Problemschach in Asien

Problemschach wird sicher noch immer für viele hauptsächlich in Europa verortet, und dabei gibt es gerade in Asien in der letzten Zeit viele problemschachlichen Aktivitäten, die zu verfolgen mir viel Freude bereiten.

So veröffentlicht Satanick Mukhuty auf der indischen ChessBase Seite immer wieder interessante und höchst lesenswerte Problemschach-Artikel; kürzlich zum Weltfrauentag beispielsweise einen Beitrag The Queens of Problem Chess, den ich euch wärmstens zum Lesen empfehlen kann.

Bemerkenswert auch, dass manche Komponisten in facebook-Gruppen ihre Urdrucke vorstellen: Das mag im ersten Moment kurios erscheinen, doch haben diese Gruppen weltweite Mitglieder und deren Größe überschreitet den Abonnentenkreis vieler Problemzeitschriften, von der unglaublich schnellen Veröffentlichung einmal abgesehen.

Ein solches Problem, das der Autor als easy eingestuft hat, möchte ich euch heute „für zwischendurch“ zeigen:

Lion Xray
facebook, Chess composing SIG 11.03.2020
-1w & #1 (11+9)

 

Weiß nimmt also seinen letzten Zug zurück und setzt stattdessen Matt.

 

Wie immer findet ihr hier die Lösung in etwa einer Woche; viel Spaß bis dahin mit der Aufgabe!

Lösung

R: 1.b2xBa3 und vor: 1.a5xb6ep#.

sBa3 kommt von e7, hat daher vier Steine auf schwarzen Feldern geschlagen; also alle fehlenden weißen Steine außer [Lf1]. Weder sSd8 noch sLh2 können wegen illegalen Schachs zuletzt gezogen haben, auch scheidet h4xLg3 wegen der falschen Felderfarbe aus. Und e/g6xLf5 wäre illegal: Der dann entstehende Doppelbauer könnte mangels weißer Entschlagsteine nicht aufgelöst werden. Bleibt als letzter schwarzer Zug b7-b5.

Retro der Woche 11/2020

Bleiben wir noch etwas in den 1980er Jahren, als sich die Beweispartien langsam zu einem wichtigen, die kommenden Jahre dominierenden Bereich der Retroanalyse entwickelten.

Michel Caillaud, zu der Zeit, als er das heutige Stück komponierte, erst etwas über 30 Jahre alt, war einer derjenigen, die früh das Potenzial der eindeutigen Beweispartien erkannt hatten und schon damals großartige Aufgaben damit zu bauen verstanden.

Michel Caillaud
Phénix 1988, Spezialpreis
Beweispartie in 21,5 Zügen (15+14)

 

Für heute habe ich solch ein Exemplar herausgesucht, das sicherlich auch heute noch zum Lösen reizt.

Bei Schwarz scheint nicht viel passiert zu sein: Es sind insgesamt nur vier Züge zu sehen. Bei Weiß sind schon etwas mehr Züge im Diagramm zu sehen, nämlich 3+0+4+2+1+3=13. Aber auch damit sind natürlich noch viele Züge frei!

Da verrät uns die Untersuchung der Schlagfälle schon mehr…

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Beifang

Wenn ich beispielsweise für einen Artikel oder einen Preisbericht in der PDB recherchiere, gelingt manchmal ein wenig „Beifang“: da finde eine nette Kleinigkeit, die ich dann gern für unsere „Zwischendurch“ Serie nehme.

Das sollen ja Aufgaben sein, die Spaß machen zu lösen, die ihr aber auch mit in den Schachclub nehmen könnt, um sie dort einmal zu zeigen, vielleicht für etwas Staunen und Freude zu sorgen.

Eyjolfur O. Eyjolfsson
Probleemblad V-VI/2004
Beweispartie in 7,5 Zügen (15+14)

 

Viel Spaß auch bei dem heutigen Stück; wie üblich gibt es die Lösung hier in etwa einer Woche.

9.3.2020: Allzu schwer sollte die Aufgabe nicht gewesen sein:

Lösung

Vierzügige Rückkehr des [Lf1] und zweizügige des [Sg1].

Retro der Woche 10/2020

Sergej Leonidowitsch Wolobujew aus dem russischen Tscheljabinsk (*18. November 1958) veröffentlichte schon als junger Twen seine ersten Retros. Bereits mit dem frühesten mir von ihm bekannten Problem (siehe P0008288) gewann er einen ersten Preis in der renommierten Zeitschrift Schachmaty w SSSR. Leider komponiert er schon seit reichlich 20 Jahren nicht mehr.

Sergej Wolobujew
Sportiwnaja Gazeta 1985, 1.-2. Preis
#1 (11+14)

 

(Heute entwickele ich die Lösung direkt im Text; wer also selbst lösen möchte, sollte gleich nicht sofort auf „Weiterlesen“ klicken.)

Hier geht es natürlich nicht primär darum, die möglichen Matts Se2# durch Weiß bzw. La7# durch Schwarz zu finden, sondern herauszufinden, wer denn am Zug sei, um die Stellung auflösen zu können?

Zunächst aber schauen wir uns die Schlagbilanz an: Offensichtlich ist der sBc2 der [Bg7] mit vier Schlagfällen, den fünften ganz es durch b7xXc6. Damit sind alle fehlenden weißen Steine erklärt, d.h. die Bauern schlugen auch [Ba2] und [Bh2], aber nicht direkt; beide mussten sich also umwandeln. Da [Ba7] und [Bh7] keinen Schlag mehr zur Verfügung haben, müssen also sowohl [Ba2] als auch [Bh2] jeweils einen „Schlag nach innen“ durchführen; damit sind auch die fehlenden schwarzen Steine erklärt.

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