zitiert in seinem Aufsatz nicht weniger als 18 Aufgaben, die seit 2015 erschienen sind.
Und wer schafft nun die erste Siebenfachsetzung??
Thanks Thomas for showing this pioneering job.
I think it would be nice to show in this blog a couple of particular renditions,
one from the first 2017 Strategems issue (unique in its Future Proofgame
structure), and the other is R453 from the last 2016 Probleemblad issue, where
the black side has no dubled pawn in the diagram despite three white CFs
were performed.
I agree with Bernd.
We can hope for a development similar to the Babson task: Suddenly one day a seven-fold CF will appear from an unlikely source.
Vielen Dank für die aktuelle thematische Serie von “Retros der Woche”! Das ist sehr informativ, und die Darstellung des Lösewegs ist wie immer vorbildlich.