Retro der Woche 38/2019

Am letzten Sonntag hatten wir uns hier den 1. Preis in der Beweispartie-Abteilung des Champagne-Turniers aus Vilnius angeschaut; heute möchte ich euch den 2. Preis der „sonstige Retros“ Abteilung in diesem Turnier vorstellen. Ihr erinnert euch? Themenvorgabe war „Bahnung“.

Für diese Abteilung waren nur fünf Aufgaben eingereicht, die Ausrichter Michel Caillaud alle auszeichnete, auch wenn er nicht allzu begeistert von der Originalität speziell der klassischen Retros war (zwei Auflöse-Aufgaben, zwei Verteidigungsrückzüger, ein Hilfsrückzüger).

Ich habe für heute den zweiten Preis, eines der beiden klassisches Retro, ausgesucht.

Joaquim Crusats & Andrej Frolkin
Champagne Turnier 2019, 2. Preis
Löse auf! (14+11)

 

Schauen wir uns wie immer zunächst die Schlagbilanz an: Die beiden fehlenden weißen Steine (Turm und Springer) wurden von [Be7] auf seinem Weg nach g5 geschlagen.

Bei Schwarz fehlen [Ba7], [Bb7], [Bc7] sowie die beiden Springer. Die Bauern können nicht geschlagen haben, wurden also auf „ihren“ Linien geschlagen: [Bc7] durch dxc, die beiden anderen irgendwie anders. Die beiden Springer wurden also auf f3 und g3 geschlagen; damit sind alle fehlenden Steine prinzipiell erklärt.

Wie kann nun der mächtige Süd-Käfig aufgelöst werden?

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Blick ins Buch

Von einigen Internet-Anbietern kennt man, dass man vor dem Kauf eines Buches einen elektronischen Blick hineinwerfen kann, um sich einen genaueren Eindruck zu verschaffen: “Lohnt es für mich, ist das das richtige Buch für mich?”

Vor einiger Zeit hatte ich bereits auf das FIDE-Album 2013-2015 hingewiesen; nun kann man diesen Blick ins Buch mittels einer PDF-Datei über die WFCC-Seite werfen.

Retro der Woche 37/2019

Hatte ich in der letzten Woche hier vom Murfatlar-Turnier in Vilnius berichtet, so möchte ich heute den Sieger der „Beweispartien“-Abteilung des Champagne-Turniers, das Michel Caillaud bereits seit vielen Jahren ausrichtet, vorstellen. Es ging um „Bahnung“ gemäß folgender Definition:

A piece, white or black, (retro-)leaves square x.
Another piece of same color (retro-)plays in same direction, crossing square x.

Ein Stein, weiß oder schwarz, verlässt (in einem Retro-Zug) Feld x.
Ein anderer Stein gleicher Farbe spielt (in einem Retro-Zug) in dieselbe Richtung und überquert dabei Feld x.

Michel vergab jeweils sechs Preise, ehrende Erwähnungen und Lobe bei 22 korrekten Einsendungen; der erste Preis und damit — welche Überraschung bei dem Turniernamen! — eine Flasche Champagner ging nach Japan:

Hitoshi Yanami
Champagne Turnier 2019, 1 Preis
Beweispartie in 20 Zügen (14+14)

 

Schnell sieht man, wie die fehlenden Figuren (beide Damen, weißer Springer und schwarzer Turm) geschlagen wurden: bxa und d7xc6 die beiden weißen, axb und c2xd3 die beiden schwarzen.

Zählt man nun die sichtbaren weißen und schwarzen Züge, so kommen wir bei Weiß auf 0+0+4+2+0+7=13 sowie bei Schwarz (unter Berücksichtigung der möglichen langen Rochade) auf 2+0+2+3+4+4=15 Züge. Weiß benötigt darüber hinaus mindestens 2+3 Züge, um Dame und Springer aktiv loszuwerden, Schwarz für Dame und Turm 2+2 oder 1+3. Hierbei haben wir angenommen, dass sTh6 via langer Rochade auf die d-Linie gelangt ist. Kommt er hingegen von h8, benötigt er einen Zug mehr –- den dann allerdings sein Kollege von a8 einspart.

Damit bleiben noch zwei weiße und ein schwarzer Zug frei.

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Kurz = leicht?

Kurze Beweispartien sind normalerweise leicht zu lösen — aber manchmal gibt es Ausnahmen; zumindest ist die nachfolgende, obgleich nur siebenzügig, für mich eine solche Ausnahme gewesen.

