In der Dezember-2022-Ausgabe von Variantim ist der Preisbericht des Yoav Ben-Zvi Gedenkturniers erschienen; sowohl meinen Nachruf als auch die Turnierausschreibung könnt ihr hier im Blog nachlesen; gefordert waren orthodoxe Beweispartien mit (zweckreinen) Bahnungsthematik.

Preisrichter Hans Gruber war mehr als angetan von der Qualität der 28 Aufgaben („this tourney was one of the strongest I ever have been judging“) — und da möchte ich natürlich hier auf dieses Turnier näher eingehen.

Heute beginne ich mit der Aufgabe, die Hans auf den zweiten Preis gesetzt hat:

Bei Weiß fehlen [Lf1] sowie [Bc2], [Bg2] sowie [Bh2], bei Schwarz [Bg7]. Die Bauernstruktur verrät keinen Schlag durch Weiß und nur zwei durch Schwarz, nämlich dxc6 und exd6/5.

Wir sehen im Diagramm nur drei weiße Züge; zählen wir nun die sichtbaren schwarzen Züge: 0+1+6+3+3+9=22 — das ist einer zu viel! Wo können wir einsparen? Offenbar nur bei den Turmzügen. Hier haben wir je drei Züge gerechnet. Kommt aber [Ta8] über die a-Linie und schwenkt von dort in den Fernen Osten, kommt er mit zwei Zügen aus — damit landen wir punktgenau bei 21.

Das aber bedeutet, dass [Ba7] und [Bb7] überkreuz geschlagen haben müssen! Und dafür müssen [Bg2] und [Bh2] auf g8 umgewandelt haben, womit auch der einzige weiße Schlag mit Bh6xg7 erklärt ist.

Damit sind dann 16 Züge klar: Drei sichtbar, 10 für die Umwandlungsbauern und drei für Bc2-c6. Damit haben wir fünf Züge frei, erstens den fehlenden [Lf1] und zweitens die beiden Umwandlungssteine loszuwerden.

Das wollt ihr nun sicher selbst herausbekommen — und irgendwo muss sich ja auch noch des Thema des Turniers verstecken…

Ich übersetze noch aus Hans‘ Preisbericht:
„Eine perfekte Darstellung des Themas — alle thematischen Elemente sind komplett unsichtbar! Ein nicht existierender Stein spielte eine Bahnung für einen anderen nicht existierenden Stein, dann verschwindet der zweite, der erste beweist zunächst (durch 18.Ld5) die Zweckreinheit des Manövers und verschwindet dann, und die Kreuzschläge der schwarzen Bauern verbergen zusätzlich, was passiert ist. … Diese Einsendung hatte schlicht das Pech, auf ihrem Weg zur Top-Platzierung dieses Turniers auf den 1. Preis zu treffen.“

Und nun seid ihr sicherlich auf das nächste Retro der Woche, auf eben den ersten Preis gespannt?