Bleiben wir noch etwas in den 1980er Jahren, als sich die Beweispartien langsam zu einem wichtigen, die kommenden Jahre dominierenden Bereich der Retroanalyse entwickelten.
Michel Caillaud, zu der Zeit, als er das heutige Stück komponierte, erst etwas über 30 Jahre alt, war einer derjenigen, die früh das Potenzial der eindeutigen Beweispartien erkannt hatten und schon damals großartige Aufgaben damit zu bauen verstanden.
Phénix 1988, Spezialpreis
Beweispartie in 21,5 Zügen (15+14)
Für heute habe ich solch ein Exemplar herausgesucht, das sicherlich auch heute noch zum Lösen reizt.
Bei Schwarz scheint nicht viel passiert zu sein: Es sind insgesamt nur vier Züge zu sehen. Bei Weiß sind schon etwas mehr Züge im Diagramm zu sehen, nämlich 3+0+4+2+1+3=13. Aber auch damit sind natürlich noch viele Züge frei!
Da verrät uns die Untersuchung der Schlagfälle schon mehr…
Der fehlende weiße Stein starb auf b6 (axXb6). Einer der fehlenden schwarzen Steine wurde durch hxg3 geschlagen, der zweite von [Bd2] auf c3 oder c4 — von a2 konnte er nicht kommen, da er dafür einen Schlagfall zu viel brauchte.
Welches Material fehlt? Das sind [Ba2], [Bd7] und [Bh7] – alle drei können selbst nicht mehr geschlagen haben, können aber auch nicht direkt geschlagen worden sein, denn für beide Fälle gibt es keine freien Schläge mehr.
Also müssen alle drei Bauern schlagfrei umgewandelt haben. Wir können sogar noch mehr sagen: Mindestens zwei der erwandelten Steine stehen noch auf dem Brett – woher wissen wir das? [Ba2] kann erst auf a8 umgewandelt haben, nachdem ein weißer Stein auf b6 geschlagen wurde – den ersetzt er nun mit er Umwandlung.
Analog ist die Argumentation für den ersten Umwandlungsstein des Schwarzen. Der kann sich dann allerdings selbst geopfert haben, dann ist der zweite Umwandlungsstein noch auf dem Brett, ansonsten gar beide.
Mehr will ich eigentlich gar nicht verraten, sondern euch anregen, selbst die Lösung zu suchen. Und dabei werdet ihr ebenso wie ich von einem notwendigen Tempozug überrascht sein, den ihr so sicherlich nicht erwartet.
Also Dreifach-Darstellung des Pronkin-Themas – das war vor 32 Jahren noch sehr bemerkenswert. Heute ist das natürlich immer noch eine gute und sehenswerte Aufgabe, aber sicherlich bekäme sie in einem heutigen FIDE-Album nicht mehr 11,5 Punkte wie im dem der Jahre 1986 bis 1988.
Nice proof game and not too difficult to solve.
It is amazing how this genre has developed during the last three decades.
Well it’s not that unexpected…
(Spoilers ahead)
After a few tries, it becomes clear that black needs tempo moves:
1. Given the need to vacate d1, the Pronkin theme for White can only be of the queen, and that accounts for all White moves. Meanwhile Black seems to have at least one move to spare no matter what strategy one chooses.
2. Most moves of both sides depend on each other, but even more so for Black: White at least has a mess around d2 to untangle. Black has exactly one apparent move that neither is locked nor unlock something else.
Of course Black would have multiple ways to lose two tempos. But if what’s needed is to lose one tempo, there’s only one good move.