Joost de Heer, Gianni Donati & Michel Caillaud
Probleemblad 2000
Beweispartie in 7 Zügen (14+15)

 

Und wie schaut es bei euch aus, ist das Sekundensache?

In etwa einer Woche findet ihr hier wieder die Lösung.

12.09.2019: Die Woche ist vorbei, hier also die Lösung:

Lösung


Wer hätte da beim ersten Blick aufs Diagramm gleich drei Tempoverluste erwartet?

Champagne-Turnier 2019

Nachtrag 6.9.2019:
Zwei Inkorrektheiten konnten kurzfristig repariert werden; hier findet ihr den revidiertem Preisbericht.

Anlässlich des 62. WCCC in Vilnius hatte Michel Caillaud sein traditionelles Champagne-Retroturnier ausgeschrieben; in diesem Jahr ging es um Bahnungen.

Nun liegt der Preisbericht vor: Michel hat mir gestattet, ihn hier zum Download bereit zu stellen; herzlichen Dank dafür!

Auch dieses Turnier hat sehr gute Aufgaben hervorgebracht, auch auf dieses Turnier werde ich hier im Blog noch näher eingehen.

Retro der Woche 36/2019

Nachtrag vom 2. September 2019 am Ende des Beitrags!

Vor ein paar Tagen hatte ich bereits auf das Ergebnis des Murfatlar-Turniers in Vilnius hingewiesen und angekündigt, dass ich darauf noch zurückkommen würde. Gefordert waren Beweispartien mit der Bedingung „Duellantenschach“. Das Turnier kann ich nur als Riesenerfolg ansehen, und gleich 16 Aufgaben wurden, meiner Meinung nach völlig zurecht, ausgezeichnet.

Dirk Borst
Murfatlar Turnier 2019, 1.-2. Preis
Beweispartie in 20 Zügen, Duellantenschach (8+10)

 

Kurz zur Erinnerung hier die Definition der Bedingung, entnommen dem Schwalbe-Lexikon: „Der einmal gewählte Stein des Startzuges einer Partei muss auch alle folgenden Züge seiner Partei bestreiten. Ist dies nicht mehr möglich, bringt ein neuer Startzug einen neuen Duellanten ins Spiel. Die Schachwirkung aller Steine bleibt normal erhalten.“

Alle Züge sind also auch unter den orthodoxen Schachregeln legal, und der Reiz liegt in der „Ablösung“ des gerade aktiven Duellanten. Darauf solltet ihr auch in der heutigen Beweispartie ein besonderes Augenmerk richten.

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WCCC-Entscheidungen

Auf der Seite der WFCC sind erste wichtige Ergebnisse der Kommissionssitzungen beim WCCC in Vilnius veröffentlicht worden. Die will ich hier gar nicht alle wiederholen, sondern nur zwei Punkte herausgreifen:

  • Sven Trommler ist zum Großmeister im Komponieren von Schachproblemen ernannt worden, Silvio Baier und Ralf Krätschmer zu internationalen Meistern. Ganz herzlichen Glückwunsch im Namen aller Leser an euch drei!
  • Das 63. WCCC / 44.WCSC findet vom 3. bis zum 10. Oktober 2020 auf der Insel Rhodos statt. Schon mal vormerken für einen auch sicherlich reizvollen Herbsturlaub.

1000

Heute gibt es im Blog etwas zu feiern: Dies ist der tausendste Artikel, der hier erscheint!

Am 8. September 2012 ging es — rechtzeitig zum Schwalbe-Treffen in Traunstein — hier los, unser heutiges kleines Jubiläum fällt also beinahe mit dem siebten Geburtstag des Blogs zusammen. Ganz herzlich möchte ich euch allen für eure Treue danken, für euer Interesse, für eure Kommentare, Anregungen und Beiträge! Ich hoffe sehr, dass das auch für die kommenden Jahre so bleiben wird.

Vor einiger Zeit hatte ich darüber nachgedacht, zu diesem Anlass das Layout vollständig zu verändern: nach so langer Zeit könnte “Neues” vielleicht attraktiv sein?

Ich habe dann doch davon Abstand genommen und stattdessen lieber kleinere Änderungen (die zunächst verborgenen Lösungsangaben, die direkte Nachspielbarkeit von Beweispartien) implementiert; ein paar weitere werden in der nächsten Zeit folgen.

Und das generelle Layout ändern? Nun hat z.B. Apple beinahe sieben Jahre dafür gebraucht, die dunkle Ausrichtung des Blogs für sein neues iOS abzuschauen und als wichtige Neuerung zu verkaufen — dann kann ich ja soo falsch nicht damit liegen?!

Oder was meint ihr?