Retro der Woche 03/2021

In meinem kleinen Nachruf auf Yoav Ben-Zvi hatte ich bereits erwähnt, dass seine thematische Vorliebe auch bei seinen Retros allen Arten von Linienspiel galt. Dies zeigte er sowohl in seinen klassischen Auflöse-Retros als auch in den relativ wenigen Beweispartien, die er komponiert hat.

Eine davon möchte ich heute zeigen, die dies, wie ich finde, sehr hübsch, aber auch recht versteckt zeigt.

Yoav Ben-Zvi
StrateGems 2013, nach K. Soltsien & H. H. Schmitz
Beweispartie in 26 Zügen (16+16)

 

An verschiedenen Stellen des Diagramms schimmert Symmetrie durch, besonders auf dem Damenflügel und auf der g-Linie, die aber auch dort durchbrochen ist. Ferner fällt sicherlich der sTa1 auf, der, das sieht man schnell, mindestens sieben Züge nach dort benötigte, auch wenn wir noch nicht wissen, ob es sich um [Ta8] oder [Th8] handelt: Tc8-c6-d6-d3-c3-c1-a1 ist eindeutig.

Und das hat sofort Auswirkungen auf das weiße Spiel: Lb1 kann erst gespielt werden, wenn der schwarze Turm ganz im Südwesten angekommen ist, und vor allen Dingen steht „irgendwie“ wTc3 im Weg. Da könnte man bei dem Autor schon an Linienspiel denken — und wenn man die Lösung gefunden hat, erkennt man auch Linienräumung (Turton) und Bahnung (Bristol) als Themen.

Leicht zu lösen ist das Stück sicher nicht; vielleicht solltet ihr zunächst versuchen zu überlegen, wie denn die vier Türme nach draußen kommen konnten. Das ist vor allen Dingen bei Schwarz gar nicht so leicht zu erkennen.

Recht schwierig finde ich es auch zu entdecken, an welchen Stellen die suggestive Symmetrie, also das „Nachäffen“ der weißen Züge von Schwarz, unterbrochen bzw. beendet werden muss.

Lösung

Yoav schrieb im Jahr 2018 in der PDB zu seiner Aufgabe:
“The primary thematic content lies in Turton doubling: 20.Rc3-e3 (WR crosses d3 for [BRh8]) with Switchback 22.Rc3-e3 and Bristol clearance: 8…0-0-0, 9…Kc8-b8 (BK crosses c8 for [BRh8]) with Switchback 24…Kb8-c8.
The main motivation for composing this problem is as a challenge for solving software in a capture-free game (essentially a piece-shuffle).“

Die zitierte Aufgabe von Kay Soltsien und Hans Heinrich Schmitz aus dem Jahr 1960(!!) findet ihr in der PDB als P1013024. Dieses Stück ist noch deutlich symmetrischer ausgelegt als die heutige Ben-Zvi-Aufgabe, ein Vergleich ist höchst interessant und instruktiv!

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