Retro der Woche 22/2023

Bei den Treffen der Märchenschachfreunde in Andernach gibt es stets ein Kompositionsturnier, in dem meist neue Bedingungen ausprobiert oder bekannte Themen abgewandelt oder verallgemeinert werden.

In diesem Jahr war das vorgegebene Thema eines der zweiten Art: Verallgemeinerung des Maslar-Themas. Dabei zieht ein Stein A kritisch, wird von Stein B der anderen Partei verstellt, wonach die Verstellung ausgenutzt wird – und anschießend der Schlag AxB erfolgt.

In vielen Andernach-Turnieren waren Retros, speziell Beweispartien sehr weit vorn platziert, und auch in diesem Jahr war sich das Richter-Trio bernd ellinghoven, Hans Gruber und Kjell Widlert schnell einig, dass die teilnehmende Beweispartie auf den ersten Platz gehörte. Und die möchte ich heute zeigen.

Michel Caillaud
Andernach 2023, 1. Preis
Beweispartie in 16,5 Zügen (12+13)

 

Die üblichen ersten Untersuchungen einer Beweispartie-Stellung (Welche Bauernschläge sind sichtbar? Sind zumindest von einer Partie die geforderten Züge im Diagramm sichtbar oder komplett ableitbar?) funktionieren hier zunächst beide nicht — also müssen wir nach anderen Stellungsmerkmalen Ausschau halten, die uns bei der Lösungsfindung Indizien liefern.

Und das könnte, wie wir das schon gelegentlich gesehen haben, der fehlende Läufer sein, der zu Hause geschlagen werden musste.

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RIFACE am Pfingstwochenende

Hinweis 27.5.23: Die Erläuterungen zur Ausschreibung sind ergänzt worden!

Wie sich die Problem/Märchenschachwelt am Himmelfahrts-Wochenende in Andernach trifft, so findet traditionell am Pfingstwochenende das französische Problemisten statt, dieses Jahr in Genneviliers nahe Paris.

Traditionell gibt es dort ein Retro-Kompositionsturnier, das auch Nicht-Teilnehmern offen steht. In diesem Jahr geht es um eine (zumindest mir) neue Märchenschach-Art. die Ausschreibung legt auch den Einsendeschluss fest: Pfingstsonntag, 28.5.23 um 15:00 Uhr deutscher/französischer (Sommer)Zeit (UTC+2).

Übrigens: Wer sich für die Hilfsmatt- und Märchenturniere interessiert, findet die Ausschreibungen ebenfalls im Netz.

Viel Spaß und Erfolg bei der Teilnahme!

Retro der Woche 21/2023

Im Retro-Turnier des Problemist für die Jahre 1999-2000 bekam eine höchst originelle Aufgabe den dritten Preis: Sie verbindet zwei Forderungen, die den Löser zum Selbst-Lösen/Konstruieren einladen sollen. Und entsprechend lade ich euch ein, euch darauf einzulassen — irgendwie passt das auch gut, wie ich finde, zum Sonntag des Andernach-Wochenendes!

Alexander Jarosch fordert nämlich das Einfärben einer gegebenen Stellung — und deren Ergänzung zu eine Illegal Cluster: Ihr erinnert euch? Eine illegale Stellung, die durch Entfernen eines jeden Steins (außer den Königen natürlich) legal wird.

Alexander Jarosch
The Problemist 1999-2000 (5/1999), 3. Preis
Färbe die Steine und ergänze alle fehlenden Steine zu einem Illegal Cluster (0+12)

 

Für die Ergänzung zum kompletten Figurensatz sind 12 vorgegebene Steine natürlich nicht der Rekord — den haben wir uns mit nur sieben Steinen im Retro der Woche 05/2023 angeschaut.

Aber hier kommt natürlich das Einfärben hinzu, was die generelle Komplexität deutlich erhöht.

Welche Lösungsidee können wir denn entwickeln? Häufig liegen etwa illegale Mehrfach-Schachs vor, die durch Entfernung eines Steins aufgehoben oder legalisiert werden können. Recht unwahrscheinlich bei 32 Steinen, dass das funktionieren könnte.

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Andernach 2023

1975 fand zum ersten Mal ein Problemschachtreffen in Andernach statt, bald schon jeweils am Himmelfahrt-Wochenende jedes Jahr, nur 2020 und 2021 wegen Corona ausgefallen.

Die Einheit „Andernach und Problemschach“ ist untrennbar mit Zdravko Maslar verbunden, der die Treffen bis zur Rente in seinem Restaurant, dem Balkan-Pik, ausrichtete, auch später noch, solange es seine Gesundheit zuließ, mit organisiert hat.

