Vor zwei Wochen hatte ich hier eine Aufgabe von Josef Haas (28.1.1922 – 11.11.2003) vorgestellt; heute soll eine weitere folgen. Ich finde seine Aufgaben deshalb sehr schön und werbewirksam, weil die Diagrammstellungen meist recht einfach erscheinen, aber die Lösungen dennoch eine Menge retroanalytischen Tiefgang besitzen.
feenschach 1971, 2. Preis
Weiß nimmt einen Zug zurück, dann #2 ; b) sBc7>d5, dann #3 (11+9)
So ist es hier auch, wie ich finde: eine recht offene Stellung, die aber nette Schlussfolgerungen erfordert, um die Lösungen zu finden.
Überlegen wir aber zunächst, wie wir prinzipiell die Vorwärtsforderung erfüllen können. So kann Weiß in a) 1.Kxg7 und 2.Tf8# spielen — wenn Schwarz nicht mehr rochieren darf.
Die Diagrammstellung lässt sicherlich die schwarze lange Rochade zu — wir müssen also eine Rücknahme finden, nach der die Rochade nachweisbar illegal ist.
Ich habe jetzt die Lösung versteckt, nach euren Versuchen könnt ihr direkt der Retroanalyse hier folgen. Bei der Beschreibung der Alyse habe ich mich stark an der Lösungsangabe in feenschach, Heft 6 (XI 1971), S. 157-158 orientiert. Die Auszeichnung des Stücks ergab sich übrigens aus der Bewertung der Löser.
Besonders trickreich finde ich wLe1 und wSf1, der völlig harmlos herumzustehen scheinen, aber in Wirklichkeit eine ganz zentrale Rolle in der Argumentation für die Unzulässigkeit der Rochade bildet. Habt ihr diesen Trick gleich erkannt?
Nach Versetzen des Bc7 nach d5 könnte Weiß einen Bauern auf c8 umwandeln, sodass die Rücknahme des Schlüsselzuges aus a) das schwarze Rochaderecht hier nicht zerstört.
In b) gefällt mir natürlich die Wiederholung des zurückgenommenen Zuges besonders gut: „Halt, ich habe es mir doch anders überlegt!“
Another delightful retractor by the author.