Ein böser, weil so suggestiver, Tippfehler hatte sich im letzten Retro der Woche eingeschlichen: Nein, die Probleemblad-Redaktion hatte mich am 31. August 2010 (NICHT 2020!) ums Richten gebeten; der Bericht war dann im Oktober 2010 fertig.
Heute gehe ich auf das im Turnier bestplatzierte klassische Retro ein und stütze mich teilweise auf meine Kommentare im Preisbericht. Euch erwartet ein echtes „Verschiebestück“ in der Auflösung; bei dem die Musik fast ausschließlich im Südwesten spielt.
Probleemblad 2008, 1. ehrende Erwähnung
Matt? (13+11)
Die Inventur zeigt, dass für die Auflösung des Retroknotens im Südwesten keine Entschläge zur Verfügung stehen: Letzter Zug war offensichtlich Bd2xXc1=D#. Weiß hat drei offensichtliche Bauernschläge gemacht ([Be2], [Bf2] und [Bg2] schlugen jeweils nach links); darüber hinaus muss Weiß auf b und c überkreuz geschlagen haben, da Schwarz dazu wegen des Doppelbauern auf der d-Linie nicht imstande ist. Damit hatte Weiß fünf Bauernschläge, darunter auch die sBauern g und h, die sich beide auf g1 umgewandelt haben müssen, und damit sind alle Schläge erklärt. Bei Schwarz hat sich [Be7] nach c1 durchgeschlagen, ferner musste für die Umwandlung auf g1 auch hxg geschehen, und das erklärt alle drei Schläge durch Schwarz.
Nun gilt es zu bestimmen, was „X“ war – dafür kommen, da Weiß nicht umgewandelt hat, nur Dame und Turm in Frage, der Läufer scheidet wegen der Felderfarbe aus. Der Turmentschlag scheitert knapp an einem Tempo, aber mit der Dame funktioniert es.
Ich lade euch herzlich ein, die Auflösung selbst zu versuchen: Das macht viel Spaß! Wer aber lieber schauen möchte, für den habe ich die Rücknahme zum Durchspielen angegeben: Natürlich ist das Programm, das ich für die Anzeige der Lösungen verwende, auf Partien ausgerichtet, also auf Vorwärtsspiel. Aber geht einfach zum Abspielen ans Ende und spielt dann rückwärts zur (leicht auflösbaren) „Anfangsstellung“.
Mein zusammenfassender Kommentar aus dem Preisbericht:
„Die Inventur ist recht simpel, auch die Anzahl der möglichen letzten Züge ist nicht besonders hoch, dennoch ein hoch komplexes Auflösestück: Die Verführung dxTc1=D#? scheitert knapp und spät an einem Tempo, und der „richtige“ Entschlag der Dame (was nicht so überraschend ist, da sie im Rückspiel natürlich noch wendiger ist als ein Turm) erfordert immer noch ein höchst kompliziertes und abwechslungsreiches „Halmaspiel“, das im Vorwärtsspiel deutlich einfacher ausschaut, als es in Wirklichkeit ist: Eine klassische Auflöse-Aufgabe vom Feinsten. Allerdings, aber das ist sicherlich reine Geschmackssache und hat das Ranking der Aufgabe überhaupt nicht beeinflusst, hätte ich als Forderung einfach Löse auf! unter das Diagramm geschrieben.“
Ok. Just wanna say something!:
This is insane stuff! I work hard on my chess to get Fidemaster soon. I hope I reach it before turning 20. But I have never seen something like this before. I am searching such positions for my students! Send me some, if you want! I am sad to see, that the support you get is so low. Great work, a masterpiece!
(Email is: JulianWagner190304@gmail.com)
Hello Julian,
Thomas gets a lot of support, and he has many readers. But not all of them give comments on a regular basis. It is great that you found the way to this Retroblog and that you, as a chess player, appreciate the intricacies of retro problems! I am not sure that your students will become better players by studying retros; but they surely will come to know a new side of the art of chess, with an aesthetic depth of its own.
The crucial point is the move 13. Dc3-b2! (in the forward play), which is not possible with a rook.
Quote: “Die Verführung dxTc1=D#? scheitert knapp und spät an einem Tempo”
Thomas, I’m just curious: what is the position where the resolution fails because of one missing tempo?
Another interesting brain-twister by the dutch master.
The given solution, where you can play both forward and backward from the diagram, is easy to follow.