Für zwischendurch (33)

Auf den letzten Beitrag für zwischendurch habe ich eine Menge positiver Reaktionen erhalten, drum will ich diese Rubrik wieder etwas häufiger bringen: Nicht so schwere, werbewirksame Retros — allerdings ohne Lösung veröffentlicht.

Ronald Turnbull
The Problemist Supplement 1993
Beweispartie in 7,5 Zügen (15+15)

 

Das dürfe sehr leicht zu lösen sein, aber ein netter kleiner Gag verbirgt sich darin… Viel Spaß beim Lösen!

Retro der Woche 24/2017

Die italienische Schachzeitung Sinfonie Scacchistiche feierte ihren 50. Geburtstag mit einem Jubiläumsturnier in acht Kategorien; in einer von ihnen waren Beweispartien gefordert.

Preisrichter Marco Bonavoglia setzte das folgende Stück auf den ersten Platz, es folgten Aufgaben von Roberto Osorio & Jorge J. Lois (2. Preis) sowie Antonio Garofalo & Enzo Minerva (Ehrende Erwähnung).

Michel Caillaud
Sinfonie Scacchistiche JT50 2016, 1. Preis
Beweispartie in 23 Zügen (14+14)

 

Sowohl bei Weiß als auch bei Schwarz fehlen jeweils zwei Bauern. Die beiden weißen Doppelbauern auf dem Königsflügel können aber die fehlenden schwarzen Bauern nicht direkt geschlagen haben. Daraus können wir sofort schließen, dass die beiden schwarzen Bauern sich umgewandelt haben, um sich anschließend selbst im Osten zu opfern oder schwarze Opfersteine zu ersetzen.

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Für zwischendurch (32)

Genau ein Vierteljahr ist es her, dass ich hier die letzte “Für zwischendurch” Aufgabe vorgestellt hatte. Heute nun eine neue, die allerdings auch schon 48 Jahre alt ist…

Josef Kricheli
FEENSCHACH 1969, Lob
-(w+s), dann h=1; 2 Lösungen (1+1)

 

Weiß und Schwarz nehmen also jeder einen Zug zurück, und dann erfolgt im Vorwärtsspiel ein Hilfspatt in einem Zug. Dass man bei den Rücknahmen nicht komplett entschlagfrei vorgehen kann, ist sicher sofort einsichtig?

Viel Spaß beim Knobeln!

Retro der Woche 23/2017

Das (Märchen-) Schachtreffen in Andernach, das wie immer am verlängerten Himmelfahrts-Wochenende stattfand, war wieder gut besucht. Erfreulicherweise waren auch einige neue Besucher da, andererseits fehlten dieses Mal ein paar sonst immer gesehene Freunde.

Untern ihnen war auch Ulrich Ring, ein alter Haudegen schon der Frühzeit eindeutiger Beweispartien, wie man hier schon in den Retros der Woche 39/2012, 39/2013 und 27/2014 bewundern konnte. Darüber hinaus ist er auch ein anerkannter Hilfsmatt und Zweizüger-Spezialist, der aber auch tief ins Märchenschach eindringt und dabei auch ein hervorragender Koch ist.

Vor 20 Jahren in Andernach haben wir gemeinsam ein Konstruktionsthema bewältigt, das ich heute gern vorstellen möchte.

Dirk Borst, Thomas Brand, Hans-Peter Reich und Ulrich Ring
Andernach 1987, 1. Preis
Nach Vertauschen von zwei beliebigen Steinen bleibt die Stellung legal (14+14)

 

Dieses Konstruktionsturnier hatte Hans-Heinrich Schmitz ausgeschrieben. Uns vier reizte es schnell, das theoretische Maximum zu erreichen, was HHS im Vorfeld für unwahrscheinlich gehalten hatte, dass es funktionieren konnte.

Schnell sieht man, dass die erste und die achte Reihe frei bleiben müssen, da ein Tausch eines Bauern hierhin sofort die Stellung illegal machen würde. Außerdem muss man natürlich vermeiden, dass illegale Doppelschachs entstehen. Auch muss man höllisch aufpassen, dass keine illegalen Bauernstellungen entstehen.

