Sergej Leonidowitsch Wolobujew aus dem russischen Tscheljabinsk (*18. November 1958) veröffentlichte schon als junger Twen seine ersten Retros. Bereits mit dem frühesten mir von ihm bekannten Problem (siehe P0008288) gewann er einen ersten Preis in der renommierten Zeitschrift Schachmaty w SSSR. Leider komponiert er schon seit reichlich 20 Jahren nicht mehr.
Sportiwnaja Gazeta 1985, 1.-2. Preis
#1 (11+14)
(Heute entwickele ich die Lösung direkt im Text; wer also selbst lösen möchte, sollte gleich nicht sofort auf „Weiterlesen“ klicken.)
Hier geht es natürlich nicht primär darum, die möglichen Matts Se2# durch Weiß bzw. La7# durch Schwarz zu finden, sondern herauszufinden, wer denn am Zug sei, um die Stellung auflösen zu können?
Zunächst aber schauen wir uns die Schlagbilanz an: Offensichtlich ist der sBc2 der [Bg7] mit vier Schlagfällen, den fünften ganz es durch b7xXc6. Damit sind alle fehlenden weißen Steine erklärt, d.h. die Bauern schlugen auch [Ba2] und [Bh2], aber nicht direkt; beide mussten sich also umwandeln. Da [Ba7] und [Bh7] keinen Schlag mehr zur Verfügung haben, müssen also sowohl [Ba2] als auch [Bh2] jeweils einen „Schlag nach innen“ durchführen; damit sind auch die fehlenden schwarzen Steine erklärt.
Betrachten wir die Stellung etwas genauer, sehen wir, dass Schwarz, nachdem er [Bh7] nach Hause gebracht hat, retropatt wäre, wenn es Weiß nicht gelingt, ihm bis dahin Zugmöglichkeiten zu verschaffen. Das kann nur dadurch geschehen, dass Sg1 nach b6 zurückgespielt wird, sodass Lb8 dann pendeln kann.
Also muss Weiß mit den Rücknahmen beginnen (und damit ist der erfragte Mattzug La7#): R: 1.Sf3-g1 h5-h4 2.Se5-f3 h6-h5 3.Sd7-e5 h7-h6 4.Sb6-d7 La7-b8! Nun kann Schwarz erst einmal pendeln, denn er kann ja noch nicht den Nordwesten mittels b7xXc6 „entkorken“, da Weiß ja vorher noch b7-b8=Y zurücknehmen muss. Also könnten wir versuchen, wTd1 auf g8 zu entwandeln, den anschließend entschlagenen schwarzen Offizier den wSb6 abzulösen, er sich dann auf b8 entwandeln könnte.
Versucht das einmal, und ihr werden feststellen, dass es im Nordwesten zu eng wird, sich auf diese Weise zu entknoten.
Also müssen wir es etwas komplizierter angehen lassen: wTd1 löst wSb6 ab, der sich dann auf g8 entwandelt! 5.Tf1-d1 Lb8-a7 6.-10.Ta6-a8 La7-b8. Nun steht der Turm bereit zur Ablösung des Springers; dass sein Weg nicht vollständig eindeutig ist, wird bei solchen Aufgaben nicht als wesentlicher Mangel betrachtet. 11.Sd7-b6 Lb8-a7+ 12.Tb6-a6 La7-b8 13.Sf6-d7 Lb8-a7 14.Sg8-f6 La7-b8 15.g7-g8=S Lb8-a7 16.h6xTg7.
Nun haben wir einen schwarzen Offizier entschlagen; dieser Turm kann nun seinen weißen Kollegen ablösen, wozu zwei Mal ein raffiniertes Tempogewinn-Manöver erforderlich ist. Genau das ist auch der Grund dafür, dass der weiße Turm den Springer ablösen musste und sich nicht selbst auf g8 entwandeln konnte.
16.– La7-b8 17.Tb7-b6 Lb8-a7+ 18.Tb5-b7 Tg8-g7 19.Tb6-b5 La7-b8 20.h5-h6 Ta8-g8 21.Tb7-b6 Lb8-a7+ 22.Tb5-b7 Ta6-a8 23.Tb6-b7 La7-b8 24.Tb8-b6 Tb6-a6+.
Nun ist es erreicht, auch der weiße Turm kann sich jetzt entwandeln:
25.b7-b8=T Lb8-a7 26.h4-h5 Ta6-b6 27.b6-b7 b7xLc6 Ld7-c6: Nun kehrt wLd7 nach f1 zurück, dann kann Weiß e2-e3 zurücknehmen, sodass dann die Könige den Südwesten verlassen können; anschließend kehrt auch [Lc1] wieder zurück, woraufhin dann d2-d3 zurückgenommen werden kann. Dann ist der Rest relativ leicht freizuspielen.
Sehr hübsche Tempomanöver im Nordwesten, um es dem entschlagenen schwarzen Turm zu ermöglichen, nach dort zu kommen, um selbst (nach wS und wT) den Schachschutz des wK zu übernehmen: Erst danach kann die zweite weiße Entwandlung stattfinden.
Das gefällt mir sehr gut!
Extremely enjoyable to solve. At first sight it seems simple to unpromote something on b8, so that b7xLc6 enables the resolution. But the retroplay in the NW corner is very tricky indeed.