Retro der Woche 29/2023

Vor einigen Wochen hatte ich Aufgaben aus den Retro-Preisberichten der Schwalbe für die Jahre um die Jahrtausendwende vorgestellt und dabei auf die beiden Hefte 232 und 233 (August und Oktober 2008) verwiesen. Im Augustheft findet sich neben dem Bericht für das Jahr 1999 auch noch (Seite 517–514) ein auch nach 15 Jahren noch höchst interessanter Artikel von Silvio Baier zu „ökonomischen Pronkins“ mit 56 Aufgaben.

Neben den 48 „Ökonomie-Rekorden“ stellte Silvio auch acht Vergleichsaufgaben vor, die beispielsweise „mehr Inhalt“ als der vielleicht ein wenig blutleere Zugökonomie-Rekord mit dem Umwandlungsmaterial zeigen.

Eine dieser Aufgaben stammt von mir, die ich heute hier vorstellen möchte.

Thomas Brand
Probleemblad 1995, 6. ehrende Erwähnung
Beweispartie in 16,5 Zügen (15+15)

 

Vergessen wir zunächst einmal, dass die Aufgabe in dem benannten Aufsatz nachgedruckt wurde: Vielleicht kommen wir selbst schnell zu dem Ergebnis, dass wir es hier mit dem Pronkin-Thema zu tun haben?

Schauen wir uns zunächst die Schlagbilanz an: Auf beiden Seiten fehlt ein Bauer, nämlich offensichtlich [Ba2] und [Be7]. Und beide können wegen der Doppelbauern auf beiden Seiten nicht eines „natürlichen Todes“ gestorben sein, da für sie kein Schlagobjekt vorhanden ist, das sie auf die Nachbarlinie hätte bringen können. Sie müssen sich also umgewandelt haben.

Also stellt sich die in solchen Fällen typische Frage: „Ceriani-Frolkin oder Phönix“? Oder mit anderen Worten: Sind die umgewandelten Steine noch auf dem Brett (also „Phönix“) oder sind sie geschlagen worden (also „Ceriani-Frolkin“)?

Diese Frage lässt sich hier einfach beantworten: Erst müssen sich Offiziere auf b6 bzw. f3 geopfert haben, damit die Bauern dann schlagfrei umwandeln konnten. Und damit wissen wir auch schon: [Ke1] und [Ta8] mussten, um dafür Platz zu schaffen, ihre Ursprungsfelder verlassen.

Und dann kann man überlegen, welche Steine sich dann auf b6 und f3 geopfert haben könnten. Und dabei hilft dann sogar das Zählen der sichtbaren Züge (vier bei Weiß, fünf bei Schwarz) weiter — zumindest, wenn man dann die notwendigen Opfer-, Umwandlungs- und Nach-Umwandlungszüge mit in Betracht zieht.

Damit sollte dann die Lösung auch ziemlich einfach sein?!

Lösung


Natürlich konnte ich es mir nicht verkneifen, auch wenn das Doppel-Pronkin-Thema mit dem 16. schwarzen Zug abgeschlossen war, noch den letzten weißen Zug „anzukleben“: Der vollendet einfach die Rückkehr des Königs.

Das Rekordstück von Silvio für Tt-Pronkin kommt mit 12(!) Zügen aus — mit vollkommen symmetrischem Spiel, indem das weiße Umwandlungsspiel auf der h-Linie, das schwarze auf der a-Linie passiert. Da gibt es natürlich quasi keine Interaktion von Schwarz und Weiß, und allein mit diesen Angaben könnt ihr wahrscheinlich den Zuglängenrekord rekonstruieren?

2 thoughts on “Retro der Woche 29/2023

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.