Dieser letzte Gedanke zeigt übrigens auch, wieso 28 die maximal mögliche Steinzahl ist. „Der 29. wäre ein Bauer, und eine Partei hätte dann 7 Bauern auf dem Brett. Wenn da dann ein weißer Randbauer gegen einen schwarzen Randbauern getauscht wird, entsteht Unmögliches.“ So erklärte es Hans-Heinrich Schmitz in seinem Turnierbericht in feenschach 123, I-VI/1987, S. 34.

Warum müssen denn in der Stellung überhaupt Bauernlücken auftreten? Nun, der Tausch zweier Läufer kann sofort einen schwarzen und einen weißen Umwandlungsläufer nach sich ziehen (z.B. Le2<>Le3), und dafür müssen noch Bauern für die Entwandlung zur Verfügung stehen – und zwar für Umwandlungen auf weißen und auf schwarzen Feldern.

Und euch sei es zur eigenen Überlegung überlassen, wieso keine Bauern auf drei benachbarten Reihen stehen können?

Bei dem Wettbewerb wurde übrigens nur diese eine Aufgabe abgegeben – andere Konstrukteure hatten mitbekommen, dass wir bei 28 waren und dann ihre Bemühungen eingestellt, um sich dann auf andere Kompositionsturniere zu konzentrieren, zum Beispiel auf das Isardam-Turnier: Diese Märchenbedingung hatte einige Wochen zuvor beim Treffen der British Chess Problem Society erprobt worden war.

Hans Heinrich Schmitz hatte übrigens einen Geldpreis ausgelobt für sein Turnier: Den erhielten alle Teilnehmer in Form eines wie ein Hemd gefaltenen Zwanzig-DM-Scheins: Den habe ich heute noch, auch in Erinnerung an diesen großartigen Problemfreund!

38. RIFACE

Heute hat im französischen Saint-Germain au Mont d’Or das 38. RIFACE (encontre Internationale en France des Amateurs de Composition Echiquéenne) begonnen; das Treffen dauert bis zum Pfingstmontag.

Dort werden einige Kompositionsturniere ausgerichtet, an denen man sich auch beteiligen kann, wenn man nicht vor Ort ist. Einen Link auf das Thema des Retro-Turniers (sowie die der Hilfsmatt- und Märchenturniere) findet ihr nach 18:00 Uhr heute auf Julias Fairies.

Einsendungen bis Sonntag (4. Juni) um 15:00 Uhr an RIFACE.2017(at)gmail.com.

Zufälle

Manchmal gibt es schon verrückte Zufälle! Das letzte Retro der Woche hatte ich wegen Andernach schon eine Woche vorher geschrieben. Und am Mittwoch vor der Veröffentlichung flatterte mir das Mai-Heft von The Problemist ins Haus – mit gleich drei monochromen Retros!

Eines davon, das im Heft gründlich besprochen wurde, möchte ich kurz vorstellen:

Andrew Buchanan
The Problemist 2017, Yoav Ben-Zwi gewidmet
Letzter Zug? monochromes Schach (2+1)

 

Hier gilt implizit die „Dead Reckoning“ Regel, die auf Artikel 5.2b der FIDE-Schachregeln basiert: Kann ein Remis nicht mehr verhindert werden, endet die Partie automatisch und sofort; weitere Züge sind nicht mehr legal.

Mit dem vorhandenen Material kann Weiß nicht mattsetzen, die Stellung ist also remis. Also muss im letzten Zug entschlagen worden sein – und zwar so, dass die „andere Seite“ zumindest noch theoretische Gewinnmöglichkeiten hatte.

KxS, egal welcher Seite, scheidet aus, da die Stellung schon vorher remis war. KxL scheidet aus, da der Umwandlungszug unmöglich war: Kb7xLa8 geht nicht, da der letzte weiße Zug Bb7xXa8+ gewesen sein müsste – der scheidet aber aus, da b7 besetzt war. Dieses Argument zieht eigentlich auch für wKb2xLa1, aber diese Stellung wäre remis gewesen.

Ebenso scheidet beispielsweise Kb2xDa1 aus: Weiß hätte gar keine andere Zugmöglichkeit gehabt als die Dame zu schlagen und damit eine Remisstellung (nämlich die Diagrammstellung) herbeizuführen. Nach der Dead Reckoning Regel wäre die Stellung also schon VOR dem Schlag remis gewesen, der Schlag also gar nicht zulässig.

