Retro der Woche 19/2023

Bleiben wir noch etwas beim Blick in die Vergangenheit: In dieser Woche ist die Mai-Ausgabe des Problemist zunächst elektronisch erschienen; die Papierfassung kommt dann sicherlich in den nächsten Tagen.

Darin findet sich ein schon lange ausstehender Preisbericht: Der Retro-Bericht für die Jahre 1999-2000. Nachdem feststand, dass er ursprünglich vorgesehene Richter den Bericht nicht erstellen könne, hat der damalige Sachbearbeiter Cedric Lytton die Aufgabe übernommen — und die musste dann zusätzlich noch eine Weile auf die Veröffentlichung warten…

Heute möchte ich die bestplatzierte Beweispartie, sie landete auf Platz vier im Gesamtklassement, vorstellen.

Thierry le Gleuher
The Problemist 1999-2000 (1/2000), 1. ehrende Erwähnung
Beweispartie in 18,5 Zügen (15+15)

 

Sofort fällt der dritte weiße Springer auf f8 im Diagramm auf — damit wissen wir auch schon, was mit [Be2] geschehen ist. Und schauen wir dann gleich nach den fehlenden Steinen: Bei Weiß wurde nur [Lf1] geschlagen, bei Schwarz nur [Be7], und der sicher nicht durch [Be2], da dies ja einen zweiten Schlagfall des Bauern erfordern würde, der aber nicht vorhanden ist.

Bei Weiß lohnt es nicht, Züge zu zählen, bei Schwarz schon: 3+1+5+2+3+4=18 — damit sind alle schwarzen Züge sichtbar.

Und damit wissen wir auch, dass [Be7] zuhause verschwand — und das auch recht früh, da Lc5 und anschließendes d6 notwendig sind, um die schwarzen Offiziere so hübsch auf der fünften Reihe des Damenflügels zu drapieren. Erst dann nämlich können sich zuerst der König, dann die Dame auf ihre Wege nach Südwesten aufmachen.

Bei Weiß sieht man bis auf den Springer auf der achten Reihe (warum kann er nicht auf f8 entstanden sein?) und den fehlenden Läufer die komplette Partieanfangsstellung: Wie hat sich Weiß dann die Zeit vertrieben, vertreiben müssen?

Das ist nun die Frage, die ihr euch stellen solltet, bevor ihr zu lösen beginnt: Wer zieht bei Weiß eigentlich — und warum? Und wieso sind auch die weißen Züge eindeutig? Die „Eindeutigkeitsfrage“ ist vielleicht der entscheidende Schritt zum Löse-Erfolg, denn das wollt ihr euch sicherlich nicht nehmen lassen, das selbst herauszufinden? Die Problemist-Löser waren sich übrigens überhaupt nicht einig, ob das Stück nun schwer oder leicht zu lösen sei — was meint ihr?

Lösung


Sicherlich war zu erwarten, dass der dritte Springer nicht ein Überbleibsel ist, sondern thematisch: Hier tauschen nun die drei zyklisch ihre Plätze (nein, nicht ganz exakt — dafür müsste Sf8 ein Feld weiter links stehen): Das finde ich schon bemerkenswert! Und dieser Wechsel ist dadurch erzwungen, dass [Sb1] nicht leicht wieder zurückkehren kann. Besonders trickreich finde ich dann auch 15.Se4! Die schon angesprochene Stellung auf der fünften Reihe im Westen empfinde ich als hübsche Zugabe.

Das sollte doch zu lösen Spaß gemacht haben?

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