Zum Start des diesjährigen Treffens möchte ich ein Retro von Pile Maslar, dessen großartige Kompositionsleistungen überwiegend mit Hilfsmatts verbunden werden, vorstellen: Mit „Last Movern“ hat er sich in den späten 1950-er Jahren gelegentlich beschäftigt; eines dieser Stücke möchte ich euch heute „zwischendurch“ zeigen.

Zdravko Maslar
problem 1957, 1. Preis e.ae. im 16. Thematurnier
Letzter Zug? (4+9)

 

Wie immer erscheint die Lösung nächste Woche an dieser Stelle!

 

Lösung

Letzter Zug Tc8xDb8 — warum nicht Tc8xS/Lb8 oder Tc8-b8?
Davor geschah Da7-b8 — wieso schlagfrei?

Schwalbetagung in Einbeck

Die Zeit um Andernach ist auch immer die Zeit zur Anmeldung zur Schwalbe-Tagung. Die findet, von Achim Schöneberg organisiert, in diesem Jahr vom 29. September bis zum 1. Oktober in Einbeck statt; die Einladung enthält alle wichtigen organisatorischen Informationen.

Achim bittet uns darum, nicht bis zum letzten Anmeldetermin zu warten, sindern das möglichst schon früher (=jetzt …) zu machen, damit für die weitere Organisation schon mehr Klarheit über die Teilnehmerzahlen herrscht. Gerade mal vier Monate sind es nur noch bis dahin!

Retro der Woche 20/2023

In der letzten Woche war ich hier auf die bestplatzierte Beweispartie des Retro-Turniers für die Jahre 1999-2000 des Problemist eingegangen.

Nun möchte ich mit euch das vom Ersatzrichter Cedric Lytton auf den ersten Platz gesetzte Stück, eine ganz klassische Auflöse-Aufgabe des Ukrainers Alexander Kisljak (27.12.1938–5.5.2010) genießen.

Alexander Kisljak
The Problemist 1999-2000 (7/2000), 1. Preis
Legales Matt? Letzte 34 Einzelzüge? (12+13)

 

Offenbar hat Weiß soeben mit Txg3+ geschlagen, hat ebenso exd und auch [Th8] geschlagen, der nicht aus dem Nordost-Käfig entkommen konnten, was alle fehlenden schwarzen Steine erklärt. Folglich ist einer der schwarzen Türme durch Umwandlung entstanden. Weiß hat auch einen Bauern in Läufer umgewandelt, der nicht von g8 hätte entkommen können, also wurde er auf a8 schlagfrei umgewandelt.

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Stelvio 1.2

Reto Aschwanden hat heute die Version 1.2 seine Beweispartie-Prüfprogramms Stelvio veröffentlicht, ihr könnt sie natürlich von der Stelvio-Seite herunterladen!

Eine Menge hat sich wieder bei der Geschwindigkeit getan: Und damit hat Reto gar die berühmte 41,5 Züge lange Beweispartie von Karl Fabel in etwa drei Stunden als korrekt nachgewiesen — das finde ich schon ziemlich erstaunlich!

Grundsätzlich kann die Strategie-Analyse viele neue, auch komplexere, Fälle erkennen, was manchmal sehr nützlich ist. In der Aufgabe von Karl Fabel wird z.B. erkannt, dass der sK über die Grundreihe kommen muss.

Retro der Woche 19/2023

Bleiben wir noch etwas beim Blick in die Vergangenheit: In dieser Woche ist die Mai-Ausgabe des Problemist zunächst elektronisch erschienen; die Papierfassung kommt dann sicherlich in den nächsten Tagen.

Darin findet sich ein schon lange ausstehender Preisbericht: Der Retro-Bericht für die Jahre 1999-2000. Nachdem feststand, dass er ursprünglich vorgesehene Richter den Bericht nicht erstellen könne, hat der damalige Sachbearbeiter Cedric Lytton die Aufgabe übernommen — und die musste dann zusätzlich noch eine Weile auf die Veröffentlichung warten…

Heute möchte ich die bestplatzierte Beweispartie, sie landete auf Platz vier im Gesamtklassement, vorstellen.

Thierry le Gleuher
The Problemist 1999-2000 (1/2000), 1. ehrende Erwähnung
Beweispartie in 18,5 Zügen (15+15)

 

Sofort fällt der dritte weiße Springer auf f8 im Diagramm auf — damit wissen wir auch schon, was mit [Be2] geschehen ist. Und schauen wir dann gleich nach den fehlenden Steinen: Bei Weiß wurde nur [Lf1] geschlagen, bei Schwarz nur [Be7], und der sicher nicht durch [Be2], da dies ja einen zweiten Schlagfall des Bauern erfordern würde, der aber nicht vorhanden ist.

Bei Weiß lohnt es nicht, Züge zu zählen, bei Schwarz schon: 3+1+5+2+3+4=18 — damit sind alle schwarzen Züge sichtbar.

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