Bleibt also nur der Entschlag eines Turms übrig: K+T gegen K ist im monochromen Schach remis, da der König seinem Gegenüber kein Fluchtfeld nehmen kann. Also scheidet wKb2xTa1 als letzter Zug wegen Dead Reckonig aus, also hat Schwarz entschlagen: R Kb7xTa8.

[Th1] konnte niemals nach a8 gelangen, also wurde auf a8 ein Umwandlungsturm entschlagen. Eine extrem sparsame Darstellung des Ceriani-Frolkin-Themas – genauer gesagt gar des Prentos-Themas, da der Umwandlungsstein nicht von einem Bauern geschlagen wurde.

Wer hätte das bei nur drei Steinen auf dem Brett vermutet?

Retro der Woche 22/2017

Am heutigen Sonntag endet das traditionelle (Märchen-) Schachtreffen in Andernach, und daher habe ich für heute ein Märchen-Retro, eine Märchen-Beweispartie herausgesucht. Die hier geltende Bedingung „monochromes Schach“ wird im Schwalbe-Lexikon ganz einfach definiert: „Es sind nur Züge erlaubt und legal, deren Ausgangs- und Zielfeld von gleicher Farbe sind. Das gilt auch bei der Beurteilung von Matt und Patt.“ Das ist schon alles.

René J. Millour
Springaren 2007, 2. Preis
Beweispartie in 20,5 Zügen, monochromes Schach (13+7)

 

Einige Schlussfolgerungen für mögliche und unmögliche Züge kann man direkt aus der Bedingung ableiten.

So werden die Springer zu „Immobilien“, die nie ziehen können. So können die Könige direkt auf benachbarten Feldern stehen, da sie sich gegenseitig nie „bedrohen“ können: Der weiße König bleibt immer auf schwarzen, der schwarze König immer auf weißen Feldern. Und es gibt nur kurze Rochaden, da ja bei einer langen der beteiligte Turm die Felderfarbe wechseln würde. (Das ist allerdings Vereinbarungssache, denn wenn man die Rochade als reinen Königszug betrachtet, könnte man den Felderfarbwechsel des Turmes ignorieren. Das aber hätte merkwürdige Folgen für die Turmzüge.)

Ein ganz wichtiger Aspekt ist, dass Bauernzüge natürlich eingeschränkt sind: Bauern können nicht einen einfachen Schritt machen, da dabei dir Farbe gewechselt wird. Es funktionieren also nur der Bauerndoppelschritt am Anfang und anschließend nur Schläge.

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Buchempfehlung

Dieses Buch wird heute in Andernach vorgestellt. Ich kann es von ganzem Herzen schon jetzt empfehlen, da ich es schon kenne: Ich hatte es gesetzt. Wer also über den Retro-Tellerrand hinaus schauen mag, wird hier großartige Lektüre (deutsch mit englischer Einführung und englischen Zusammenfassungen) vorfinden — wie man es von Hans Peter Rehm nicht anders erwartet. 

Hans Peter Rehm

Logik & Zweckreinheit
im Märchenschach

Logic in fairy chess

 ist der fünfzehnte  Band der  EDITIONS  FEE=NIX  (be=gründet im Jahre 1992 von Denis Blondel †  &  bernd ellinghoven) – erschienen in Andernach im Mai 2017 im  feenschach – Verlag von bernd ellinghoven, Königstr 3, D-52064 Aachen; be.fee@unitybox.de — Preis 35.- €, be=zahlbar aufs feenschach- Konto.

Dies ist nun schon das dritte Buch meines Freundes Hans Peter Rehm, das ich für  die editions fee=nix drucken durfte. Für meinen Geschmack hätte es gerne einige Aufgaben und Märchen­bedingungen mehr enthalten können, aber Pit wollte keine schwächeren Kompositionen aufnehmen.

Auf 260 Seiten werden 180 Spitzenkompositionen der Logischen „nichtorthodoxen“ Schule – also Märchenschach – ausführlich von HPR kommentiert (mit englischer Übersetzung); viele Großmeisterwerke stammen von ihm selbst, aber auch andere „Neudeutsche“ sind ausreichend vertreten, wie z.B. Aschwanden, Bakke, Loustau, Millour, Petkow, Shankar Ram, Tribowski, Wenda, Widlert…

Eine längst überfällige Referenz an die Ahnen: von Holzhausen, Kohtz & Kockelkorn, Kraemer, Grasemann, aber auch TRDawson & P.Kniest (einige s/w-Fotos).

(-be-)