Retro der Woche 48/2017

„Ein Problem, das man wegen seiner Originalität immer wieder zeigen wird.“ meinte Preisrichter Thierry Le Gleuher zu der heutigen Aufgabe, und Meisterlöser Silvio Baier kommentierte damals: „Gleich der nächste Höhepunkt. Nur mit einem deutlichen Hinweis von Roberto habe ich das geknackt.“ (Mit dem vorangehenden Höhepunkt meinte er übrigens unser Retro der Woche 48/2013, das direkt davor veröffentlicht wurde.)

Damit sollte ich euch neugierig gemacht haben auf das heutige Stück?

Jorge Joaquin Lois & Roberto Osorio
Die Schwalbe 2010, 4. ehrende Erwähnung
Beweispartie in 21 Zügen (12+15)

 

Der einzige fehlende schwarze Stein wurde auf c3 geschlagen. Da nur [Bh7] fehlt, muss der sich umgewandelt haben, um dann entweder selbst auf c3 geschlagen worden zu sein oder das dortige Opfer zu ersetzen.

Besonders auffällig am Diagramm ist aber zunächst nicht so sehr diese recht offensichtliche Umwandlung, sondern sind die beiden weißen Türme im Nordwesten mitten im schwarzen Lager. Da müssen wir sicherlich genauer hinschauen, wie die dorthin gelangen konnten?

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Andernach 2018

… wirft seine Schatten voraus! Natürlich wieder am Himmelfahrts-Wochenende (10. bis 13. Mai 2018) trifft sich die Problemschachwelt in Andernach. Wie es sich in diesem Jahr bereits andeutete, wird das neue Tagungslokal das Hotel Stammbaum sein, das sicher einige von euch bereits kennen.

Details zur Anmeldung findet ihr in der Einladung von bernd ellinghoven. Also: rechtzeitiges Anmelden nicht vergessen!

Retro der Woche 47/2017

Der in diesem Jahr im Alter von 97 Jahren verstorbene Raymond Smullyan (siehe auch das letzte Für zwischendurch) hat sehr viel zur Popularisierung der Retroanalyse beigetragen: Viele haben ihren ersten Kontakt zu unserer Lieblings-Problemart durch die Übersetzung seiner Bücher ins Deutsche („Schach mit Sherlock Holmes“ und „Die Schachgeheimnisse des Kalifen“, beide im Otto Maier Verlag Ravensburg als Taschenbuch erschienen und beide nur noch antiquarisch zu bekommen.) gefunden, in denen er die Aufgaben in kleine Geschichten eingebettet hatte.

Einige Retro-Experten schätzen ihn als Komponisten nicht sehr hoch ein, da er für seine Aufgaben häufig Randbedingen nutzte, die eher an mittelalterliche Wett-Aufgaben als an modernes Problemschach erinnern. Im Sinne der Popularisierung sind solche Rätsel sicher nicht verkehrt — und er konnte auch gute „klassische“ Retros komponieren, von denen ich heute ein nicht allzu schwer zu lösendes vorstellen möchte.

Raymond Smullyan
The Chess Mysteries of Sherlock Holmes 1979
Welche Figur steht auf h4? (10+10+1)

 

Beginnen wir wie üblich mit Überlegungen zur Schlagbilanz. Die sind hier zunächst etwas schwieriger, da wir über die Farbe des Steins auf h4 nichts wissen, wir also für genau eine Farbe sechs, für die andere fünf Schläge haben.

Beginnen wir mit Schwarz: dort sieht man sofort bxa6 und f7xe6xd5xc4, das macht vier Schlagfälle. Bei Weiß sieht man anhand der Bauernkonstellation zunächst keinen Schlag, aber kann doch sehr schnell fünf Schläge ermitteln:

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Für zwischendurch (38)

Diagramm korrigiert!!

Habt ihr euch schon einmal mit „monochromem Schach“ beschäftigt? Dort sind nur Züge erlaubt und legal, deren Ausgangs- und Zielfeld von gleicher Farbe sind. Das gilt auch bei der Beurteilung von Matt und Patt. Damit ist z.B. die Stellung wKe1, sKe2 legal.

