Gestern ist auf der Mitgliederversammlung der Schwalbe Geburtstag gefeiert worden: Die PDB ist am 29. September 2000 online gegangen, sie wurde also gestern volljährig! Entwickelt hatten sie Gerd Wilts und Hans-Peter Reich gemeinsam und mit zahlreichen Helfern initial befüllt.
Vom ersten Tag an hat sich Gerd Wilts um die Pflege und Weiterentwicklung der PDB gekümmert, hat vor allen Dingen bis vor wenigen Monaten die PDB Hardware für die Schwalbe kostenfrei betrieben. Das geht nun nicht mehr, aber er kümmert sich weiterhin um Verwaltung, Pflege und Weiterentwicklung.
Zum Dank und in Anerkennung der immensen Verdienste von Gerd Wilts um die Schwalbe und die PDB, die ja seit 2011 unter der Flagge der Schwalbe segelt, hat ihm die Vereinigung gestern die goldene Ehrennadel der Schwalbe verliehen. Dazu auch von meiner Seite, im Namen aller Retrofreunde, ein ganz herzlicher Glückwunsch!
Natürlich stelle ich zur Feier des Tages heute eine Aufgabe von Gerd vor – übrigens eine meiner Lieblingsaufgaben!
Europe Echecs 1991,1. Preis, Andrej Frolkin gewidmet
Welches war der erste Zug des Th8? (14+12)
Eine zunächst völlig absurd erscheinende Frage, die der Autor da stellt: Das Nordost-Viertel des Bretts ist bis auf en Springer auf dem Themafeld vollkommen frei!
Direkt im Diagramm sichtbar sind nur zwei weiße Schläge: axb und b2xc3. Irgendwie muss auch sBh2 an der weißen Bauernphalanx vorbeigekommen sein, aber das ist noch nicht klar, wie das passiert sein kann.
Könnte vielleicht [Ba2] dreimal geschlagen haben, was dann alle fehlenden schwarzen Steine erklären würde?
Nein, das funktioniert nicht, weil sich mangels weißer Schlagobjekte – davon haben wir ja nur zwei! — nicht alle drei fehlenden schwarzen Bauern umgewandelt haben können, um die Schlagobjekte bereit zu stellen. Also hat [Ba2] nur einmal geschlagen, und der Nordwest-Käfig kann nur durch Rücknahme von b2xXc3 geöffnet werden.
Ein schwarzer Bauer musste also umwandeln. Außerdem geschah g3xXh2, denn ein Überkreuzschlag von [Bg2] und [Bh2] scheidet aus, da dann die schwarze Umwandlung nicht mehr funktioniert. Damit ist klar, dass die schwarzen Bauern die beiden fehlenden weißen Steine geschlagen haben. Damit ist auch klar, dass sBd4 nicht geschlagen haben kann, also der [Bd7] ist. Deshalb muss Schwarz nach der Rücknahme des Schachs gegen seinen König sogleich Sg1 entwandeln.
Nun haben wir gesehen, dass nur b2xc3 den Käfig öffnen kann. Dafür muss allerdings [Lc1] wieder zu Hause sein, der erst noch entschlagen werden musss. Wegen der weißen Bauernstellung kann wTd1 auch nicht „außen herum“ nach a1 zurückgehen; er muss also vor Rückkehr des [Lc1] selbst zurück.
Immer müssen wir auch das drohende schwarze Retropatt bedenken – und wir müssen auch den zweiten weißen Läufer nach Hause bringen, bevor wir g2-g3 zurücknehmen, was dann erst sBh2 befreit. Damit sind auch schon die schwarzen Entschläge bestimmt: f3xTg2 und g3xLh2, der dann nach Hause eilen muss.
Dem schwarzen Retropatt kann nur begegnet werden, wenn jeweils im rechten Moment die beiden noch fehlenden schwarzen Bauern entschlagen werden, die dann als Zuggeneratoren dienen können. Dafür bietet sich der König an, der ja ebenso wie [Dd1] zuhause sein müssen, bevor die zweite Reihe verriegelt werden kann.
Dass das nun in 45 eindeutigen Rücknahmezügen geht, ist schon sehr bemerkenswert und erfordert präzises, genau geplantes Rückspiel:
R: 1.Sa3-c4+ g2-g1=S 2.Dg1-d4 d4-d3 3.Kf6-e7 d5-d4 4.Kg5-f6 d6-d5 5.Kh4-g5 d7-d6 6.Kg5xBh4 h5-h4 7.Kf4-g5 h6-h5 8.Ke3-f4 h7-h6 9.Kf2xBe3 e4-e3+ 10.Ta1-d1 e5-e4 11.Dd1-g1 e6-e5 12.Ke1-f2 e7-e6 13.f2-f3 f3xTg2 14.Tg1-g2 f4-f3 15.Lf3-g4 f5-f4 16.Lg2-f3 f6-f5 17.Lf1-g2 f7-f6 18.g2-g3 g3xLh2 19.Sb1-a3 g4-g3 20.Ld6-h2 g5-g4 21.La3-d6 g6-g5 22.Lc1-a3 Kb4-a5 (g7-g6??) 23.b2xSc3+ usw.
Und nun können wir auch die Frage beantworten, die der Autor gestellt hat, da nun der Nordost-Teil des Brettes ein wenig gefüllt ist: Damit der weiße Springer nach h8 ziehen konnte, musste [Bg7] noch zu Hause stehen, und damit waren [Th8] und [Lf8] noch eingesperrt. Also war der erste Zug des Th8: Th8-g8. Dieser Zug war natürlich schlagfrei, da auf g8 kein weißer Stein stehen konnte. Die überraschende Frage kann also präzise beantwortet werden!
Ein würdiger erster Preisträger, die mich immer wieder begeistert, der es auch völlig zu Recht in das sehr „strenge“ FIDE-Album 1989-1991 mit seinen nur 24(!) ausgewählten Retros geschafft hat.
Aber kein anderer erster Zug des Th8 wäre möglich, denn ich kann jede Beweispartie beginnen mit
1.Sa3 Sh6 2.Sb1 Th8-g8 3.Sa3 Th8 4.Sb1 Sg8 5. etc.
I also think that this problem is wonderful, with the long uniqe retroplay.
And the humorous stipulation question is an added bonus.