Retro der Woche 19/2020

Ich hatte es ja vor zwei Wochen schon angekündigt: Zu der dort vorgestellten Aufgabe will ich heute noch ein „Vergleichsstück“ vorstellen – nicht, um selbst diesen Vergleich mehr oder weniger vollständig durchzuführen, sondern um euch einzuladen, das selbst zu machen, also die Aufgabe vom 19. April noch einmal hervor zu holen und gedanklich neben das heutige Stück zu stellen. Das ist sicherlich sehr spannend für euch selbst, und wenn ihr dann eure Ergebnisse im Kommentar postet, auch für andere Le/öser.

Silvio Baier, Version Roberto Osorio
Die Schwalbe 2015
Beweispartie in 30,5 Zügen (13+10)

 

Wahrscheinlich sofort springt der schwarze Bauer a2 ins Auge: das muss der [Bd7] sein, der sich bis zur a-Linie durchgefressen hat. Gleichzeitig fehlen bei Weiß „nur“ drei Bauern, die aber [Bd7] zumindest nicht alle selbst entsorgt haben konnte; wir können also mit drei weißen Umwandlungen rechnen?

Zählen wir einmal die sichtbaren weißen Züge: 4+1+1+4+3+5=18 –- es sind also „nur“ 13 Züge frei, Weiß kann also nur zwei Umwandlungen gespielt haben, einen der fehlenden Bauern muss also der schwarze Eindringling selbst geschlagen haben.

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Andernach-Treffen 2020

Wie angesichts der Corona-Pandemie zu befürchten war, muss das Andernach-Treffen 2020, das für den 21. bis 24. Mai geplant war, abgesagt werden.

Aber die gute Nachricht: Ein Nachholtermin ist schon geplant!!

Hierzu die Information von Organisator bernd ellinghoven:

Das 46. Märchenschachfreundetreffen in Andernach, 21.–24. 5. 2020, ist storniert – es soll aber 2020 keinesfalls ausfallen, sondern nur verschoben werden.

In Absprache mit dem „Stammbaum“ & aufgrund derzeitiger Gesetzgebung, die momentan die Versammlungsfreiheit stark einschränkt, insbesondere die Öffnung von Restaurants & Gaststätten nicht erlaubt & angesichts vieler geschlossener Grenzen wollen wir das Treffen (vorerst) auf den 21.–23. 8. 2020 verschieben – falls uns bis dahin nicht die 2. oder gar 3. Corona-Infektionswelle überrollt. Der Termin hätte den lukullischen Vorteil, daß Hans Gruber alle dann (also bis Montag) noch anwesenden Teilnehmer am Sonntag-Abend ins „Bellini“ einladen würde, um in seinen 60. Geburtstag am 24.8. hineinzufeiern. Zimmer-Stornierungen dürften kein Problem sein. -be-

Ich hoffe und freue mich drauf, dass sich viele von uns im August in Andernach werden treffen können!

Alles andere als Mittelmaß

Pünktlich zum heutigen Feiertag ist ein neues Problem-Buch erschienen, das ihr sicher mit Freude zur Hand nehmen werdet:

Werner Keym hat “Anything but Average” veröffentlicht, und der Titel trifft es sehr gut, wie ich finde. Es erinnert im Aufbau ein wenig an das längst vergriffene “100 Classics of the Chessboard” von Anthony Dickins und Hilmar Ebert, bringt also 100 wahrlich nicht mittelmäßige Probleme “quer durch alle Abteilungen”, darunter auch einige herausragende Partien (!) und dann noch 275 weitere großartige Stücke, die ihr teilweise vielleicht kennt (auch aus Werners letztem Buch”Chess Problem out of the Box”), auf alle Fälle gibt es viele neu aufgenommene Stücke und weit über 100 zusätzliche Verweise auf die PDB. Natürlich gibt es auch wieder viel aus unserer “Lieblingsabteilung”…

Lesespaß vom Feinsten in leicht verständlichem Englisch; auf der Buch-Website findet ihr nicht nur die (verblüffend niedrigen) Preise und Bestellmöglichkeiten, sondern ihr könnt euch 20 Seiten vorab anschauen, und ich bin sicher, ihr seid genauso begeistert wie ich, der das Glück hatte, die Druckfahne schon sehen zu können: Das war Genuss pur, und ich freue mich schon, wenn ich das Buch dann “in Papier'” in Händen halten kann. Zur Lesefreude auf der Couch trägt auch der hervorragende Buchsatz von Ralf Binnewirtz bei: Mit vielen Hilfsdiagrammen findet sich die Lösungen zu den Aufgäben immer auf derselben Doppelseite.

Eine hübsche Kleinigkeit, die ich noch nicht kannte, möchte ich hier als (einhundertstes!) “Zwischendurch” Diagramm vorstellen; wie immer gibt es die Lösung hier in einer Woche.

Zwi Roth
Al-Hamishmar 1970, Lob
Weiß nimmt einen Zug zurück, dann #1; b) 180 Grad gedreht (5+1)

 

 

 

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Lösungen

a) zurück O-O und vor 1.Th3#

b) zurück dxe6ep und vor Td8# — nach den Kommentaren zu urteilen nicht so leicht wie gedacht?!

Rochade und ep-Entschlag, beide Male mit Idealmatt: viel Inhalt für nur sechs Steine!

