Heute zeige ich euch ein Mattproblem von vor 50 Jahren: Matt in drei Zügen. Aber ein komisches Ding ist es schon: Soo viel Material soll da notwendig sein? Und wenn man sich ein wenig in die Stellung vertieft, stellt man schnell fest, dass da etwas nicht stimmen kann?!
Die Schwalbe 1972
#3 (13+14)
Versucht man nämlich zu lösen, findet man schnell zweizügig 1.Tde1+ Kxd2 2.Dxd4#. Und das soll Baldur Kozdon, der damalige Dreizüger-Sachbearbeiter der Schwalbe übersehen haben? Oder ist das nur ein fundamentaler Irrtum von mir? Wir sind schließlich bei den Retros — und vielleicht kann ja Retroanalyse unsere Fragen beantworten?
Bei Weiß fehlen zwei Springer sowie [Be2]; alle drei sind von [Ba7] bzw. [Bb7] geschlagen worden. Bei Schwarz fehlen Dame und ein Springer; die wurden mittels axb und exd geschlagen; damit sind alle fehlenden Steine erklärt. Das erklärt aber noch nicht unser Problem mit dem zweizügigen Matt!
Auffällig sind die Stellungen der Könige: den weißen kann man mit etwas Aufwand via h6 befreien, wenn die Dame Schachschutz bietet. Aufwendiger ist die Befreiung des schwarzen Königs: Der muss via die a-Linie über b4 und c5 zurück auf die d-Linie gelangen. Das kann nur funktionieren, indem die weißen Türme sich auf a und b verstecken, sK nach h1 ausweicht, wK auf f1 Schachschutz bietet und dann die Türme über die offene e-Linie gen Norden entschwinden. Dann erst kann sich der schwarze König auf den skizzierten Rückweg machen. Das aber bedeutet, dass vorher kein Bauernzug zurückgenommen werden kann, das jeder definitiv den König von seinem Rückweg abschneiden würde.
Versucht nun selbst, eine entsprechende Zugfolge zu finden (ganz eindeutig ist sie nicht) — und zählt die Züge mit! Da Weiß matt setzen soll, beginnt natürlich Schwarz mit der Zugrücknahme.
Warum musste Weiß nach R Kd6-c5 sofort b4-b5 zurücknehmen? Weil sonst mehr als 50 Züge ohne Bauernzug und ohne Schlagfall geschehen wären — und die Stellung dann illegal wäre, da die 50-Züge-Regel im Rückwärtsspiel automatisch in Kraft tritt.
Und nun ist auch klar, wieso 1.Dxd4+ die Vorwärtsforderung löst: 1.Tde1+ wäre kein Matt in zwei Zügen, sondern remis!
Nikita Plaksin hat sich intensiv mit Retros, die die 50-Züge-Regel nutzen, beschäftigt; hierzu hat er in der Zeitschrift Problem im Jahr 1979 in einem Artikel mit dem Titel „50×50“ sehr passend gleich 50 Urdrucke als Beispiele dazu vorgestellt. Mit den ziemlich lakonischen Lösungsangaben ist es recht mühsam, sich durch den Artikel zu arbeiten, dennoch kann ich ihn empfehlen, denn das Aufspüren der Lösungen macht viel Spaß!
I’m going to voice an impopular standpoint here:
In my opinion, constructs like 3 move repetition and the 50-move rule have no place in chess composition. They’re not part of the game rules, they’re part of the game *playing* rules, artificial constructs because in the past games would go on and on. Since there are no players in chess composition, rules that are based on players and not on the game itself should not be applied.
Impressive, but somewhat tedious.