Warum sind eigentlich normalerweise weiße Schachgebote in direkten Mattaufgaben verpönt? Einfach, weil es „starke“ Züge sind, die die Zugmöglichkeiten des Schwarzen sehr stark einschränken.
Bei Verteidigungsrückzügern entspricht dies dem Retroschach, das der Schwarze sofort aufheben muss. Auch das schränkt seine Zugmöglichkeiten ein.
Eine noch stärkere Einschränkung ist aber die Rücknahme eines e.p.-Schlags durch Weiß, da Schwarz dann nur noch genau einen Zug hat, den er zurücknehmen darf.
Ähnlich wie Schachprovokation (Schwarz bietet Schach!) im direkten Mattproblem ist dann der e.p.-Schlag durch Schwarz ziemlich paradox, da dies ja jeweils die weißen Zug- bzw. Rücknahmemöglichkeiten dramatisch einschränkt.
Das schauen wir uns mal in einem klassischen Verteidigungsrückzüger vom Typ Proca an:
Mat 1978, 3.Preis
#1 vor 10 Zügen, VRZ Proca (3+8)
Stünde der schwarze König nicht auf h7, sondern auf h8, ginge es ganz einfach in einem Zug: R 1.Te8-e7 und vor 1.Sxf6#. Mit dem König auf h7 scheitert dies offensichtlich an 1.– gxf6!.
Wie kann nun der König nach h8 gezwungen werden, wo doch schließlich alle schwarzen Offiziere beweglich sind? Irgendwelche Drohungen kann man sich bei der gut verteidigten siebten Reihe kaum vorstellen, die den König veranlassen würden, „freiwillig“ nach h8 zurückzuziehen.
Wenn es nicht über Drohungen funktionieren kann, dann halt über Zugzwang?! Auch das erscheint zunächst völlig absurd.
Aber die Diagonalschrittler auf f6, g6 und h6 lassen einen vielleicht auf den Gedanken kommen, dass man die durch schwarze Bauern einmauern könnte. Und wenn dann noch der wK auf d5 stünde, könnte auch der sSa8 nicht mehr zurücknehmen – und wir hätten unseren erträumten Zugzwang!
Wie nur können wir schwarze Bauern entschlagen und die auch noch auf die fünfte Reihe zwingen? Das können wir mit Bauernentschlägen probieren, die dann einen schwarzen e.p.-Schlag erzwingen. Weiß muss daher seinen König immer wieder ins Schach stellen, das nur so aufgehoben werden kann.
Legen wir einfach mal los:
R 1.Ke3xBf3! g4xf3 e.p.+ 2.f2-f4 g5-g4+. Damit ist nun „nebenbei“ auch die Diagonale f6-h4 für sLf6 geschlossen. Weiter geht es: 3.Kd3xBe3 f4xe3 e.p.+ 4.e2-e4 f5-f4+ 5.Kc3xBd3 e4xd3 e.p.+ 6.d2-d4 e5-e4+.
Das wäre geschafft, nun ist nur noch sSa8 beweglich. Den müssen wir nun noch ausschalten und dabei auch auf den noch immer beweglichen sBe5 achten.
7.Kd4-c3 d6xBe5+ 8.Kc5-d4 8.Kd5-d4? Wäre schlecht wegen c7xBd6, und Weiß hat keinen Wartezug, sondern ist selbst in Zugzwang. 8.– c7xBd6+ 9.Kc5-d4, und nun ist es geschafft, nun muss Schwarz den Zug zurücknehmen, den wir erzwingen wollten! Hier geht 9.Kc4-c5? nicht, da Schwarz nun noch die Rücknahme e6xXf5! hat.
Also ist der Schluss wie schon bekannt 9.– Kh8-h7(xX) 10.Te8-e7 und vor: 1.Sxf6#.
Interessant, wie Weiß die so offene Stellung zumauern muss, um zum Ziel zu kommen.
Interesting to see, how the powerful the white king is; all by himself he forces the black position to close up upon itself. The solution with a long series of retractions into self-check allows no variations, pretty much like some long self-mate problems, where a series of white checks forces the issue.