Problemist März 2020

Vor ein paar Tagen erhielt ich (zunächst) die elektronische Version der März-Ausgabe des Problemist. Neben dem Urdruckteil sowie der üblichen Retro-Rubrik von Bernd Gräfrath ist für uns Retrofreunde natürlich besonders der Preisbericht für die Jahre 2017 und 2018 von Cedric Lytton.

Auf diesen Bericht werde ich noch ausführlicher zurückkommen; heute ein hübscher Beweispartie-Zwilling „für zwischendurch“:

Bernd Gräfrath
Problemist 2018, 8. Lob 2017-2018
Beweispartie in 6 Zügen b) in genau 6,5 Zügen (15+13)

 

Viel Spaß beim Finden der zwei Lösungen; wie üblich gibt es die hier in etwa einer Woche.

 

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Das hat hoffentlich Spaß gemacht?!

Lösungen

Retro der Woche 18/2020

Üblicherweise denkt man bei „Märchen-Retros“ an Bedingungen wie beispielsweise Anticirce oder Duellantenschach, die allgemein die zugrunde liegenden Schachregeln ändern. Viel seltener sind Märchenretros, bei denen Märchensteine verwendet werden: Da muss man stets erklären, wie sie denn entstanden sind.

Gelegentlich trifft man auf Aufgaben, in denen in der Partieanfangsstellung bestimmte Stei-ne durch Märchenfiguren ersetzt werden; auf ein Beispiel P1240680 sei hier hingewiesen.

Eine Alternative ist, quasi als Märchenbedingung die Umwandlung in eine bestimmte Märchenfigur zuzulassen; so macht es Dmitrij Baibikov in unserer heutigen Aufgabe.

Dmitrij Baibikov
Julias Fairies 2018, 1. Preis 2017-2018
Letzte 20 Einzelzüge, Umwandlung in Grashüpfer erlaubt (13+11)

 

Kurz zur Erinnerung: Ein Grashüpfer zieht in Damenrichtung und hüpft für seinen Zug auf das Feld hinter dem ersten Stein in seiner Zugrichtung. Ist das Feld von einem Stein anderer Farbe besetzt, so wird der geschlagen; ist es von einem Stein eigener Farbe besetzt, so ist der Zug unmöglich, da das Zielfeld blockiert ist. (Beispiel: wKe1, wLf1, wGa1, sKf6, sBa5a6: mögliche Grashüpferzüge sind Gg7, Gxa6, aber nicht Gf1)

Wir können uns rasch überlegen, dass die Zulassung von Grashüpfern nichts an der üblichen Zählung von Bauernschlägen ändert, dass aber jeder im Rückspiel entstandene Grashüpfer wieder entwandelt werden muss.

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Zweizüger lösen?

In diesen seltsamen Zeiten ist vielleicht ein wenig Abwechslung nicht schlecht — mal (wieder) etwas andere Sachen machen? Wie wäre es, mal wieder ein paar Zweizüger zu lösen?

So hat heute Brian Stephenson eine Einladung an alle Problemist-Leser geschickt, die er explizit aber auf alle Problemfreunde bezieht — und die zitiere ich einfach wörtlich:

Try your skills on quick solving of two-movers. The Test has twenty 2-movers; you have only a minute for each one, but they’re not difficult ones. The webpage tells you your score, and gives you a rating based on how many you get right and how quickly you do them. The problems are provided by Michael Lipton. Here’s the link: http://www.ihandicap.mobi/t20/tt200401j.htm (Make sure you read the instructions on that page, before you start the Test!)

Also, before doing the full Test, try a single two-mover at http://www.netchex.club to get familiar with how to move the pieces on screen. (Keep that link in your Favourites – there are lots of problems to solve there.)

Our thanks to Brian Cook, who has written the program. When you’ve finished, you can e-mail your result to him netchex (at) btinternet.com, and you’ll receive a complete collection of Michael Lipton’s miniatures.

Viel Spaß bei dieser Abwechslung und Herausforderung!

Retro der Woche 17/2020

Anfang des Monats hatte ich schon darauf hingewiesen, dass die Problemzeitschrift harmonie, die Torsten Linß schon als Jugendlicher unter schwierigen Bedingungen in der DDR herausgegeben hatte, leider ihr Erscheinen (zumindest vorläufig) eingestellt hat.

Im letzten Heft 142 erschien nun der Retro-Preisbericht 2015-2016, den Hans Gruber kurzfristig anstelle des ursprünglich benannten Richters erstellt hatte. Von den 37 im Berichtszeitraum veröffentlichten Aufgaben waren 32(!) Märchen-Verteidigungsrückzüger. Ich habe allerdings für heute eine der drei orthodoxen Beweispartien ausgesucht:

Silvio Baier
harmonie 2015, 3. Preis 2015-2016
Beweispartie in 30 Zügen (11+13)

 

Man sieht, dass der weiße Doppelbauer auf der a-Linie für alle drei Schläge der fehlenden schwarzen Steine verantwortlich zeichnet: Noch allerdings können wir nicht sagen, ob nun der Bauer auf a5 oder der auf a7 von d2 kommt.

Wir sehen auch, dass bei Schwarz drei Bauern fehlen, die [Bd2] niemals alle direkt schlagen konnte: Dafür käme höchstens [Bd7] nach einem Schlag (oder [Bf7] nach drei Schlägen) in Frage, die beiden anderen Bauern müssen auf dem Königsflügel umgewandelt haben, um dann die Umwandlungssteine oder die zugehörende Originalfiguren zu opfern.

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