Diese Bedingung erlaubt unglaublich sparsame und gleichzeitig sehr tief gehende Retroanalysen, und mir macht sie sehr viel Spaß.

Ein einfaches Beispiel zum Hineindenken könnt ihr euch zwischendurch mal anschauen:

Raymond Smullyan
The Chess Mysteries of Sherlock Holmes 1979
Farbe des Bauern auf g3? Monochromes Schach (3+1+1)

 

So schwer dürfte das nicht sein — und wenn ihr monochromes Schach schon kennt, reicht wahrscheinlich ein Blick…

Retro der Woche 46/2017

Heute möchte ich gern wieder ein älteres klassisches Stück vorstellen, das wir noch „geschichtlich einordnen“ werden und das gar nicht so schwer zu lösen ist: Wenn ihr die Aufgabe nicht kennt, solltet ihr euch an der Lösung versuchen.

Boris Lurje & Nikita Plaksin
Ranok 1988, 1.-2.Preis
Löse die Stellung auf! (11+13)

 

Bei Weiß fehlen vier Bauern sowie der schwarzfeldrige Läufer, und das korrespondiert direkt mit den sichtbaren schwarzen Schlägen: b7xc6xd5xe4, f7xe6 sowie g7xLf6 — letzteres ergibt sich daraus, dass alle anderen schwarzen Schläge auf weißen Feldern stattfanden, wo natürlich [Lc1] nicht geschlagen werden konnte.

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Jacobi V0.2

17.11.17: Programmname (!) korrigiert … Dank an Bernd Gräfrath für den Hinweis!

Erst vor ein paar Tagen hatte ich auf die Freigabe des ersten Releases von Jacobi hingewiesen, des neuen Prüfprogramms von François Labelle speziell für Märchen-Beweispartien, da hat er schon eine neue Version (V0.2) veröffentlicht, die bekannt gewordene Fehler behebt, aber auch eine teilweise deutliche Beschleunigung des Programms mit sich bringt.

Es lohnt also, die Entwicklung dieses interessanten Programms weiter zu verfolgen!

Retro der Woche 45/2017

Roberto Osorio, der Probleemblad Retro-Sachbearbeiter, hat sich dankenswerterweise bereit erklärt, gemeinsam mit Hans Gruber die Schwalbe-Retros 2018 zu richten. Dieses Team kann die Zusammenarbeit bereits bei den feenschach-Retros 2017 üben.

Von Roberto möchte ich heute ein schon etwas älteres Stück, das zu seiner Preisrichter-Amtszeit bereits 15 Jahre alt sein wird, vorführen: Es hat mich, als ich es zum ersten Mal sah, ziemlich beeindruckt.

Roberto Osorio
Problem Paradise 2003, 3. ehrende Erwähnung
Beweispartie in 23,5 Zügen (9+15)

 

Mit dem Zählen der sichtbaren weißen Züge ist man schnell fertig; ein wenig hilfreicher sind da die schwarzen Züge: 4+2+4+2+3+5=20 — Es fehlen also „nur noch“ drei schwarze Züge.

Vielleicht kann ja eine genauere Betrachtung des Diagramms Hilfestellung geben, die möglicherweise zu identifizieren, zumindest die schwarzen Freiheiten weiter einzuschränken?

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Schlagschach-Wettbewerb

Kurz Erinnerung: Der Einsendeschluss zum Schlagschach-Konstruktionswettbewerb des Schachverbandes Württemberg (1. Preis: 100 Euro) ist am 30. November!

Die Ausschreibung habe ich hier im Blog im Mai veröffentlicht, ihr könnt also bequem noch einmal nachlesen.

Viel Spaß und Erfolg beim Endspurt!

Ach ja, und die neueste Ausgabe von “Problemschach für Tiger, Württembergs Ergänzung der mpk-Blätter” findet ihr auf der Website des Münchener Problemkreises.