Vorbemerkung: Heute folgt von Arnold Beine der zweite Teil zum Thema „Tacu-Enigma“, der im Nachspann zum Retro der Woche 35/2018 bereits angekündigt wurde — danke, Arnold! Diesmal wird es richtig märchenhaft, denn die Bedingung „Annanschach“ spielt eine wichtige Rolle. Hier zunächst eine knappe Einführung dazu; eine genaue Definition befindet sich am Ende.
Bei Annanschach zieht — kurzgefasst — der Vordermann in der Gangart des Hintermannes, solange zwei gleichfarbige Steine Kontakt in „Nord-Süd-Richtung“ haben. Der Vordermann ist dabei immer näher zur eigenen Umwandlungsreihe, der Hintermann näher zur eigenen Offiziersgrundreihe. Dies bedeutet, dass in der PAS alle Bauern wie die Offiziere in ihrem Rücken ziehen. Das hat enorme Auswirkungen bereits im ersten Zug, denn die Anzahl der möglichen Eröffnungszüge vergrößert sich von 20 auf 49. Annanschach ist vor allem deshalb sehr gewöhnungsbedürftig, weil die gewohnten Zugeigenschaften anders sind und sich auch ständig wieder ändern können. Die Vorstellung, dass in der PAS benachbarte Bauern ganz unterschiedliche Zugmöglichkeiten haben, will einem „Orthodoxen“ nur schwer in den Kopf. Dass der wBd2 wie eine Dame, der wBe2 aber nur wie ein König ziehen kann, ist schon ein starkes Stück; von denen daneben, die wie Turm, Springer und Läufer ziehen ganz zu schweigen. Es ist erlaubt, dass ein Bauer mit entsprechender Gangart auch die eigene Offiziersgrundreihe betritt; dort ist er selbst zugunfähig, kann jedoch seine Bauern-Gangart an einen Vordermann weitergeben. Jenes ist für Tacu-Enigmas eine sehr wichtige Eigenschaft, denn damit kann man eine Menge Spuren verwischen, was den Autor freut, aber dem Löser natürlich die Sache erschwert — es sei denn, er kalkuliert dies gleich in seine Überlegungen mit ein.
Die Schwalbe II/2018, Gregor Werner gewidmet
Stellung nach dem 4. Zug von Schwarz, #1 Annanschach; 30 unbestimmte Steine
In der heutigen Aufgabe gibt es wieder nur wenige Hinweise in der Stellung. Bis auf einen Stein stehen alle in Homebase-Stellung, zwei Steine fehlen, und das freie Feld g1 gibt wie bei Tacus Prototyp (siehe Retro der Woche 35/2018) einen Hinweis auf den weißen Mattstein. Wenn der wSg1 mattsetzen soll, dann dürfte er sich im schwarzen Lager befinden (oder er müsste sich auf der 2. Reihe mit einer starken Linienfigur im Rücken befinden, was aber auch nicht schneller geht), wofür er 4(!) Züge braucht, denn Annanschach kann Steine nicht nur stärker, sondern auch schwächer machen. Ein erster Versuch, den wSg1 ins feindliche Lager zu schaffen und weitestgehend die geforderte Stellung zu erreichen, könnte folgendermaßen aussehen: 1.Sf3? hxh2 (mit T-Kraft) 2.Sf4 (mit B-Kraft) Th3 3.Sg6 Te3 4.Sh8??. Das Feld d2 ist aber noch besetzt und ein Matt ist auch nicht in Sicht. Vielleicht klappt es mit dem anderen Springerzug und einem möglichen Damenmatt entlang der offenen d-Linie: 1.Sh3? hh5 (mit Turm-Kraft) 2.g4 hxg4 3.de3 (mit D-Kraft) gxh3 4.hg2 (mit T-Kraft) h2. Immerhin ist die geforderte Stellung erreicht, allerdings ist kein Damenmatt in Sicht. Dann wäre jetzt 1.de3 der nächste naheliegende Anfangszug, außerdem stellt sich die Frage, auf welchem Feld der sK in der Mattstellung steht. Ihn unter Beibehaltung der Stellungsvorgabe nach z.B. f8 zu bringen, würde aber fünf Züge dauern: 1.– ee6 2.– Le7 3.– Kf8 4.– fe8 5.– ef7. Bei d8 ginge es auch nicht schneller, es käme sogar noch das zusätzliche Problem hinzu, dass Schwarz ein Selbstschach durch den wBd2 (mit D-Kraft) vermeiden muss. Auf d7 stünde der sK aus den gleichen Gründen im Schach, außer wenn Schwarz vorher 1.– dxd2 spielen würde. Aber d2 muss am Ende frei sein. Allerdings hätte der sK auf d7 mit der sD im Rücken eine enorme Bewegungsfreiheit, die Weiß kaum kontrollieren könnte; und selbst mit einem sBd8 im Rücken des sKd7 hätte dieser zwar kaum noch Züge, aber Schwarz verblieben immer noch genügend Verteidigungsmöglichkeiten. Wie sieht es mit dem Feld e7 für den sK aus? Eine schwarze Zugfolge wäre 1.– ee6 2.– Ke7 3.– fe8 4.– ef7. Die Felder für ein Springermatt wären dann aber alle gedeckt und bei einem Damenmatt von g5 aus müsste das Feld e6 noch gedeckt werden. Bliebe als letztes noch das Nachbarfeld f7. Ein sKf7 hätte mit dem sLf8 im Rücken eine große Bewegungsfreiheit, aber bei genauer Betrachtung sind bis auf e6 alle Fluchtfelder gedeckt, wenn man davon ausgeht, dass e8 – wie im Diagramm angegeben – geblockt ist. Das Feld f7 ließe sich sogar ohne Spuren freimachen mit 1.– fxa2.