Nach dem klassischen Retro und der Märchenbeweispartie aus dem 2020er Jahrgang von Phénix (Retro der Woche 19/2021 und Retro der Woche 20/2021) habe ich von dort nun eine orthodoxe Beweispartie herausgesucht – meine generellen Anmerkungen aus der 19. Woche gelten auch hier wieder.
Phénix 2020
Beweispartie in 26 Zügen (12+16)
Das eigentliche Thema sieht man hier bereits beim Blick aufs Diagramm: die achte Reihe wird auf die vierte verschoben – ein hübscher optischer Effekt. Wir werden aber gleich sehen, dass zum Erreichen der Stellung auch noch ein paar versteckte Manöver erforderlich sind.
Zählen wir zunächst die sichtbaren Züge: Bei Weiß sind das 0+2+0+1+1+1=5 – gleich 21 Züge sind noch offen! Bei Schwarz kommen wir schon deutlich weiter:
5+2+2+4+4+8= 25. Dabei bin ich davon ausgegangen, dass Schwarz [Th8] in einem Zug nach h5 bringen konnte; dafür muss dann [Bh7] zweimal geschlagen haben. Sollte sich herausstellen, dass das nicht geht, braucht Schwarz gar alle 26 Züge: Er spart dann durch h7-h5 einen Bauernzug, benötigt aber zwei zusätzliche Turmzüge: Th8-g8-g4-h4.
Bei Weiß fehlen ein weißer Turm sowie [Ba2], [Bg2] und [Bh2]. Keiner der fehlenden Bauern konnte auf d6 oder f6 geschlagen werden; zumindest einer muss also umgewandelt haben.
Mit dieser Feststellung ist unserer Überlegung, dass [Bh7] zweimal geschlagen haben könnte, hinfällig, denn dann müsste auf alle Fälle (auch) [Ba2] umgewandelt haben. Das müsste schlagfrei (Schwarz hat ja noch alle 16 Steine!) erfolgt sein, dafür brauchte es also zwei zusätzliche Schläge durch Schwarz, die allerdings nicht mehr frei sind. Und demnach wurden auf d6 und f6 der weiße Turm und der umgewandelte [Bg2] geschlagen; [Ba2] und [Bh2] starben offensichtlich auf a6 bzw. h4.
Interessant ist auch die Frage, wie [sLf8] und [wLc1] aneinander vorbeigekommen sind? Das verlangt ein zunächst überraschendes Ausweichmanöver durch Weiß.
Nun solltet ihr euch an Löseversuche machen. Beachtet bitte, dass das Stück nicht Computer-geprüft ist; dafür sind zu viele weiße Züge frei. Die Lösungsbesprechung beinhaltet eine mehr als anderthalb Seiten (!) lange Untersuchung zur Korrektheit der Aufgabe -– die könnt ihr hier also einfach durch Kochen widerlegen …
Die Idee der Stellungsverschiebung um vier Reihen nach unten ist nicht ganz neu: So verweist die Lösungsbesprechung auf P1007482 aus dem Jahr 2003: Kürzer, aber mit gleich zwei Umwandlungsfiguren auf dem Brett.
Dazu bin ich auf eure Meinung gespannt!
I prefer Thierry’s version, not just because it avoids extra pieces in the diagram position, but also because of the bishop play.
FWIW:
Pieces shifted one line: https://pdb.dieschwalbe.de/P1009500
Pieces (and pawns!) shifted two lines: https://pdb.dieschwalbe.de/P1000709
Pieces shifted seven lines: https://pdb.dieschwalbe.de/P1000021
I particularly like the play by [Lc1].