Bleiben wir mit dem heutigen „Retro der Woche“ noch ein wenig in den Niederlanden! Da möchte ich euch eine ziemlich aktuelle Beweispartie (erschienen im letzten Probleemblad Heft 2020, die Version, die keine Korrektur, sondern eine „Verschönerung“ der Diagrammstellung beinhaltet, in Proobleemblad 2/2021) vorstellen, die sicher zum Lösen anregt.
Probleemblad 2020 (Version)
Beweispartie in 20,5 Zügen (15+14)
Zunächst einmal stellen wir fest, dass bei Weiß nur ein Turm fehlt, der auf der a-Linie geschlagen wurde. Bei Schwarz fehlen ein Turm und [Lc8], die sich beide auf der g-Linie opfern mussten: wegen der Felderfarbe der Läufer auf g4, der Turm also auf g3. Und egal, welcher der beiden schwarzen Türme sich nun auf g3 opferte: Er musste zur Minimierung seiner Züge über g6 kommen.
Und damit wissen wir, dass die schwarzen Türme mindestens fünf Züge gemacht haben – und dass zuerst der Turm und anschließend der Läufer geopfert wurden.
Das merken wir uns für später; zunächst wollen wir einmal die sichtbaren Züge zählen.
Das sind bei Schwarz 2+3+2+2+0+5=14. Hinzu kommen noch drei Turmzüge, wie wir schon gesehen haben, und noch drei Züge des [Lc8], nämlich Lc8-b7-f3-g4. Und damit sind alle schwarzen Züge bereits erklärt.
Bei Weiß sind die Zählergebnisse deutlich übersichtlicher: 0+1+0+2+1+6=10. Hinzu kommen zwei Turmzüge – es bleiben trotzdem noch neun (!) weiße Züge übrig.
Gibt es denn irgendein Stellungsmerkmal, das uns anzeigt, dass irgend etwas Besonderes bei Weiß passiert sein muss, das neun Züge braucht? Vielleicht die schwarze Dame?
Um in drei Zügen nach c2 zu gelangen – mehr stehen ihr nicht zur Verfügung – muss sie entweder über a5-a4-c2 oder über a5-d2-c2 gekommen sein. Die erste Alternative kann nicht funktionieren, da sich Dame und der Läufer auf b2 in die Quere kommen: Der muss schließlich via g7 nach b2 gekommen sein. Käme zunächst die Dame via a4 nach c2, so müssten die weißen Bauern auf b2 und c3 stehen – damit käme der Läufer nicht in zwei Zügen nach b2. Also muss er zuerst nach b2 gezogen haben – dann aber steht schon der weiße Bauer auf b3, sodass Da4 nicht mehr einzügig durchrutschen konnte.
Also muss die Dame via d2 in die weiße Stellung gekommen sein – und da stört sie den weißen König, der also gezogen haben muss. Der kann nicht einfach sagen wir zwischen e1 und f2 pendeln, weil er neun (ungerade Zahl!) Züge machen muss! Dabei gehen wir davon aus, dass [Th1] auf seinem Weg nach a6 (warum nicht nach a5?) kein Tempo verloren hat. Das müsste dann also der weiße König tun.
Und das solltet ihr dann einmal selbst lösen, bevor ihr die Lösung nachspielt – das lohnt sich wirklich! Und so schwer sollte es gar nicht sein, wenn ihr vor dem eigentlichen Lösen noch versucht, einige zeitliche Abhängigkeiten der Züge herauszufinden.
Ich finde, eine sehr schöne (und auch schlagfreie) Darstellung des Königs-Rundlaufs „nur“, weil die Dame unbedingt über d2 ziehen und dort lange warten muss…
A very good round-trip by the white king.