Im Retro-Turnier des Problemist für die Jahre 1999-2000 bekam eine höchst originelle Aufgabe den dritten Preis: Sie verbindet zwei Forderungen, die den Löser zum Selbst-Lösen/Konstruieren einladen sollen. Und entsprechend lade ich euch ein, euch darauf einzulassen — irgendwie passt das auch gut, wie ich finde, zum Sonntag des Andernach-Wochenendes!
Alexander Jarosch fordert nämlich das Einfärben einer gegebenen Stellung — und deren Ergänzung zu eine Illegal Cluster: Ihr erinnert euch? Eine illegale Stellung, die durch Entfernen eines jeden Steins (außer den Königen natürlich) legal wird.
The Problemist 1999-2000 (5/1999), 3. Preis
Färbe die Steine und ergänze alle fehlenden Steine zu einem Illegal Cluster (0+12)
Für die Ergänzung zum kompletten Figurensatz sind 12 vorgegebene Steine natürlich nicht der Rekord — den haben wir uns mit nur sieben Steinen im Retro der Woche 05/2023 angeschaut.
Aber hier kommt natürlich das Einfärben hinzu, was die generelle Komplexität deutlich erhöht.
Welche Lösungsidee können wir denn entwickeln? Häufig liegen etwa illegale Mehrfach-Schachs vor, die durch Entfernung eines Steins aufgehoben oder legalisiert werden können. Recht unwahrscheinlich bei 32 Steinen, dass das funktionieren könnte.
Wahrscheinlicher ist sicherlich, dass einer oder gar beiden Parteien ein letzter Zug fehlt, der nur durch Entfernen eines Steins bereitgestellt werden kann. Je mehr Steine in der Zielstellung gefordert sind, umso wahrscheinlicher ist solch ein Lösungsansatz.
Optimales Verschließen der Stellung gelingt uns, wenn wir alle schwarzen Bauern auf der vierten Reihe platzieren — dann können wir Überlegungen zum Färben sowie zum auffüllen der 1. bis 3. Reihe anstellen.
Machen wir das, stellen wir beispielsweise schnell fest, dass Se2 schwarz sein muss: Wäre er weiß, wäre die Stellung legal, zurück d5-d4 Sd4-e2. Aber auch auf der dritten Reihe können wir keinen Springer einsetzen: Dann wäre die Stellung nicht vernünftig blockiert (Sx5-y3).
Zunächst aber können wir die weißen Bauern einsetzen: „So weit vorne wie möglich“ ist plausibel, da dann Langschrittler möglichst weit „unten“ eingekesselt werden können. Und dabei fällt schon auf, dass auf der dritten Reihe keine weißen Offiziere stehen können, da damit die Stellung prinzipiell legal ist.
Das hilft deutlich weiter, denn dann sind die beiden Türme auf der ersten Reihe weiß, damit auch Kb1 und La2. Hingegen muss Lc1 schwarz sein: Wäre er weiß, bliebe die Stellung bei Entfernen des wBb2 illegal, denn auf b3 müssen wir die schwarze Dame ergänzen.
So schwer dürfte dann der Rest auch nicht mehr sein?
Wenn ihr euch die Stellung hier angeschaut habt, solltet ihr genau erkunden, wieso die Stellung bei Entfernung jedes einzelnen der 30 in Frage kommenden Steine legal wird.
Verblüffenderweise gab es Kochversuche mit echten „Löchern“ im Süden, also mit schwarzen Bauern, die nicht auf der 4. Reihe, sondern höher standen — die waren aber (bisher?) nicht erfolgreich. Hoffen wir, dass es auch nach 24 Jahren so bleibt.
I doubt that this problem is correct.
But we shall probably never know for sure.