Noch liegt das StrateGems Heft April – Juni 2022 nicht in meinem Briefkasten, dennoch kann ich bereits vom dort veröffentlichten Retro-Preisbericht 2020 (Richter Kostas Prentos) berichten: Hans Gruber hat bereits den Turnierbericht für feenschach geschrieben, sodass ich daraus unsere heutige Aufgabe entnehmen kann.
StrateGems 2020, 1. Preis
Füge je 1 s+w Läufer auf den Feldern h1 und h5 ein. Wo wurden die fehlenden Steine geschlagen? (13+10)
Beginnen wir mit der Schlagbilanz: Offenbar wurde [Lc1] zu Hause geschlagen, der zweite Läufer wird auf der h-Linie eingesetzt; somit wurde der nun noch fehlende Stein mit hxg6 geschlagen.
Daher haben die weißen Bauern [Be2] und [Bf2] überkreuz geschlagen: fxe4 und exf6. Die fehlenden Bauern [Bb7], [Bc7] und [Bd7] wurden auf ihrer Linie geschlagen; für sie bleibt ja kein mögliches Schlagopfer. Zusammen mit dem noch einzusetzenden Läufer sind alle fehlenden schwarzen Steine erklärt. Und wegen der Felderfarben sehen wir auch, dass auf f6 ein Läufer und auf e4 entsprechend ein Springer geschlagen wurden.
Wie kann nun der mächtige Käfig im Osten des Bretts aufgelöst werden? Dazu muss hxXg6 zurückgenommen werden, wonach dann der Läufer (schwarz oder weiß) ziehen und damit zunächst die h-Linie befreit und dann der Rest des Knotens geöffnet werden kann.
Vorher muss die Umwandlung des [Bh2] auf h8 zurückgenommen werden; als Umwandlungsstein kommt nur Sf7 in Frage – und damit wissen wir auch schon, dass auf g6 der zweite Original-Springer geschlagen wurde (Phönix-Thema). Aber das ist natürlich noch lange nicht alles an Inhalt; nun geht es erst richtig los: Versuchen wir nach R 1.Tc2-c1+ a6-a5 sofort 2.Sh8-f7? a7-a6 3.h7-h8=S, so ist Schwarz retropatt! Also muss der Springer noch als „Tempo-Generator“ schwarze Bauern entschlagen, die noch Rückzüge haben.
Versuchen wir also 2.Sd6-f7?! a7-a6 3.Sc4xBd6 d7-d6 4.Sd6xBc4 c5-c4 5.Sf7-d6 c6-c5 6.Sh8-f7 c7-c6 7.h8-h8=S, so ist Schwarz wiederum retropatt. Und auch 4.Sa5xBc4 c5-c4 5.Sb3-a5 c6-c5 6.Sc5xBb3 c7-c6 7.Se6-c5 b4-b3 8.Sd8-e6 b5-b4 9.Sf7-d8 b6-b5 10.Sh8-f7 ist nicht besser: Wiederum ist Schwarz retropatt!
Nun ist ziemlich klar, welchen zweiten Zug Weiß zurücknehmen sollte? Und dann versucht doch auch, die Stellung aufzulösen – und dann zu entscheiden, ob auf h1 ein weißer oder ein schwarzer Läufer eingesetzt werden muss?
Hans Gruber kommentiert: „Eine schöne große Springer-Tour, um (Bauern und) Zeit zu gewinnen. Verblüffend, dass der schwarze König plötzlich aktiv wird.“
Nun kann man natürlich die Frage stellen, ob das Einsetzen der Läufer, für das es ja nur zwei Alternativen gibt, mehr als nur ein kleiner Rätsel-Witz, inhaltlich gerechtfertigt ist? Ich meine, das ist mehr als nur ein zusätzlicher Gag, denn das andere Einsetzen scheitert an – Retropatt des Schwarzen! Und das ist ja das Haupt-Thema auch schon der Auflösung, wird hier also noch einmal variiert.
It looked unusual to me, too. Here is the relevant excerpt from the award:
In my view, adding the two Bishops, as part of the stipulation, does not really offer much. The main plan makes clear immediately that the bB must stand on h5, as Black is struggling for moves. I would have preferred the diagram with the two Bishops already on the board and a more economical stipulation, but obviously, this objection had no effect in the final ranking of the problem.
The first part of the stipulation is very unusual.