Bleiben wir noch bei Aufgaben aus dem neuen FIDE-Album der Jahre 2016 bis 2018; heute möchte ich euch eine Beweispartie zeigen und dabei ganz besonders zum Selbstlösen animieren. Für extrem schwer halte ich sie nicht, dafür finde ich sie inhaltlich sehr interessant. Und dass ich nun die Aufgabe eines argentinischen Autors vorstelle, hat nichts mit dem FIFA-Weltcup zu tun…
6. FIDE-Weltcup 2018, 1. ehrende Erwähnung
Beweispartie in 24,5 Zügen (11+15)
Die Aussagen über die weiße Stellung erscheinen zunächst einmal wenig ergiebig: Wir erkennen zwei Turm- und vier Bauernzüge, es bleiben also 19 weiße Züge zunächst unerklärt. Gleichzeitig sehen wir, dass der einzig fehlende schwarze Stein durch axb3 geschlagen wurde.
Die sichtbaren schwarzen Züge zu zählen ist schon deutlich ergiebiger: 3+2+2+4+3+4=18 — aber auch damit sind noch sechs schwarze Züge offen.
Es fehlt genau ein schwarzer Stein, und der muss natürlich etwas mit dem Schlag axb3 zu tun haben: Entweder ist er selbst das Schlagopfer oder er hat dieses im Diagramm ersetzt. die Stellung lässt prinzipiell beides zu, wenn wir berücksichtigen, dass der fehlende [Bh7] umgewandelt haben muss.
Entweder hat sich [Lc8] in zwei Zügen auf b3 geopfert und ist dann einzügig nach der Umwandlung durch Lc4 ersetzt worden — dies verlangt eine Umwandlung auf f1. Oder Lc4 ist der Originalläufer, dann muss [Bh7] auf d1 umgewandelt haben, um sich dann einzügig auf b3 zu opfern. Wir können auch für den zweiten Fall davon ausgehen, dass Schwarz auf d1 einen Läufer erwandelt hat.
Was wurde nun geschlagen? Unabhängig vom eigentlichen Umwandlungsfeld braucht [Bh7] vier Schläge (h5xg4xf3xe2xd/f1); hinzu kommt dxc6, womit alle fehlenden weißen Steine erklärt sind. Schlagopfer sind demnach Dd1, Lf1, ein Springer sowie die Bauern von d2 und h2; letztere konnten nicht direkt geschlagen werden.
Also mussten sie sich umwandeln, um sich dann neben der drei Originalsteinen zum Schlag zur Verfügung stellen zu können. Und das relativiert schon die noch offenen 19 weißen Züge.
Nun scheint die Variante mit exLf1=L mit weniger weißen Zügen auszukommen als die mit der Umwandlung auf d1. Dann muss aber auch dafür gesorgt werden, dass schon frühzeitig die d-Linie geöffnet wird — passt das mit dem genau definierten schwarzen Spiel in der Nordhälfte des Bretts zusammen?
Ich lade euch herzlich ein, das genau zu eruieren!
Interessantes Spiel: zwei Pronkin-Damen, die als Ceriani-Frolkin-Opfer genutzt werden müssen. Und woran scheitert der alternative Lösungsweg?
A delightful proof game.