Andrej Frolkin ist ein hervorragender und sehr produktiver Komponist, er veröffentlicht auch viele Gemeinschaftsaufgaben mit Problemfreunden aus aller Welt. Hoffen wir, dass sich bald auch wieder die Gelegenheit ergibt, in friedlicher Umgebung Aufgaben gemeinsam mit russischen Problemisten zu bauen…
Heute möchte ich euch eine bemerkenswerte Aufgabe von Andrej aus dem bärenstarken Schwalbe-Jahrgang 2015 zeigen.
Die Schwalbe 2015, 1. Lob
Minimale Anzahl Einzelzüge seit dem letzten Zug eines schwarzen Springers (16+12)
Auffällig am Diagramm ist der mächtige Käfig auf der Ostseite des Bretts sowie die insgesamt vier weißen Umwandlungsspringer. Im Käfig sieht man die Bauernschläge gxf7 und hxg5, jeweils hinter die schwarzen Bauern, die ja selbst nicht schlagen konnten.
Jeweils zwei der weißen Springer müssen auf a8 und c8 entwandelt werden, dazu müssen die Schläge Bbxa und Bdxc geschehen sein. Demnach muss [Bh7] schlagfrei auf h1 umgewandelt haben, um verschwinden zu können.
Die Lösung ist recht lang; beginnen wir mit den ersten konkreten Überlegungen, die ich den Lösungsangaben von Hans Gruber entnehme.
„R 1.Lf8-g7+ d4-d3 2.Tg6-h6 d5- d4 und nun zeigt sich, dass Schwarz bald die Luft ausgeht und er einige (genau: 7) Tempi benötigt; die Direttissima (3.Th6-h5? d6-d5 4.Kh5-h4) fährt an die Retropattwand, also muss dem schwarzen König das Pendeln ermöglicht werden, während Weiß fleißig entwandelt und dann die schwarzen a- und c-Bauern entschlägt, die dann die nötigen Tempi haben.“
Mit dieser generellen Strategie im Kopf könnt ihr nun die Lösung selbst versuchen zu finden – etwa 50 Züge braucht es, bis der geforderte schwarze Springerzug zurückgenommen werden kann…
„Vier weiße Springer müssen entwandeln, damit im finalen Schlussakkord die nach der Entwandlung von den weißen Bauern entschlagenen schwarzen Bauern genug Tempi haben, um Weiß die Entwirrung der Situation am rechten Brettrand zu ermöglichen.“ (Preisrichter Mario Richter)
Interessant finde ich die Diskussion über die recht ungewöhnliche Forderung: Einige Löser bevorzugten das einfachere „Löse auf“ und vermuteten, dass Andrej dies wegen des kleinen „Duals“ sBa4/c3 oder sBa3/c4 vermieden habe.
Ich tippe allerdings eher darauf, dass Andrej mit dieser Fragestellung die Löser direkt auf den inhaltlichen Schwerpunkt hinweisen, quasi vor der Länge der Lösung ‚warnen‘ wollte. Solch kleine unthematische Umstellungen wie hier sind auch bei der Forderung ‚Löse auf‘ akzeptabel, wären es nur bei der Frage nach den (exakten) letzten n Zügen natürlich nicht.
Enjoyable solving object.
The late retroplay h4xLg5, Lg5 to f8, Pg4 to g7, and g6xf7 shows that Black did not promote to rook on h1; I found this out the hard way…